Vor drei Jahren habe ich einem Freund erklärt, wie der Zusammenhang zwischen dem Preis für ein Stück Fleisch beim Discounter und dem durch ein Starkregenereignis verursachten Wasserschaden im Keller ist.
Jetzt, drei Jahre später, liest man in den Zeitungen erneut viel über den Zusammenhang unseres eigenen Handelns (oben eben nicht Handelns) und den daraus resultierenden Konsequenzen.
Der Zeigefinger ist schnell erhoben – die Warnungen wurden missachtet, die Menschen zu spät gewarnt, der Hochwasserschutz ist nicht gut genug. Das mag alles sein, aber es verschleiert nur den für jeden einzelnen viel schmerzvolleren Aspekt, dass jeder von uns Teil des ursächlichen Problems ist.
Die Erkenntnisse sind weder neu noch besonders schwer zu verstehen. Schon über 30 Jahre warnen uns Wissenschaftler genau vor diesen Ereignissen, wie wir sie dieser Tage in weiten Teilen Deutschlands erleben mussten. Schon damals zeigten Simulationen, dass durch den CO2-Anstieg in der Atmosphäre leichte Niederschläge global gesehen seltener, Starkregenereignisse dagegen häufiger werden. Und bei eben diesem CO2-Anstieg kommt dann auch spätestens das Wort „menschgemachter“ vor das Wort „Klimawandel“.
Die CO2-Bilanz eines Menschen in Deutschland (Durchschnitt) beträgt derzeit ca. 12.500 kg CO2 pro Jahr. Klimaverträglich, bzw. notwendig, wenn zukünftige Generationen auf diesem Planeten leben sollen, wäre ein Jahresbudget von weniger als 2.000 kg CO2 pro Kopf (besser 1.000 kg). Es wird also sehr schnell klar:
Jeder von uns ist Teil des Problems und gleichermaßen Teil der Lösung.
Damit wir beim Klimaschutz endlich weiterkommen, dürfen unsere Vorsätze jedoch nicht immer mit einem „aber“ verbunden sein:
Ich bin auch für Klimaschutz, ABER …
… ich will ohne Tempolimit auf Autobahnen fahren dürfen.
Dabei würde beispielsweise einem Tempolimit von 130 km/h auf den Autobahnen eine Reduktion um 1,9 Millionen Tonnen weniger CO2 Äquivalente im Jahr bedeuten. [Quelle]
… ich will täglich Fleisch essen.
Dabei geht man geht derzeit davon aus, dass 14,5 % der weltweiten durch Menschen verursachten Treibhausgasemissionen aus der Haltung und Verarbeitung von Tieren stammen. [Quelle]. Sehr viele Infos zu dieser Thematik findet ihr auch in diesem Blog Beitrag.
… jedes Jahr in Urlaub fliegen gönne ich mir.
Dabei reichen beispielsweise bereits zwei Urlaubsreisen nach Griechenland (2x Hin- und Rückflug von Köln nach Athen) um dein gesamtes CO2 Budget für das ganze Jahr zu verbrauchen. Um zukünftige Generationen nicht weiter zu belasten, müsstet du also den Rest des Jahres auf jedweder Konsum oder Mobilität verzichten. [Quelle]
… beim Stromtarif kommt es mir auf jeden Cent an.
Dabei ist „Geiz ist geil“ eine sehr fatale Einstellung, wenn es um Investitionen in die Zukunft unserer Kinder geht. So machen wir uns beim Strom weniger Gedanken um dessen Herkunft als um dessen Preisgestaltung. Da der konventionelle Strom in Deutschland jedoch bisweilen mittels Verbrennung von Kohle generiert wird entstehen dabei auch Unmengen an CO2. [Quelle]
… ich fahre halt gerne Auto.
Dabei stößt ein Auto mit einem durchschnittlichen Benzinverbrauch von 6 Litern auf 100 Kilometern rund 16,7 kg CO2 aus. Bei einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 km sind das bereits 2.500 kg CO2 und damit bereits mein gesamtes CO2 Budget. [Quelle]
Doch auch Dinge, die nicht direkt mit dem Klima in Verbindung gebracht werden, begünstigen Katastrophen nach Starkregenereignissen. So argumentiert man beispielsweise gerne:
… ich habe keine Zeit mich um eine Grünfläche zu kümmern. Deswegen habe ich lieber Pflastersteine oder mache einen „Steingarten“ daraus.
Dabei könnte unser Boden je nach Art und Bepflanzung bis zu 200 Liter Niederschlag pro Kubikmeter aufnehmen. Kann das Wasser jedoch nicht versickern, sucht es sich einen anderen Weg. [Quelle]
Diese Liste könnte ich um eine Menge weiterer Punkte erweitern, aber ich denke es ist klar, worauf ich hinaus möchte. Nur auf die Politik zu zeigen ist zu einfach. Um diese zu beeinflussen kann jeder im September die richtige Wahl treffen. Aber auch die richtige Politik braucht die Unterstützung und Akzeptanz durch die Bevölkerung.
Wir leben maßlos über unsere Verhältnisse, oder sagen wir besser maßlos auf Kosten unser Kinder und Enkelkinder.
Derzeit werden wir schmerzlich daran erinnert und aktuell sind wir alle noch sprach- und hilflos ob der Geschehnisse und Bilder aus den betroffenen Ortschaften. So wie akAtuell viele Helfer in vielen Orten Anpacken, so müssen wir auch die Klimakrise gemeinsam bewältigen. Die Fakten liegen seit Jahrzehnten auf dem Tisch. Sie wurde schon oft genug erläutert und sind jedem bekannt. Es ist höchste Zeit zu handeln. Also worauf warten wir?
Auf geht’s: