Klimawandel

Nachhaltige Mobilität: Was ist das & wie setzt man es um?

Geschrieben von Florian

Die besten CO2-Emissionen sind die, die gar nicht erst entstehen.

Eine tolle Weisheit, bei der jeder „Ja“ sagt. Und diese Aussage ist auch goldrichtig. Denn als erstes sollten wir Emissionen und Ressourcennutzung vermeiden, wenn das nicht möglich ist, sollten wir sie reduzieren und anschließend kompensieren.

Folgen wir der Weisheit, dürfen wir erst mal nicht über Elektromobilität und Elektro-Autos reden. Denn sie sind in der Herstellung ressourcenintensiv, brauchen Seltene Erden für die Akkus und auch der „grüne Strom“ muss dafür extra erzeugt werden.

Wir müssen bei der Vermeidung beginnen. Daher sollten wir erst mal über die Förderung einer Fahrrad-Kultur sprechen. Und darüber, wie wir es schaffen, dass wir wieder mehr zu Fuß gehen, um einen Ort zu erreichen.

Im Park oder Wald spazieren gehen oder radeln ist hier nicht gemeint. Denn: Die Natur schätzen, schützt die Natur nicht zwangsläufig.

Es geht um nachhaltige und umweltbewusste Mobilität in unserem Alltag: zur Arbeit, zum Einkaufen, in die Stadt, zum Sport, zu Freunden, zum Ausflüge machen und zum Urlauben.

 

Viel mit dem Auto unterwegs

55% des Personenverkehrs macht das Auto aus; Tendenz steigend. Die meisten Wege legen wir in der Freizeit zurück.

Ein Treiber für Pkw-Fahrten ist auch die Arbeit: 88 % aller dienstlichen Wege und 70 % aller Wege zur Arbeit werden mit dem Auto oder Motorrad zurückgelegt. Und dann meistens alleine. Fahrgemeinschaften sind einfach zu …. Warum geht das im eigenen Falle noch mal nicht?

Laut dem Statistischen Bundesamt macht das Fahrrad im Personenverkehr nur 9% vom Gesamtaufkommen aus. In fahrradfreundlichen Städten wie z.B. Kopenhagen beträgt es 38%. Bis zu 30% der Pkw-Fahrten in Ballungsgebieten ließe sich auf den Radverkehr verlagern, schätzen Experten.

Ohne eine solche Verlagerung werden wir die dringend benötige Reduktion der CO2-Emissionen nicht schaffen. Der Verkehrssektor macht 23% der weltweiten CO2-Emissionen aus, davon fallen 73% auf den Straßenverkehr. Seit 1990 ist dieser Anteil um 48% gestiegen, so ITF-Studie. Auch kommen die darin enthaltenen Stickoxide, die die Atemwege negativ beeinflussen und Krankheiten wie Asthma auslösen, zu 72% aus Verbrennungsmotoren, so die IFEU-Studie.

Die Reduktion der Pkw-Nutzung ist damit ein entscheidender Hebel im Kampf gegen den Klimawandel und im Kampf für eine Verbesserung der Luftqualität.

 

Gesundheit, Zeit und Geld als Motivation

Wer sich keine Zeit für regelmäßige Bewegung nimmt, wird sich irgendwann einmal sehr viel Zeit für Krankheit nehmen müssen.
Lao Tse

Richtig, Radfahrer und Fußgänger sind keine selbstlosen Umweltschützer. Ja, sie schützen die Umwelt, aber sie machen auch sehr viel für sich. Denn die damit verbundene Bewegung hat einen tollen Nebeneffekt: Täglich 30 Minuten moderate körperliche Aktivitäten verringern das Risiko an Übergewicht, zu hohen Blutdruck und an Herz-Kreislauf-Problemen zu erkranken. Immer mehr Kinder sind davon betroffen, berichtet die WHO. Die Eltern sollten daher mit gutem Beispiel vorangehen.

