Dies ist ein Gastbeitrag von Dina Beier
Geschnitten in China, genäht in Indien, gefärbt in Osteuropa – Ein herkömmliches T-Shirt reist oftmals rund um den Globus, bevor es in unserem Kleiderschrank hängt. Zudem ist es verantwortlich für vergiftete Flüsse, verschmutzte Meere und illegale Kinderarbeit. Nicht zu vergessen, in welchen Zuständen sich die Fabriken befinden. 2013 stürzte in Bangladesch aufgrund des schlechten Zustands eine Textilfabrik ein und mehr als 1100 Menschen kamen dabei ums Leben [1].
Fair-Trade-Produkte gibt es nicht nur bei Kaffee, Tee und Schokolade, sondern auch in der Modewelt. Erfahre hier, wieso Fair Fashion besser für die Umwelt, die Menschen in den Produktionsländern und für dich ist.
Spoiler: am Ende verrate ich dir auch, warum und wie sich jede*r faire Klamotten leisten kann.
Fair Fashion: Was ist das überhaupt?
Als ich Minimalismus für mich entdeckt habe, setzte ich mich auch mit meinem Kleiderschrank auseinander. Welche Kleidung brauche ich? In welchem Pulli fühle ich mich wohl, welche Jeans ziehe ich gerne an? Seitdem ich wenig Kleidung besitze, ist Qualität besonders wichtig und mich interessiert, wo die Kleidung herkommt. Minimalismus und Fair Fashion passen da einfach hervorragend zusammen.
Damit ein Produkt als fair und nachhaltig bezeichnet werden kann, muss es zumindest einen der folgenden Aspekte gänzlich erfüllen:
1. Die Verwendung von Bio-Rohstoffen
Kleidung aus synthetischen Fasern verliert beim Waschen Mikroplastik, welches über das Abwasser in unsere Meere gelangt [2]. Fashion aus Bio-Rohstoffen ist im Vergleich dazu schonend für die Umwelt.
2. Ressourcen schonende Herstellung
Bei der Herstellung von Fair Fashion wird auf einen geringen Wasser- und Energieverbrauch, der Verwendung von natürlichen und schnell nachwachsenden Rohstoffen, sowie kurzen Lieferwegen gesetzt, um nachhaltig zu sein.
3. Re- und Upcycling
Fashion aus recycelten Stoffen herzustellen ist nachhaltig. Fair Fashion sollte sich bestens recyceln lassen. Beim Thema Nachhaltigkeit ist natürlich auch das Upcyceln von Kleidung wichtig.
4. Ein fairer Handel
Fair Fashion bedeutet faire Preise für die Rohstoffbauern, faire Löhne für die Arbeiter und faire Arbeitsbedingungen.
5. Lokale Produktion
Kleidung sollte lokal produziert werden, denn das erspart lange und unnötige Transportwege und den damit verbundenen CO2-Ausstoß. Das ist auch gut für die heimische Wirtschaft und die Sicherung von Arbeitsplätzen.
Das man Mode auch komplett in Deutschland produzieren kann, zeigt Manomama.
Fair Fashion: Die Siegel
Woran erkennst du, dass Kleidung tatsächlich nachhaltig, fair produziert und frei von Schadstoffen ist? Hier sind die wichtigsten Siegel:
- GOTS (Global Organic Textile Standard): Das Siegel für eine sozial verantwortliche und ökologische Textilproduktion. Darüber hinaus enthält Kleidung, die mit diesem Siegel versehen ist, keine gesundheitsschädlichen Chemikalien.
- Grüner Knopf: Unter dem #WeChangeFashion ist vor rund einem Jahr das staatlich finanzierte Siegel des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gegründet worden. Mit diesem Siegel wird lediglich fair und ökologisch produzierte Kleidung versehen, die bereits von einem anderen Siegel zertifiziert worden ist. Leider werden noch nicht alle Produktionsschritte in dem Zertifizierungsprozess berücksichtigt.
- Fairtrade-Textil-Siegel: Bei diesem Siegel wird die gesamte Produktionskette abgedeckt. Verbesserung von Arbeitsbedingungen, Verarbeitung von Fairtrade-Baumwolle und kein Einsatz umweltschädlicher Chemikalien sind Merkmale des Siegels.
- Fairtrade-Cotton-Siegel: Faire Preise und menschenwürdige Arbeitsbedingungen ermöglichen Kleinbauern auf Biobaumwolle umzusteigen. Mit stabilen Mindestpreisen und Prämien können die Bauern ihre Kosten decken und auf Kinderarbeit verzichten.
- Fair Wear Foundation: Keine Zwangsarbeit, keine Kinderarbeit, keine Diskriminierung, faire Bezahlung und angemessene Arbeitsbedingungen – mit diesem Siegel werden hohe soziale Standards gesetzt.
- Ecocert: Bei der Biozertifizierung aus Frankreich geht es um umweltverträgliche Produktion und mit sozial gerechten Bedingungen hergestellte Kleidung.
- MADE IN GREEN by OEKO-Tex: Bei diesem Siegel erhält die Kleidung eine Produkt-ID, durch diese kannst du nachverfolgen, dass schadstofffreie Materialien verwendet wurden. Und du kannst sehen, wo die Kleidung produziert wurde. Kontrolliert wird nicht nur der Einsatz von Chemikalien, sondern auch, ob nachhaltig und unter Einhaltung sozialer Arbeitsbedingungen produziert wird.
