Soziales

Clean River Project – Paddeln und Fotokunst für saubere Flüsse und Meere!

Geschrieben von Matthias

Jeder hat sicherlich schon von Initiativen gehört, die sich darum bemühen die Weltmeere vom Müll zu befreien. Dabei beginnt das Problem bereits viel früher. Laut dem NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) gelangen 80% der Einträge an Müll in unsere Weltmeere über die Flüsse. Was liegt also näher, als den Müll bereits in unseren Flüssen zu entfernen. Diesem Thema hat sich das Clean River Project angenommen und wir hatten die Gelegenheit mit ihnen zu sprechen:

Hallo Franziska,
erst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, uns eurer Projekt vorzustellen.

Wie kam es zum Projekt und der Gründung der Clean River Project e.V.?

Franziska: Als Stephan 2012 mit dem Kajak fahren anfing, hat er schnell bemerkt, wie viel Müll im Fluss unterwegs ist. Angefangen hat dann alles mit einem alten Fußball, den er eingesammelt hat. Er konnte ihn nicht dort liegen lassen und mit jeder Paddeltour auf der Mosel hat er mehr Müll eingesammelt. Nach kurzer Zeit hat er sich gefragt, was er tun kann, um die Menschen auf das Problem aufmerksam zu machen. 2012 war die Plastikmüllverschmutzung in unseren Meeren noch nicht so ein großes Thema und es war wesentlich schwerer, das Interesse der Menschen für das Problem zu gewinnen. Viele waren skeptisch, haben den Ernst der Lage nicht verstanden und warum er den Müll eingesammelt hat – ganz nach dem Motto: Jeder hat so seine Hobbies.

Da Stephan von Beruf Fotodesigner und Künstler ist, hat er angefangen den Müll zu fotografieren, wie er in der Natur zu finden war. Aber auch das hat niemanden interessiert. Erst als Stephan die Fundstücke zu Fotokunstwerken inszeniert hat, sind die Leute aufmerksam geworden und das Clean River Project ist entstanden.

 

Was ist eure Mission oder das Ziel des Vereins?

Franziska: Wir möchten deutsche (und irgendwann auch europäische) Gewässer von Plastikmüll befreien und das öffentliche Bewusstsein für die Problematik stärken und steigern.
Dabei möchten wir aufklären, sensibilisieren und aktiv aufräumen und so einen sorgsameren Umgang mit der Natur fördern.

 

Was sind die skurrilsten Funde, die ihr bisher gemacht habt und was die häufigsten?

Franziska: Das ist eine schwere Frage. Ich glaube jeder von uns hat sein persönliches skurrilstes Fundstück. Für Stephan ist es glaube ich ein Katheterbeutel.

Mein Lieblingsstück ist eine alte Prilflasche aus den 60ern auf der steht „Pril entspannt das Wasser“. Das finde ich fast schon zynisch.

 

Am häufigsten finden wir Verpackungen, von Süßigkeiten, Coffee to Go Bechern oder anderen Convenience Produkten, dabei ist die Capri Sonne ein sehr häufiges Fundstück. Und natürlich Zigarettenfilter. Würden wir uns bei den CleanUp Events auf das Einsammeln der Filter konzentrieren, würden wir nie fertig werden. Es ist erstaunlich wie viele man entdeckt, wenn man seine Aufmerksamkeit darauf richtet.

Generell findet man alles, außer Geld, Gold und Diamanten 😉

 

Könnt ihr Mutmaßen vorher der meiste Eintrag an Müll stammt, was die Quellen und Ursachen sind?

Franziska: Wir glauben, dass sich der Mensch falsch in der Natur bewegt und unachtsam mit seiner Umwelt umgeht. Wir haben an vielen Stellen die Verantwortung für die Müllentsorgung abgegeben und machen uns keine Gedanken darum was damit passiert. Und auch nicht darüber welches Problem Plastik verursacht, wenn es in der Natur landet. Gleichzeitig nimmt unser Konsum an verpackten Produkten immer weiter zu und damit auch der Anteil, der nicht ordnungsgemäß entsorgt wird und stattdessen in der Umwelt landet. Ein fehlendes Bewusstsein für die Problematik führt dazu, dass die Auswirkungen des eigenen Handelns unterschätzt werden. Dabei kann jeder etwas beitragen, um das Problem der Plastikmüllverschmutzung zu lösen.

 

Im August startet ihr eine Cleanup Tour. Was kann man sich darunter vorstellen?

Franziska: Ja genau – wir freuen uns schon wahnsinnig! Am 9. August starten wir in Koblenz mit einem CleanUp Event bei dem jeder mit machen kann.

Am 10. August steigt Stephan dann in sein Kajak und paddelt von Koblenz bis nach Berlin, um auf die Plastikmüllverschmutzung unserer Gewässer aufmerksam zu machen.

