Von vergeblichen Würfen beim Basketball
Schlägt man das Wort „Rebound“ im Duden nach, so erklärt einem dieser die Bedeutung als ein „vom Brett oder Korbring abprallender Basketball“. Ersetzen wir in dieser Deutung nun den Basketballkorb durch ein angestrebtes – man will ja den Korb treffen – umweltbewusstes Verhalten und den Wurf des Balls als eine umweltbewusste Handlung. In der Situation werfen wir nun also den Ball Richtung Korb, treffen den Ring oder das Brett und der Ball kommt postwendet zurück und wird gefangen. Dann haben wir mit der Ambition eine umweltbewusste Aktion auszuführen gehandelt, stehen aber ohne wirklich was erreicht zu haben noch an der gleichen Stelle wie vorher, mit dem Ball in der Hand. Das wäre der Rebound-Effekt.
Noch etwas bitterer wird es beim Backfire-Effekt. In diesem Fall werfen wir den Ball, dieser trifft erneut nur Brett oder Ring und der abprallende Ball trifft uns anschließend ins Gesicht. Wieder auf ein angestrebtes umweltbewusstes Verhalten umgemünzt wäre es dann so, dass das Gesicht symbolisch für die Umwelt steht, wir uns nach Abwerfen des Balls längst weggedreht, aber glauben den Korb getroffen zu haben.
Naaaaaa, verwirrt? Ok…
Verlassen wir lieber das Basketballfeld als Spielfeld für ökonomische Effekte und versuchen, die unterschiedlichen Formen des Rebound Effektes verständlich zu beschreiben.
Insgesamt unterscheidet man unzählige Typen des Rebound-Effektes. Und bevor ich nun vergeblich versuche eine allgemeingültige Beschreibung zu formulieren, gucken wir uns lieber ein paar gängige Beispiele an, um die Problematik zu verstehen.
Direkter Rebound-Effekt
Ein Satz entlarvt sehr schnell einen verbreiteten Rebound-Effekt: „Ist doch LED, verbraucht ja viel weniger Strom.“ Ja, … aaaaber: Wenn ich dafür mehr LED Leuchten einsetze und/oder diese unnötig lange leuchten lasse, habe ich nachher im schlimmsten Fall so viel Energie verbraucht wie vorher. Womöglich sogar noch mehr.
Der Rebound-Effekt bezieht sich hier also auf die Tatsache, dass ich eine vermeintliche Einsparung, sei es monetär oder hinsichtlich der verbrauchten Energie, durch einen Mehrverbrauch völlig zunichte mache.
Indirekter Rebound-Effekt
„Ich fahre ja jetzt ein sparsameres Auto, da kann ich beruhigt zweimal pro Jahr in Urlaub fliegen.“ Auch mit dieser Denkweise erreicht man keine Pluspunkte auf seinem Umweltkonto. Bei den indirekten Rebound Effekten kompensieren wir die Einsparung an der einen Stelle durch eine zusätzliche, vorher nicht vorhandene Handlung an einer anderen Stelle.
Backfire-Effekt
Schlägt die erhoffte Einsparung sogar ins Negative um, so sprechen wir vom Backfire-Effekt. Beispielsweise haben verschiedene Studien bewiesen, dass ein großer Anteil der Menschen die sich bewusst ein sparsameres Auto kaufen, im Anschluss dafür wesentlich mehr damit fahren. In den meisten Fällen sind sie dann weniger umweltbewusst unterwegs als vor dem Autokauf.
Weitere Beispiele für Backfire- oder Rebound-Effekte
- Durch das sparsame Auto spare ich jetzt an der Tanke, dafür kaufe ich mir ein zweites Notebook.
- Ein Produkt kann günstiger hergestellt werden (z.B. durch Energieeinsparung beim Herstellungsprozess), dadurch kaufen sich aber auch mehr Menschen dieses Produkt, weshalb die Energieeinsparung wieder zunichte gemacht wird
- Haushaltgeräte verbrauchen heute weniger Strom als früher, dafür besitzen wird jedoch auch mehr
- LED Beleuchtung benötigt weniger Strom, deshalb gehen manche Hausbesitzer hin und beleuchten gleich die ganze Außenfassade ihres Hauses, was auch in Punkto Lichtverschmutzung nicht zu empfehlen ist
- Eine Kombination für den direkten- und indirekten-Rebound-Effekt sind diese häufig im Gartenbereich eingesetzten Leuchten mit eingebauter LED und Solarzelle. Die Erzeugung des benötigten Energie durch das Sonnenlicht in Kombination mit er sparsamen LED Leuchte verharmlost die unnötige Energie- und Ressourcenverschwendung.
Skurrile Fälle von Rebound-Effekten
Neben diesen Beispielen die vermutlich jeder von uns kennt, gibt es auch recht skurrile Fälle dieser Effekte. Als zum Beispiel in den skandinavischen Ländern die Glühbirnen durch effizientere Energiesparlampen ersetzt wurden, viel damit auch die Abwärme der Glühbirnen als zusätzliche Heizleistung weg. Infolgedessen stiegen im Anschluss an die Umstellung die Heizkosten der Haushalte.
Fazit: Effizienz ist nicht alles
Um die Umwelt- und Klimaziele zu erreichen, müssen wir über Suffizienz, Genügsamkeit und Reduktion sprechen. Oft ist der bequemere Weg, die gesteckten Ziele über mehr Effizienz zu erreichen. Dabei dürfen wir jedoch nicht aus den Augen verlieren, dass jede effizientere Technologie und jede angepasste Verhaltensweise, die den Energie- und Ressourcenverbrauch der Menschheit reduzieren kann, nicht durch Rebound-Effekte geschmälert oder sogar komplett relativiert werden.
Daher müssen wir immer wieder unsere Verhaltensweisen auf den Prüfstand stellen und hinterfragen.
Die effektivste Form der Effizienz ist und bleibt die Suffizienz. Dabei geht es nicht um einen totalen Verzicht, sondern um die Einschränkung von überflüssigen und übermäßigen Konsum.
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