Wir werden alle nicht jünger, darum gibt es keine Definition, welches Alter die Bewohner einer Senioren-WG haben – man könnte sogar behaupten, bereits eine Wohngemeinschaft von Dreißigjährigen sei eine Senioren-WG, weil sie älter sind als Zwanzigjährige. Aber Scherz beiseite, eine Senioren-WG besteht aus älteren Bewohnern und ist ansonsten eine WG wie jede andere – bis auf drei Unterschiede: Ältere Menschen leben meist auf größerer Fläche, darum lohnt es sich besonders, zusammenzuziehen und Platz zu sparen. Zweitens fühlt sich mancher allein, wenn Freunde oder Partner sterben, deshalb ist das Zusammenwohnen umso schöner. Schließlich braucht mancher früher oder später Hilfe oder Pflege; auch deswegen leben in manchen Senioren-WGs sowohl alte als auch kranke Menschen. Helfen können jüngere WG-Bewohner, die dafür womöglich die Miete sparen.
Wohnen für Hilfe
Ob in einer WG von Älteren oder als Untermieter bei Alleinlebenden, das Modell „Wohnen für Hilfe“ bringt Wohnpartner zusammen. Häufig vermitteln unter dem Namen „Wohnen für Hilfe“ Studentenwerke oder Kommunen diejenigen, die helfen können, zu denjenigen, die Platz bieten. Dabei zahlen die Untermieter meist keine oder nur eine geringe Miete, sondern leisten Hilfe: In der Regel eine Stunde im Monat je Quadratmeter Wohnraum helfen sie im Garten, kaufen ein oder leisten einfach nur Gesellschaft beim Kaffeetrinken und Kartenspielen. Davon profitieren beide auch menschlich, darum bevorzugen manche Vermittler die Formulierung „Wohnpaar auf Zeit“. Wenn sich dabei Menschen unterschiedlichen Alters finden, wäre das früher nichts Besonders gewesen, als noch Großfamilien mit drei Generationen unter einem Dach üblich waren. Heute sucht sich mancher seine Familie selbst als Wahlverwandtschaft.
Mehrgenerationenhäuser
Es klappt nicht immer mit dem Altersmix in Mehrgenerationenhäusern, weil es den Älteren meist leichter fällt, sich eine Wohnung zu leisten, vor allem in Neubauten. Doch auch unabhängig vom Geld sollte man nicht in romantischen Vorstellungen vom Beisammensein von Jung und Alt schwelgen, sondern sich selbstkritisch fragen, ob man dafür geeignet ist: Wann haben Sie zuletzt Zeit mit wesentlich älteren Menschen verbracht? Wie viel Zeit war es? Brauchten die Älteren Hilfe oder gar Pflege?
Wenn aber das Zusammenleben klappt, kann schon ein bisschen Hilfe dazu beitragen, dass Menschen länger in der eigenen Wohnung leben. Vorausgesetzt natürlich, dort ist Platz genug, um Helfer aufzunehmen. Darum lohnt es sich, zu entrümpeln und platzsparende Möbel zu nutzen.
Der Gastautor dieses Artikels ist Daniel Fuhrhop, Architekturexperte und Autor. „Senioren-WG gründen“ und „Mehrgenerationenhäuser“ sind 2 von 66 Raumwundern aus seinem Ratgeber „Einfach anders wohnen. 66 Raumwunder für ein entspanntes Zuhause, lebendige Stadtviertel und grüne Städte“; mehr dazu hier.
Artikelgrafik: Photo by Lea Böhm on Unsplash