Günstig ist es auch noch: Ein gebrauchtes Stadt-Rad kostet ungefähr 2-3 Tankfüllungen. Neue Räder gibt es meist günstig als Vorjahres-Modell zu haben. Wer einen Platten hat und deshalb nicht fahren kann – hier gibt es eine von unzähligen Flick-Anleitungen als Video.
In manchen Städten kann man sich auch für Ad-Hoc-Fahrten ein Rad leihen, z.B. über Call-a-Bike oder Next-Bike.

Zudem ist Rad fahren und zu Fuß gehen meist viel effektiver, denn die Zeit des Parkens und der Weg vom Parkplatz zum Ziel werden häufig vergessen. Auch gibt es keine Staus, die wohl eine der führenden Zeitverschwendungen sind. Es überrascht daher nicht, dass Untersuchungen zufolge in Großstädten das Fahrrad bei 40-50 % der Autofahrten über eine Strecke von weniger als 5km Länge das schnellere Transportmittel ist.

Lärm macht krank, auch Auto-Lärm. Da flüchten wir im Urlaub in ruhige Gegenden und fahren daheim doch mit dem lauten Auto rum. Wissentlich, dass Ruhe Lebensqualität ist. Welch Ironie.

 

Auch bei Fernreisen umdenken

Wir können einerseits in Bezug auf das Verkehrsmittel umdenken: Statt Auto fahren oder fliegen können wir häufiger die Bahn nutzen. Ich genieße das Bahn fahren immer sehr: arbeiten, Buch lesen, Film schauen oder nachdenken. Alles möglich. Im Auto nicht. Die Netto-Flugdauer ist zudem irreführend. Inklusive den Kontrollen und An-/Abreise zum Flughafen, d.h. von Tür zu Tür, ist die Bahn häufig schneller oder nur wenig langsamer. Echte Ruhe gibt es nur mal kurz im Flieger, sonst viel Hektik.

Andererseits können wir selber unsere Ziele bestimmen. Es muss nicht immer eine Fernreise sein. Die Bahn hat ein tolles Angebot namens „Fahrtziel Natur“ mit 22 Naturjuwelen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, alle mit der Bahn erreichbar. Auch gibt es sicherlich viele spannende Ausflugs-Ziele 50-100km um den eigenen Wohnort rum: Welche 5 Empfehlungen würde man einem Freund geben, der die Gegend besuchen will?

 

Energiebilanzen der Verkehrsmittel im Vergleich

Energiebilanz - Vergleich CO2-Emissionen je VerkehrsmittelDer Grund für das Umdenken liegt auf der Hand (siehe Infografik): Das Flugzeug ist mit 196g CO2 pro Kilometer mit Abstand am schlechtesten für die Umwelt. Eine Fernreise schlägt daher gleich doppelt zu Buche. Nur Kreuzfahrten sind von den Emissionen noch schlimmer. Die Bahn ist mit nur 43g CO2 pro Kilometer bei Fernreisen deutlich besser für die Umwelt. Auch der öffentliche Nahverkehr (72-74g/km) ist eindeutig weniger belastend als das Auto mit 139g pro gefahrenen Kilometer (bei 1,5 Personen im Auto). Fährt man das Auto alleine, liegt der Wert entsprechend höher.

Bei Elektro-Autos sind die Angaben noch sehr schwankend. Berechnet man die CO2-Emissionen basierend auf dem deutschen Strommix, liegt z.B. ein Nissan Leaf bei 86g/km. Bei Nutzung von Windkraft sind es nur 4g/km. Wichtig ist aber, sich bewusst zu machen, dass diese Energie aus Erneuerbaren Quellen aktuell nicht vorhanden ist, sondern für Elektro-Autos neu ausgebaut werden muss, wenn man nicht den Strommix exkl. Elektro-Autos verschlechtern will. Eine Übersicht der CO2-Emissionen je Modell – Batterie-betriebene- und Hybrid-Autos – liefert der VCD.

 

Jetzt aber schnell los

Warum eigentlich? Sind 5 Minuten wirklich entscheidend?

Und warum nicht die nächste Strecke anstatt mit dem Auto mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurücklegen?

 

Artikelbild: Unsplash von Sylwia Bartyzel

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