Man ist was man wegwirft, könnte ein Sprichwort lauten. Die Weltbevölkerung erschafft jeden Tag rund 3,5 Millionen Tonnen Müll, so eine Studie von Forscher um Daniel Hoornweg. Das entspricht einer 2.916 km langen Reihe an Müllautos, die von Berlin bis Kairo reicht. Bis zum Jahr 2025 soll das Abfall-Aufkommen auf 6 Mio. Tonnen anwachsen, das wäre dann von Paris bis Katar. Wir sind damit wohl eine Wegwerfgesellschaft.
Die größten Müllerzeuger sind Amerika und Europa. Aber wie groß ist der pro-Kopf Müllberg in Deutschland? Wie steht es um das Verpackungs-Aufkommen? Wie hoch ist die Verwertungsquote? Wie hoch ist die Abfall-Menge im Bundesländer-Vergleich? Und was können wir besser machen?
Dieser Beitrag gibt die Antworten und zeigt die Müll-Statistik in einer Infografik.
Abfall pro Kopf nach Abfallart
In 2013 sind insgesamt 36,6 Mio. Tonnen Müll durch die Haushalte in Deutschland angefallen. Im Durchschnitt erzeugte im Jahr 2013 jeder Deutsche pro Kopf einen Müllberg von 453 kg (siehe Haushaltsabfälle). Zum Vergleich: Ein alter VW Käfer wiegt 600 kg.
Von den 453 kg Müll landen 162 kg auf den Hausmüll, 29 kg auf dem Sperrmüll, 53 kg in der Biotonne (kompostierbare Küchenabfälle), 59 kg in der Tonne für pflanzliche Abfälle (Garten- und Parkabfällen), 148 kg Wertstoffe und 2 kg Sonstige Abfälle (z.B. Batterien).
Die 148 kg Wertstoffe setzen sich zusammen aus 24 kg Glas, 32 kg Gemischte Wertstoffe, Verpackungen, Leichtverpackungen & Verbunde und 72 kg Papier, Karton & Pappe sowie Metalle, Holz, Kunststoff und Textilien mit ca. 19 kg.
In die Gelbe Tonne bzw. in den Gelben Sack gehören alle Verkaufsverpackungen aus Gemischten Wertstoffen, Kunststoff, Metall oder Verbundmaterialien mit dem Grünen Punkt. Der Inhalt verteilt sich daher auf die verschiedenen Wertstoffe und macht ungefähr 18% vom Abfallaufkommen aus.
Elektroaltgeräte werden aufgrund des Elektro-Gesetzes (ElektroG) seit dem Jahr 2006 gesondert erfasst. Im Jahr 2010 ist pro Kopf 8,8 kg Elektromüll angefallen (siehe UBA), der noch ergänzend zu zählen ist.
Problembereich Verpackungen
Der Abfall pro Kopf hat sich in den letzten 10 Jahren leider kaum verändert. In 2006 waren es 454 kg. Ein Umdenken hin zu einem bewussteren Umgang mit unserem Abfall hat bisher nicht stattgefunden.
Trotz insgesamt gleichbleibender Menge gab es Umverteilungen. Der Hausmüll (schwarze Tonne) ist etwas zurückgegangen, im Jahr 2004 waren es noch 175 kg pro Kopf. Doch diese Verbesserung wurde durch den starken Anstieg an Verpackungen – mehrheitlich bestehend aus Plastik, Glas und Karton – zunichte gemacht. Von 2000 bis 2012 haben die Papierverpackungen um 75 % zugenommen. Auch Plastik-Verpackungen haben in der Zeit um fast 60% zugelegt. Die wesentlichen Gründe dafür sind:
- Im Versandhandel und Online-Shopping werden zu den Primärverpackungen noch Versandverpackungen eingesetzt.
- Es werden zunehmend mehr kleinere Füllgrößen und/oder vorportionierte Einheiten angeboten. Dies ist auf die steigende Anzahl an Ein- und Zweipersonenhaushalte sowie an Senioren zurückzuführen. So verbraucht eine 0,5 Liter PET-Flasche im Vergleich zu einer 1 Liter PET-Flasche knapp 14% mehr Kunststoff.
- Veränderte Essensgewohnheiten: To-Go Verzehr, Fast Food Gerichte, Einweggetränkeverpackungen sowie die Zubereitung von Fertiggerichten sind stark angestiegen. Das sind keine Zeichen für bewusstere Ernährung.
Das Leben nach dem Wegwerfen
Die Verwertungsquote der haushaltstypischen Siedlungsabfälle (hierunter fällt der obige Haushaltsmüll) ist in Deutschland mit 83,4% seit Jahren relativ hoch: Der Hausmüll wird zu 53%, der Sperrmüll zu 82,4% sowie biologisch abbaubare Abfälle, Papier und Glas zu fast 100% verwertet.
