Lebensweise Privatpersonen

Was unser Strom wirklich kostet: Infografik zu Öko-, Kohle- & Atomstrom (Teil 3)

Geschrieben von Florian

„Einer neuen Wahrheit ist nichts schädlicher als ein alter Irrtum“
Wolfgang Goethe

Unser alter Irrtum ist, dass Atomstrom und Kohlestrom günstiger sind als Strom aus erneuerbarer Energie. Dieser Irrtum ist Fokus dieses Beitrags: Die wahren Energiekosten von Atomstrom, Kohlestrom und Ökostrom im Vergleich.

Es handelt sich hierbei um den letzten Teil einer 3-teiligen Serie zum wahren Energievergleich. Teil 1 thematisiert wie versorgungssicher und Teil 2 wie sauber unser Strom ist.

 

Bezahlbar für wen? Noch genauer: Für welche Generation?

Bei einer Betrachtung der Energiekosten und einem Vergleich zwischen Ökostrom, Kohlestrom und Atomstrom wird in der Regel nur die heute zu zahlende Strom-Rechnung angesehen. Das ist auch verständlich. Aber seit unserer akuten Schuldenkrise wissen wir, dass wir ebenso die Kosten betrachten müssen, die wir nicht direkt zahlen, sondern die der Staat für uns zahlt. Denn genau diese Kosten werden irgendwann durch unsere Steuergelder bezahlt. Früher oder später zahlen wir die wahre Rechnung. Hinzu kommen die externen Kosten durch die Umweltschäden, die teils irreparabel sind. Um daher zu beurteilen, welcher Strom wirklich bezahlbar ist, sollten wir alle staatlichen Förderungen mit einbeziehen:

  • Finanzhilfen: Bei Steinkohle durch Beihilfen zur Sicherung des Absatzes zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit („Kohlevorrangpolitik“) und bei der Atomenergie Forschungsausgaben und Kosten für Stilllegung und Rückbau
  • Steuervergünstigungen: geringe Energiebesteuerung von Braunkohle, Steinkohle und Atomenergie sowie bei Stein- und Braunkohle die Befreiung des Berg- und Tagebaus von der Wasser- und Förderabgabe
  • Vorteile im Emissionshandel: Braun- und Steinkohle profitieren finanziell von dem Marktwert der kostenlos zugeteilten Zertifikate
  • EEG-Umlage: Finanzielle Unterstützung zum Ausbau der erneuerbaren Energie
  • Rückstellungen: Entsorgungsrückstellungen in der Atomwirtschaft

Dabei müssen relativieren was Politik, Verbände und Unternehmen öffentlich kommunizieren: Es gibt die Angstmache über mögliche Blackouts wegen der Energiewende, die für die Öffentlichkeit gedachte Wahrheit und die ganze Wahrheit. Denn die in der Öffentlichkeit kommunizierten Förderungen sind kleiner als die echten Förderungen, d.h. viel wird von der Politik verschwiegen, damit Kohle- und Atomstrom nicht zu schlecht dastehen.

Ein gutes Beispiel ist der Bericht Europäischen Kommission zum Energiemarkt, in dem in der finalen Version von EU-Kommissar Günther Oettinger viele wesentliche Passagen über die Förderungen vom Atomstrom und Kohlestrom gelöscht wurden. Ärgerlich nur, dass eine Version mit den Änderungen im Nachverfolgungsmodus an die Presse gegangen ist.

 

Die wahren Energiekosten

Diese rauszubekommen ist gar nicht so leicht. Das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft hat sich in einer umfangreichen Studie die Mühe gemacht.