- Der Blaue Engel: Ressourcenfreundliche Produktion und 100 % Bio-Baumwolle. Textilien mit diesem Siegel enthalten auch keine Chemikalien, die für dich schädlich sein könnten.
- EU Ecolabel: Bei Kleidung mit diesem Siegel wird kontrolliert, ob soziale und ökologische Mindeststandards eingehalten werden. Ziel ist, Umweltverschmutzung zu verringern und Kleidung zu kennzeichnen, die ohne gesundheitsschädliche Chemikalien auskommt.
- IVN Siegel: Vom Anbau der Fasern bis zum Endprodukt werden keine Chemikalien verwendet und zudem gelten strenge Sozialstandards für den Anbau und die Verarbeitung der Kleidung.
Kann ich mir Fair Fashion überhaupt leisten?
Gute Frage! Fair Fashion kostet mehr als Fast Fashion, das ist Fakt. Wir haben uns an Preise wie 3,99 € für ein T-Shirt gewöhnt. Diese Preise können aber nur so gering sein, weil Menschen in den Produktionsländern ausgebeutet werden und keinerlei Rücksicht auf ressourcen- und umweltschonende Materialien oder Produktionsbedingungen genommen wird. 3,99 € für ein Kleidungsstück ist kein angemessener Preis, das ist eben auch Fakt.
Im Vergleich zu Markenkleidung ist faire Mode nicht teurer. Wer auf qualitativ hochwertige Kleidung wert legt, wird bei fairer Kleidung keinen Unterschied sehen. Und da kommen wir auch schon zum nächsten wichtigen Punkt: „Klasse statt Masse!“
Qualität vs. Quantität
Der Modekonsum der heutigen Welt ist der reinste Wahnsinn. Heutzutage kann man Mode nicht nur rund um die Uhr Shoppen, bekannte Modehersteller bringen 24 neue Kollektionen pro Jahr auf dem Markt [3]. Mit unschlagbaren Preisen – versteht sich. Mit Mode drücken wir aus wer wir sind. Wenn man mit diesen Modestandards mithalten will, fehlt die Gelegenheit, um über faire Arbeitsbedingungen nachzudenken.
Sind wir mal ehrlich: Die meisten Menschen besitzen Anziehsachen, die sie noch nie getragen haben. Viele Schränke platzen aus allen Nähten, weshalb dann auch regelmäßig aussortiert und weggeschmissen wird.
In einer Umfrage von Greenpeace gaben 60 % der befragten Frauen an, dass sie zu viel Kleidung besitzen. Genauso viele sagen, dass sie nach dem Shoppen erschöpft und ausgelaugt sind [4].
Fair bleiben: mit der Capsule Wardrobe
Alle kennen es: Wir stehen vor unserem überfüllten Kleiderschrank, doch trotzdem finden wir nichts zum Anziehen. Die Folgen: Frust, Ärger und ein strapaziertes Konto.
Abhilfe verschafft ein Trend aus England: mit der Capsule Wardrobe kombinierst du farbneutrale Basics mit Accessoires in Akzentfarben so bist du mit wenigen Kleidungsstücken trotzdem immer gut angezogen.
Wie das geht? Zunächst mistest du deinen Kleiderschrank radikal aus. Übrig bleiben sollen nur noch die Hosen, Pullis, Shirts usw., in denen du dich wirklich wohlfühlst. Die aussortierte Kleidung kannst du spenden oder verkaufen. Der minimalistische Kleiderschrank bringt mehr Zeit, Energie und Geld.
Entscheide dich für ca. 35 Kleidungsstücke – jedes Teil zählt – und trage diese Stücke mindestens für eine ganze Saison. Leg dir dafür auch ein Budget fest, das du nicht überschreitest. Überleg dir gut, welche Kleidung du neu kaufst und achte auf Fairness, Qualität und Nachhaltigkeit.
Ein minimalistischer Kleiderschrank mit fairer Garderobe macht den Alltag schöner und stressfreier, er belastet nicht die Umwelt und unterstützt kein System, in dem Menschen ausgebeutet werden.
Fazit
Wenn sich mehr Menschen für faire und nachhaltige Fashion Mode entscheiden, dann würden mehr Moderiesen ihre Produktionsbedingungen überdenken. Sie müssten ihre unfairen Arbeitsbedingungen, sowie die umweltschädliche und tierquälerische Herstellung ändern, weil die Nachfrage nach Fair Fashion steigt.
Überleg dir doch mal, ob du nicht mit weniger, jedoch qualitativ hochwertigen und fairen Kleidungsstücken glücklicher wärst, die du gerne anziehst und stolz tragen kannst?
Mit richKind möchte Dina Menschen für ein nachhaltigeres, gesünderes und selbstbestimmteres Leben inspirieren. Ihre Inhalte drehen sich hauptsächlich um die Themen vegane Ernährung, Minimalismus und Freiheit. Dabei ist es Dina wichtig zu zeigen, dass gesunde vegane Ernährung nicht kompliziert sein muss, das Minimalismus kein Verzicht, sondern Zugewinn ist und das mehr Freiheiten im Leben möglich sind.
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