„In einer fernen Zukunft ist die Erde durch Umweltverschmutzung aufgrund des gesteigerten Massenkonsums und der daraus resultierenden Vermüllung unbewohnbar geworden.“ Auszug Wikipedia
Das ist der einleitende Satz auf Wikipedia, zur Beschreibung der Handlung des 2008 erschienenen Kinder-Kinofilms „WALL·E – Der Letzte räumt die Erde auf“. Wir können heute relativ sicher sagen, dass wir nicht die Letzten sein werden, aber wir arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, die „ferne Zukunft“ etwas weniger fern sein zu lassen.
Über 3 Millionen Besucher sahen sich den Film in den deutschen Kinos an. Fraglich ob ein nicht animierter Film mit realen Müllbergen ähnlich viele interessierte Besucher ins Kino hätte locken können. Dabei sind solche Bilder längst nicht mehr fiktiv, sondern Realität.
Verantwortungsvoller Konsum
Ich konsumiere, also bin ich. Dieser Leitsatz des Kapitalismus definiert das Handeln eines großen Teils der Bevölkerung. Dies betrifft alle Lebensbereiche. Egal ob Lebensmittel, Kleidung, Mobilität oder die Elektrogeräte.
Die Tatsache, dass viele Dinge des alltäglichen Lebens unter menschenunwürdigen Zuständen herstellt werden, ist beinahe jedem bewusst und es gibt sicherlich wenige Menschen, die ohne jedwede Gefühlsregung Bilder oder Videos sehen, die die menschenunwürdigen Bedingungen der Leute vor Ort zeigen. Daher muss es eine Art schizophrene Anwandlung sein, wenn die gleichen Personen entgegen ihrem Wissen dennoch diese Produkte konsumieren, oder?
Im Bereich der fair gehandelten Lebensmittel ist seit den vergangenen Jahren ein bemerkenswerter Anstieg der Absätze zu verzeichnen. Auch bei der Kleidung ist es mit ein wenig Recherche möglich faire Produkte zu erwerben.
Bisher wenig bis nicht tangiert von dieser „Systemfrage“ ist die Elektronikindustrie. Da dem Konsumenten hier nicht via Label (Fairtrade, BIO etc.) eine Hilfestellung geliefert wird, macht sich auch kaum jemand Gedanken beim Kauf des Fernsehers, der Spielkonsole oder des Smartphones, und es fehlt schlichtweg der entsprechende Markt.
Symbolcharakter
Anfang des Jahres habe ich mein Fairphone 2 erhalten, welches ich im vergangenen Jahr via Crowdfunding finanziert hatte. Ich habe tatsächlich sehr lange mit mir gehadert, ob ich mir das Gerät kaufen soll, da es mir eigentlich zu groß und zu teuer, und ich zudem mit meinem Blackberry sehr zufrieden war.
Die Kaufentscheidung viel letztendlich aus einem einfachen Grund. Ich wollte die Leute auf das Thema aufmerksam machen. Auf das Thema faire Produktion, geplante Obsoleszenz und dem kranken System mit dem heute oftmals gearbeitet wird, um die Produkte an den Mann/ die Frau zu bringen. So bin ich nun mit meinem Fairphone sozusagen als Botschafter unterwegs, für den verantwortungsvollen Konsum, sollte es diesen überhaupt geben.
Und tatsächlich gibt es nur wenige Leute, die sich nicht für das Telefon interessieren, was maßgeblich auch mit der transparenten Rückseite des Fairphones zu tun haben mag, die einen Blick auf die für jedermann leicht auswechselbaren „Innereien“ zulässt. Viele Smartphone User werden ja inzwischen soweit bevormundet, dass sie selbst den Akku nicht mehr selbst ersetzen könnten. Geschweige denn ein defektes Display oder eine nicht mehr ausreichende Speicherkarte. Ist der Akku nicht mehr gut genug oder das Display defekt, wird einfach das defekte Gerät ersetzt und es wandert in die Schublade oder schlimmstenfalls den Restmüll.
Auch die Firma Nager IT versucht beispielsweise eine Alternative zu den „unfairen“ elektronischen Geräten zu bieten und stellt eine Computermaus her, die den Anspruch hat, möglichst fair hergestellt worden zu sein. Wie auch Fairphone, versucht Nager IT die Lieferketten des Endproduktes möglichst fair und transparent zu gestalten. Das dies noch nicht in allen Bereichen möglich ist, geben sie frei zu, arbeiten aber kontinuierlich an der Verbesserung dieser Umstände.
Wertvolle Ressourcen
Wohin der Weg sonst führen wird, zeigen riesige Müllkippen und ich kann jedem einen Besuch auf der nächstgelegenen Mülldeponie empfehlen, um sich einmal ein Bild vom Ausmaß der Situation zu machen. Jedem dem klar ist, dass wir auf einem endlichen Planeten mit entsprechend endlichen Ressourcen leben, sollte klar sein, dass wir die Prozesse in Kreisläufen denken müssen und nicht mit einem Anfang und einem Ende.
Denn auch die Rohstoffe zur Herstellung der Elektrogeräte sind begrenzt, so effizient der nächste Kühlschrank auch sein mag. Bereits heute schlummern unzählige wertvolle Rohstoffe in Form von Handys in den Schubladen der Konsumenten oder landen unerlaubterweise im Restmüll.
Doch auch vor einem Recycling, Upcyling oder Urban Mining Prozess, sollte die Suffizienz stehen, denn jedes Wiederaufarbeiten eines bereits bestehenden Produktes ist nicht zuletzt zumindest mit der erneuten Zugabe von Energie verbunden, die aufgebracht werden muss, um ein neues Gerät daraus zu schaffen.
Konsumieren lernen
Was spricht dagegen eine Waschmaschine mit mehreren Parteien eines Mietshauses zu nutzen? Ist es nicht ein gemeinschaftliches Erlebnis zusammen fernzusehen, anstelle in mehreren Räumen getrennt. Vielleicht könnte man (wie früher) den Kindern auch einmal etwas vorlesen. Ist das dritte Auto vor dem viel zu großen Haus wirklich noch ein zeitgemäßes Statussymbol?
Wie wäre es, wenn wir anstelle von mehr Fernsehern, mehr Smartphones oder mehr Spielekonsolen, mehr Zeit hätten. Den jeder Gegenstand, egal ob Elektrogerät oder nicht, nimmt einen bestimmte Zeit unseres Lebens in Anspruch, denn er will konsumiert werden. Vielleicht könnte man die Zeit dann für Tätigkeiten nutzen, die einem wirklich wichtig sind.
Wir müssen das Konsumieren wieder lernen!
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