Die wesentlichen Erkenntnisse und Zahlen:

  • Atomstrom und Kohlestrom wird seit 1970 intensiv gefördert. Erneuerbare Energien hingegen erst seit Mitte eher Ende der 1990er Jahre von erwähnungswürdigen Förderungen.
  • Atomstrom wird mit 213 Mrd. Euro, Steinkohle mit 311 Mrd. Euro und Braunkohle mit 87 Mrd Euro staatlich gefördert. Insgesamt wurden Atom- und Kohlestrom seit 1970 mit 611 Mrd. Euro gefördert.
  • In den Berichten der Bundesregierung tauchen allerdings nur Förderungen in Höhe von 256,38 Mrd. auf, d.h. nur gut 40% der realen Förderungen. Aufgeteilt bedeutet das, dass bei Atomstrom 24%, bei Steinkohle 66% und bei Braunkohle 0% der Förderungen öffentlich kommuniziert werden.
  • Die Erneuerbaren Energien wurden erst seit 2005 vermehrt gefördert. Insgesamt belaufen sich die Förderungen auf 67 Mrd. Euro, davon werden 81% der Förderungen in öffentlichen Berichten der Regierung ausgewiesen.
  • In den oben genannten Förderungen sind die externen Kosten der Stromerzeugung nicht enthalten. Es handelt sich hierbei um die Kosten, die nicht vom Kraftwerksbetreiber getragen werden, sondern die die Gesellschaft infolge von Umweltbelastungen, Verlust von Lebensräumen (Biodiversität) und Klimawandel zahlen muss.
  • Die externe Kosten im Überblick: Atomenergie 34,3 Ct/kWh, Steinkohle 8,9 Ct/kWh, aus Braunkohle 10,7 Ct/kWh, aus Erdgas 4,9 Ct/kWh, aus Windkraft onshore 0,3 Ct/kWh, aus Wasserkraft 0,2 Ct/kWh und aus Photovoltaik 1,2 Ct/kWh
  • Teils wird die Atomenergie bei der Berechnung der externen Kosten auch dem schlechtesten fossilen Brennstoff, der Braunkohle, gleichgesetzt. Die externen Kosten lägen dann bei 10,7 Ct/kWh. Allerdings sind hierbei die horrenden Kosten eines Super Gaus nicht eingepreist.
    Zur Erinnerung aus Teil 2: „In der Ukraine gehen 20 Jahre nach Tschernobyl immer noch 6% des Staatsbudgets zu Lasten des Unglücks, es waren mal 20%.“
  • Die externen Kosten bei den erneuerbaren Energien sind für die Herstellung der Anlagen mit dem anfallenden Material- und Energieverbrauch.
  • Die Internationale Energieagentur (IEA) hat einen Report namens “Energy Technology Perspectives” rausgebracht, in dem es Kosten und Ertrag der globalen Energiewende gegenüberstellt. Um die CO2-Emissionen bis 2050 um 70% zu senken, müssten 32 Billionen Euro investiert werden. Das dadurch gewonnene Einsparpotenzial läge bei 52 Billionen Euro. Demnach entsteht durch die globale Energiewende ein Gewinn von 52 Billionen Euro.

Alle Zahlen finden sich in der unten stehenden Infografik.

Das Fazit

Der allerbeste Strom ist der Strom, der gar nicht verbraucht wird. Licht aus und Geräte aus, wenn wir es bzw. sie nicht brauchen. Dafür ist nur ein wenig Disziplin notwendig.

Solange wir durch einen Atom- oder Kohlestromtarif das umweltschädliche Wirtschaften der Energieunternehmen unterstützen, tragen wir als Konsumenten die Mitverantwortung. Die horrenden Kosten und Umweltbelastungen für Atomstrom und Kohlestrom zahlen früher oder später wir. Nur wenn wir zunehmend mehr Ökostrom nachfragen, wird auch mehr Ökostrom produziert bzw. der Ausbau seitens der Unternehmen vorangetrieben. Niemand baut bei mangelnder Nachfrage das Angebot an Ökostrom aus.

Wir sind die Energiewende.

Folgende Top 10 Anbieter für Ökostrom gibt es, die laut der Utopia Stiftung im Sinne ihrer Aktivitäten ein solches Siegel verdient haben.

 

Die Infografik

Was unser Strom wirklich kostet: Der Vergleich der realen Energiekosten von Atom-, Kohle- und Ökostrom.

Hier zum Download, zur freien Verfügung mit der Bitte um Erwähnung und Verlinkung.

Was unser Strom wirklich kostet

 

Artikelbild: morguefile.com

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