Doch Verwertung bedeutet sowohl energetische Nutzung zur Strom- und Fernwärmegewinnung als auch die stoffliche Nutzung (Recycling). Die Recyclingquote liegt bei 66,4%.
Beim Plastik-Müll ist die Recyclingquote noch schlechter, so eine Studie: Nur 41% werden stofflich genutzt, d.h. als Rohstoff weiter genutzt wie z.B. als Fleece-Pullover. 57% werden energetisch genutzt (Müllverbrennungsanlage).
Das Ziel einer Kreislaufwirtschaft (Cradle to Cradle) haben wir daher noch nicht erreicht. Dies wurde bedeuten, dass die entsorgten Produkte „entweder als biologische Nährstoffe in biologische Kreisläufe zurückgeführt werden können oder als „technische Nährstoffe“ kontinuierlich in technischen Kreisläufen gehalten werden“ (siehe Wikipedia). Neben den Erfindern des Cradle to Cradle Ansatzes – Michael Braungart und William McDonough – ist die Ellen MacArthur Foundation ein Vordenker einer regenerativen Kreislaufwirtschaft.
Abfall pro Kopf nach Bundesländern
Im Vergleich der Bundesländer zeigen sich große Unterschiede beim Abfallaufkommen. Der Spitzenreiter ist Rheinland-Pfalz mit 511 kg Abfall pro Kopf, gefolgt von Niedersachsen mit 502 kg. Die größten Müllvermeider leben in Ostdeutschland in Sachsen mit 321 kg und in Brandenburg mit 393 kg. Hessen liegt mit 461 kg etwas über und Baden-Württemberg 442 kg etwas unter dem Durchschnitt. In Bayern sind es 471 kg.
Ein Treiber ist allerdings auch die Anzahl an Gewerbebetrieben, die ihren Abfall im Hausmüll entsorgen.
Eine tolle Übersicht der Abfallmengen aufgeteilt nach Regionen hat das Umweltbundesamt basierend auf dem Jahr 2012 als interaktives Angebot erstellt.
Was wir tun können
Wir könnten ein gutes Gewissen haben, wenn wir unseren Müll trennen und entsprechend in die Tonne werfen. Aber das reicht nicht. Damit gehören wir zur Wegwerfgesellschaft, die wir aber nicht sein wollen.
Daher ist es wichtig, noch einen Schritt weiter zu gehen und unseren persönlichen Müllberg zu reduzieren:
- Dinge ausleihen statt sie zu kaufen.
- Dinge reparieren und nicht gleich wegwerfen.
- Lebenszyklus der Produkte verlängern und nicht gleich das „Bessere“ kaufen.
- Tauschen statt kaufen.
- Nachfüllverpackungen bevorzugen.
- Plastiktüten und Verpackungen vermeiden und eigene Einkaufstasche, Korb oder Rucksack mitnehmen.
- Mehrweg-Flaschen statt Einweg.
- Deckel von Plastikbechern entfernen.
- Batterien, Farben oder Lacke nicht in den Hausmüll, sondern in dafür vorgesehene Wertstoffbehälter z.B. im Supermarkt, Bauhaus oder auf den Wertstoffhof.
- Alte Elektrogeräte auf den Wertstoffhof bringen oder im Laden abgeben, der es verkauft hat. Der Sperrmüll nimmt keine Elektrogeräte mit.
Weitere Empfehlungen:
- Sind die besten Dinge im Leben wirklich Dinge, die wir kaufen können? Die 5 anderen Kosten unseres Konsums.
- Wie viel Plastik im Meer und in den Binnengewässern ist und wie viel Plastik wir heute schon essen erfahren Sie in Teil 1 und Teil 2 der Plastik-Serie.
- Was ist eigentlich besser: Leitungswasser oder Mineralwasser aus der Flasche? Hier gibt es einen umfassenden Vergleich.
Die Zahlen in einer Infografik
Das Teilen der Infografik ist erwünscht. Hier gibt es die nach Abfallarten, die nach Bundesländern und hier die für Abfallarten & Bundesländer gemeinsam. Wir freuen uns bei einer Nutzung über eine Verlinkung.
Artikelbild: damoiselle, morgueFile
Das ist echt eine niederschmetternde Bilanz für Rheinland-Pfalz.
Grund, neuerliche Anstrengungen zu unternehmen. Sammeln, recyclen, upcyclen, vor allem aber Einsparen von Müll aller Art!
Packen wir’s an!
EINSPAREN sollten wir besonders groß schreiben und danach handeln!
Danke für die motivierenden Worte 🙂
Stimmt, einsparen wird leider zu häufig vergessen.
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