Zurzeit tobt wieder der Kampf um unsere Stimmen zur Europawahl. Dies ist besonders interessant, da die Umweltpolitik in ganz Europa davon abhängt, wie die Wahl ausgehen wird. Allerdings zeigt sich bei vielen Parteien ein Trend, der einer nachhaltigen Entwicklung einen Bärendienst erweist. Das Problem ist aber nicht die Partei, sondern der Wähler!
Der Klimawandel – Die größte Herausforderung unserer Zeit
Wäre es nicht schön, wenn es keinen Klimawandel gäbe? Herrlich! Als Politiker müsste man dann z.B. keine Vorsorge treffen, um die Folgen des Wandels abzuschwächen. Kein Wähler würde von einem ein solches Vorgehen fordern und man könnte weitermachen wie bisher.
Leider ist dies aber nicht so! Der Klimawandel findet statt. Dies stellt wohl die überwiegende Zahl der Forschenden nicht in Frage. Und da der überwiegende Teil der Experten von einem menschengemachten Klimawandel ausgeht, müssen wir wohl oder übel einsehen, dass unser Handeln bzw. Wirtschaften auf der Erde weitreichendere Folgen hat als bisher angenommen und wir dies ändern müssen. Laut ARD-Deutschlandtrend des Morgenmagazins gehen jedenfalls mittlerweile auch 86% der Menschen in Deutschland von einem menschengemachten Klimawandel aus. Somit sollte doch alles klar sein, oder?
Der Umgang der Parteien mit großen Herausforderungen
Viele Parteien tun sich aber schwer mit der Aufgabe die Veränderung einer Gesellschaft konstruktiv zu begleiten. Während Populisten den Klimawandel schlichtweg verleugnen und Fakten lieber ihren Vorlieben unterordnen, erkennen traditionelle und konservative Parteien zwar die Fakten an, können sich aber nicht dazu durchringen konsequent zu handeln. Eine CO2-Steuer wird, obwohl sie in Norwegen bereits eingeführt wurde und gute Ergebnisse liefert, als gewagtes Experiment verkauft, der Ausbau des Radverkehrs und des ÖPNV in den Innenstädten wird seit Jahrzehnten verschlafen, obwohl der motorisierte Individualverkehr an seine Grenzen stößt und enorme gesundheitliche und umweltliche Auswirkungen zeitigt oder die klimafreundliche Sanierung des Gebäudebestands geht aufgrund einer jahrelangen Beibehaltung der Regelungen, die vor allem die Dämmung fördert, ins Leere.
Traditionellen oder konservativen Parteien sind nun mal eher darauf ausgerichtet Veränderungen vorsichtig anzugehen. Auch ihre Spender und Wählerschaft ist von großen Veränderungen nicht erfreut, denn sie Fürchten negative Konsequenzen. Auf den ersten Blick ist dies auch vernünftig. Wer möchte sich denn durch blinden Aktionismus einem erhöhten Risiko aussetzen? Große Veränderungen können zu negativen Folgen führen. Das gilt es als Gesellschaft natürlich zu vermeiden. Somit ist besonders die sogenannte Null-Option – das Nichtstun – eine gute Option, wenn alles gut läuft.
Der Klimawandel verändert die Umwelt – Passt sich der Mensch rechtzeitig an?
Allerdings haben wir hier eine andere Ausgangslage, denn der Klimawandel ist bereits da und auf unser jahrzehntelanges Handeln und Wirtschaften zurück zu führen. Es läuft also nicht nur nicht alles gut. Es läuft sogar ziemlich schlecht! Auch wenn sich dies lange nicht wirtschaftlich äußerte, führen die extremen Wetterereignisse nun zu finanzielle Schäden. Es ist davon auszugehen, dass es sich dabei nur um die Vorboten handelt und es zu noch größeren Problemen kommen wird (z.B. noch extremere Ereignisse, Klimamigration etc.). Wenn wir die negativen Auswirkungen begrenzen wollen und somit unseren Lebensraum weitgehend erhalten wollen, dann müssen wir von der Null-Option abkehren und etwas tun! Eine konservative Herangehensweise kostet uns bereits wichtige Jahre in denen wir den CO2-Ausstoss hätten begrenzen können.
Aber die Verantwortung auf die herrschenden Parteien abzuwälzen, wäre zu kurz gedacht! In einer Demokratie ist die Bevölkerung der Souverän und eine Partei richtet ihr Handeln zunächst einmal nach dem Wähler, der die Freiheit hat zu entscheiden, welche Partei er wählt. Wenn Populisten den Klimawandel leugnen, dann geschieht das, weil es Wähler gibt, die das auch so sehen, obwohl die Faktenlage sehr gut belegt und nachvollziehbar gemacht wird. Wenn traditionelle oder konservative Parteien dringend nötige Veränderungen verschleppen, dann geht das nur, weil es Wähler gibt, die dieses Handeln dulden.
Wenn wir uns als Gesellschaft nachhaltig entwickeln wollen und uns dabei den drängenden Herausforderungen des Klimawandels stellen wollen, müssen wir unsere Verantwortung als Souverän endlich annehmen. Für die kommende Europawahl am 26.05.2019 bedeutet dies, dass wir uns entscheiden müssen, wie wir mit unserer Verantwortung umgehen wollen. Wollen wir die Fakten lieber unseren Vorlieben unterordnen und in einer Traumwelt leben, bis uns die Entwicklungen einholen? Wollen wir die Fakten anerkennen, aber nicht danach handeln, weil uns die Veränderung unserer Lebensweise zu mühselig ist? Wollen wir die Fakten anerkennen, endlich danach handeln und uns als Menschen an die größte Herausforderung unserer Zeit anpassen? Ich jedenfalls weiß was ich will und bin gespannt auf den Ausgang der Europawahl.
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