In Teil 1 ging es um die Versorgungssicherheit von Ökostrom, Kohlestrom und Atomstrom. In Teil 3 geht es um die wahren Energiekosten.
In diesem Teil 2 geht es darum, wie sauber unser Strom wirklich ist.
Kohlestrom
Kohlestrom ist aufgrund der hohen CO2- Emissionen ein wesentlicher Treiber der deutschen CO2-Emissionen. Laut dem WWF stehen sechs der zehn am meisten Kohlendioxid produzierenden Kohlekraftwerke der EU in Deutschland. Unsere Kohlekraftwerke gefährden damit unsere Klimaschutzziele.
Der Abbau von Kohle führt zu tiefen Eingriffen in das Landschaftsbild und in die Natur. Beim Untertagebau können auch Bergschäden entstehen, die zu Absenkung der Landschaft führen. Zudem muss künstlich der Grundwasserspiegel abgesenkt werden. Bei einer Kühlung des Kohlekraftwerkes mit Flusswasser führt dies zu einer Erwärmung des Gewässers. Aufgrund dieser Gefahr ist die maximale Erwärmung der Flüsse behördlich festgelegt.
Des Weiteren sind der Flächenverbrauch und damit der Verlust an Biodiversität immens. Der Flächenverbrauch aller deutschen Braunkohletagebauten liebt bei ca. 2.400 km², das entspricht der 4-fachen Fläche des Bodensees. Im Zuge dessen wurden 45.000 Menschen im Rheinischen Braunkohlerevier umgesiedelt.
Und nicht nur unser Klima, sondern auch unsere Gesundheit ist in Gefahr: Laut einer Studie der Universität Stuttgart im Auftrag von Greenpeace gehen aufgrund der Feinstaub-Emissionen aus deutschen Kohlekraftwerken jährlich ca. 33.000 Lebensjahre verloren.
Durch den Kohleabbau entstehen sogenannte Ewigkeitskosten, die alleine für den deutschen Steinkohleabbau von KPMG auf mindestens 12,5 Mrd. Euro beziffert werden. Diese externen Kosten trägt der Steuerzahler, nicht der Verursacher.
Atomstrom
Atomstrom mag in der Erzeugung kein CO2 ausstossen, aber deshalb ist Atomenergie noch lange nicht sauber. Die beiden Sorgenkinder sind der Abbau und die Entsorgung.
Uranminen sind durch die im Uranerz natürlich vorkommenden Radionuklide gesundheitsschädlich und umweltschädigend. Zudem: 70 % der bekannten weltweiten Uranvorräte finden sich auf indigenem Land und die dort lebenden Völker werden ihrer Heimat beraubt.
In Niger, wo der Konzern Areva seit 35 Jahren Uran abbaut, liegt der Strahlenwert im Trinkwasser bereits über der empfohlenen Höchstdosis. Die Greenpeace-Expertin Rianne Teule in einem SPIEGEL-Interview über die schmutzige Seite der Kernkraft: „Es gibt in den Minenstädten Arlit und Akokan überall radioaktive Kontamination: in der Luft, im Wasser, in der Erde. Wir fanden eine hohe radioaktive Belastung in den Straßen von Akokan. Das bei der Uranförderung übriggebliebene Gestein liegt im Freien herum. Dadurch gelangt Radon in die Luft, das schon in geringen Konzentrationen Krebs verursachen kann.“ Restgestein aus der Mine, aus dem das Uran herausgelöst wurde, gibt es mehr als genug: 35 Millionen strahlende Tonnen. 2.200 Minenarbeiter sind in Niger im Dienste von Areva tätig. Lungenkrebs gilt dort aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen als „Berufskrankheit“. Laut Areva stimmt dies aber nicht: Radioaktivität ist nicht gefährlich, denn es gab noch kein offizielles Opfer. Die Menschen sterben offiziell alle an Malaria oder AIDS, nicht Krebs.
Vom Reichtum durch den Uranhandel kommt bei der Bevölkerung in der Nähe der Uranminen nichts an. Niger gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. In dem Kurzfilm “Auf Augenhöhe” zeigen indigene AktivistInnen aus dem Niger, Namibia und den USA über ihr Leben mit den tödlichen Hinterlassenschaften von Uran (Hier das 11-Minuten Video). Der Film „Uranium – is it a country“ von Strahlendes Klima e.V. zeigt Uranabbau in Australien (Hier geht es zum Video). Der Dokumentarfilm „Yellowcake“ begleitet das größte Sanierungsprojekt in der Geschichte des Uranerzbergbaus.
Zudem ist die Aufbereitung von Uran sehr energieintensiv. Eine Studie des Österreichischen Ökologie-Instituts und der Österreichischen Energieagentur besagt, dass Atomenergie aus energetischer Sicht nicht mehr sinnvoll ist, da mehr Gestein aufgrund des zunehmend sinkenden Uranerzgehalts gefördert werden muss, was die CO2-Emissionen deutlich über jene von erneuerbaren Energien ansteigen lässt.
Sauber ist Atomstrom im Betrieb nur dann, wenn ein Vorfall wie Tschernobyl oder Fukushima, der statistisch gesehen alle 10 Jahre passiert, relativ zum Nutzen als vertretbar sauber gesehen wird. Die Kosten für einen solchen Super Gau zahlt übrigens in erhöhtem Maße der Steuerzahler: In der Ukraine gehen 20 Jahre nach Tschernobyl immer noch 6% des Staatsbudgets zu Lasten des Unglücks (es waren mal 20%).
Dann gibt es noch das Problem der Entsorgung, denn Atommüll ist noch Jahrtausende lang radioaktiv verstrahlt, z.B. Plutonium 24.000 Jahre und Jod-129 17 Mio. Jahre. Bei Atommüll wird angenommen, dass er 1 Mio. Jahre lang strahlt. Eine saubere Entsorgung dieses radioaktiven Materials ist trotz der bisher über knapp 50 jährigen Nutzung der Kernenergie allerdings ungeklärt. 2050 wird aber eine deutsche Lösung erwartet.
Und Atommüll gibt es viel: Bis Ende 2010 sind weltweit etwa 300.000 Tonnen hochradioaktiven Abfalls angefallen.
Ungefähr 100.000 Tonnen radioaktiven Abfalls wurden bereits im Meer „entlagert“. Dies ist seit 1994 für Feststoffe verboten. Die direkte Einleitung von radioaktiven Abwässern in Meergewässer ist weiterhin legal und wird praktiziert.
Eine ungeklärte Entsorgung des radioaktiven Materials hat neben Umwelt und Gesundheit noch ein weiteres Risiko: Missbrauch zur Kernwaffen-Produktion. Allein der Atommüll von UK reicht für Zehntausende Atombomben.
Ökostrom
Wer sauberen Strom will, sollte daher schnell zu einem Ökostrom-Anbieter wechseln. Hier gibt es eine Bestenliste mit Ökostrom-Anbietern.
Zu Teil 1 mit der Frage „Wie versorgungssicher unser Strom ist„.
Zu Teil 3 mit den wahren Energiekosten.
Artikelbild: morguefile.com
[…] Meinungsbildung entscheidend. In 3 Teilen werden die drei Aspekte versorgungssicher (dieser hier), sauber und bezahlbar umfassend […]
[…] einer 3-teiligen Serie zum wahren Energievergleich. Teil 1 thematisiert wie versorgungssicher und Teil 2 wie sauber unser Strom […]
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