Es gibt meterweise Ratgeber zum Entrümpeln, und manche enthalten hervorragende Tipps: So rät Marie Kondo („Magic Cleaning“), alles auf den Boden zu legen, jedes Buch und jedes T-Shirt. Erst dann, sagt sie, gewinne man genug Abstand, um sich fragen zu können, ob man etwas behält. Zurückräumen solle man nur, was einen glücklich mache – eine harte Regel, denn vielleicht gibt es doch manche Sachen, die man häufig benutzt, auch ohne dass sie direkt beglücken, etwa ein Wischlappen.
So gut wie solche Tipps wie von Marie Kondo helfen, setzen Sie dennoch voraus, dass man bereit ist, sich vom Überfluss zu befreien. Dazu muss man sich selbst kennenlernen, und das geht auch spielerisch.
Entrümpelspiel
Den entscheidenden Ruck zum Entrümpeln kann es geben, wenn man erkennt, was einem wirklich wichtig ist, oder wenn man begreift, wie man sich bisher selbst überlistete – bei beidem können Fragen wie die folgenden helfen:
- Können Sie Ihre Fensterbank öffnen, und zwar alle?
- Freuen Sie sich über alle Sachen, die Sie besitzen?
- Was ist Ihre Entrümpelungs-Schwachstelle? Sammeln Sie etwas?
Um sich selbst zu durchschauen, hilft auch ein Rümpler-oder-Entrümpler-Test, der zum Beispiel folgende Frage enthält:
Sie möchten ein großes Handtuch kaufen, und ausgerechnet heute gibt es ein Sonderangebot: drei Stück zum Preis von zweien.
1 Als alter Sparfuchs greife ich zu.
2 Erst mal meinen Partner/ meine Partnerin anrufen.
3 Ein Handtuch kaufe ich, dabei bleibt es.
Nicht rümpeln
Die Entrümpelbücher hören in der Regel auf, wenn das Ziel erreicht ist, die Schublade nicht mehr überfüllt, das Regal wieder benutzbar und vielleicht sogar ein ganzes Zimmer geleert. Aber was macht man mit dem gewonnenen Platz? Hier droht eine Gefahr, vor der ein Ratschlag hilft, der mindestens so wichtig ist wie das Entrümpeln: Nicht rümpeln! Es wäre tragisch, die mühsam leergeräumten Schubladen bald wieder mit neuem Zeug zu füllen. Genau das aber droht sogar jedem, der sich zu sehr mit Wohnen beschäftigt – hinter vielen vermeintlichen „Wohnideen“ in bunten Magazinen verbergen sich Rümpeltipps, die dazu verführen, nutzlosen Nippes anzuhäufen, angeblich platzsparende Taschen und Boxen und Dosen.
Es gibt eine bessere Möglichkeit, freigeräumten Platz zu nutzen: ihn mit anderen teilen. Wer einen Raum übrig hat, kann ihn vermieten, vielleicht an neue Mitbewohner oder Untermieter, oder aber – wenn das zu eng wird – als abgetrennte Einliegerwohnung an neue Nachbarn. Dieses Zusammenrücken bringt neue Nähe, verschafft anderen Wohnraum und ist darüber hinaus nachhaltig, denn der in Altbauten besser genutzte Raum macht Neubau überflüssig. Platzsparen ist ökologisch.
Der Gastautor dieses Artikels ist Daniel Fuhrhop, Architekturexperte und Autor. „Entrümpeln“ und „Nichtrümpeln“ sind 2 von 66 Raumwundern aus seinem Ratgeber „Einfach anders wohnen. 66 Raumwunder für ein entspanntes Zuhause, lebendige Stadtviertel und grüne Städte“; mehr dazu auf seiner Webseite.
Fotos im Beitrag: Daniel Fuhrhop
Artikelbild: Rob Bye on Unsplash