Wir sind 30 Tage unterwegs, legen 750 km zurück und paddeln durch 6 Bundesländer. Allerdings wird Stephan die Strecke nicht alleine bewältigen. Wir möchten ein Zeichen setzen und rufen deshalb zum Mitmachen auf.

Auf dem Rhein können sich erfahrene Paddler, die ein eigenes Boot besitzen den Tagesetappen von Stephan anschließen. Ab Duisburg wird über die Kanäle gepaddelt und auch weniger erfahrene Paddler können teilnehmen. Die Organisation eines Bootes liegt jedoch bei den Teilnehmern selbst. Über einen GPS Tracker und einen Liveblog kann die Tour über den gesamten Zeitraum mitverfolgt werden. Man kann also live sehen, wo wir uns gerade befinden und spontan mit paddeln, oder uns einfach vom Ufer aus anfeuern.

Außerdem wird es auf dem Weg nach Berlin insgesamt sieben Stationen geben, an denen wir jeweils ein CleanUp Event veranstalten und mit freiwilligen Helfern Müll sammeln (an Land und teilweise auch auf dem Wasser). Es soll auch ein Rahmenprogramm geben, mit Vorträgen, Musik und einem Teil unserer Kunstausstellung.

Jeder ist herzlich eingeladen teilzunehmen und sich gemeinsam mit uns für einen sorgsamen Umgang mit der Natur einzusetzen!

An folgenden Stationen machen wir halt:

09.08.19 Koblenz
12.08.19 Köln
14.08.19 Düsseldorf
16.08.19 Oberhausen
25.08.19 Hannover
31.08.19 Magdeburg
06.09.19 Berlin

Am 07.09. ist dann unsere Vernissage in Berlin im Holzmarkt 25, wo unsere Fotokunst Ausstellung für zwei Wochen zu sehen sein wird.

 

Wie können die Leute euch unterstützen bei der Tour oder auch abseits der Tour?

Franziska: Wie oben kurz angerissen, kann jeder der über ein Boot verfügt bei der Tour mit paddeln. Man kann aber auch an einem der CleanUp Events teilnehmen und aktiv gemeinsam mit uns Müll sammeln.

Darüber hinaus sind wir als gemeinnütziger Verein aber natürlich auch auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Mit der Teilnahme an unserer Crowdfunding Kampagne kann man sich eins unserer schönen Dankeschöns sichern und verhilft unserer CleanUp Tour 2019 gleichzeitig zum Erfolg.

Wir freuen uns außerdem, wenn die Menschen unsere Mission verbreiten, aktiv bei unseren regelmäßigen CleanUp Events mit machen und von unserem Projekt erzählen.

Ebenfalls sehr wichtig für uns ist die finanzielle Unterstützung von Fördermitgliedern und SpenderInnen. Denn die Flüsse von Plastikmüll zu befreien ist Handarbeit und sehr ressourcenaufwendig. Deshalb freuen wir uns über jeden, der uns mit seiner Unterstützung hilft die Plastikmüllverschmutzung in unseren Gewässern zu senken.

 

Was kann jeder im Privaten tun, damit unsere Flüsse sauberer werden?

Franziska: Ein guter Anfang ist, sich dem Problem bewusst zu werden und zu überlegen, wo man selbst im Alltag etwas verändern kann. Jeder von uns hat Einfluss auf sein eigenes Verhalten und seinen Umgang mit Plastik. Darüber hinaus kann man anfangen Plastikmüll der einem in der Natur begegnet einzusammeln.

Die meisten merken besonders bei den CleanUp Events sehr schnell, dass es auch Spaß macht Müll zu sammeln und dass es ein gutes Gefühl ist, wenn man am Ende sieht, wie viel Müll zusammen gekommen ist und was das eigene Engagement bewirkt hat.

Gleichzeitig ist es wichtig seine Erfahrungen zu teilen und anderen davon zu erzählen. Besonders Kinder verstehen das Problem sofort und sind bereit ihr Verhalten zu ändern und  auch andere aufmerksam zu machen. Daran kann sich auch jeder Erwachsene ein Beispiel nehmen. Viele Menschen denken, dass die Plastikmüllverschmutzung ein Problem in den Ozeanen und weit weg ist. Aber das stimmt nicht. Es fängt hier an. Und jeder kann vor seiner eigenen Haustür beginnen und etwas zu der Lösung des Problems beitragen.

 

Vielen Dank, Franziska, für das Interview. Wer die Cleanup Tour finanziell unterstützen möchte kann dies unter folgender Adresse tun:
https://www.startnext.com/cleanup-tour-2019

 

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Bilder von http://cleanriverproject.de/