Ich liebe es, mit Freunden im Freien zu sitzen und gemeinsam zu grillen. Jeder bringt etwas mit – Fleisch, Salate, Brot, Bier, Gitarre. Sommer und Grillen gehören für mich zusammen. Aber auch hier stellt sich mir die Frage der Nachhaltigkeit. Worauf sollte man achten? Wie kann ich klimafreundlicher und umweltschonender grillen? Um darauf Antworten zu finden, habe ich eine Ökobilanz recherchiert.
Der Grill
Mehrweg statt Einweggrill: Das versteht sich eigentlich von selbst. Die Wegwerf-Grills aus Alu, die man im Supermarkt, der Tanke oder dem Baumarkt kaufen kann, belasten die Umwelt schon bei der Herstellung – hoher Energieaufwand für die Produktion einer Aluminium-Schale, die nach einmaligem Gebrauch in den Müll wandert. Hinzu kommt, dass durch die geringe Bodenhöhe der Rasen gleich mit verkohlt. Die Stadt Hamburg hat die Einweg-Grills deshalb in den Parks verboten.
Mittlerweile gibt es übrigens auch ökologische Einweg-Grills, mit kompostierbaren Schalen oder aus Holz gefertigt, das danach als kleines Lagerfeuer verbrannt werden kann. Für Viel-Griller ist der Mehrweg-Grill sicher die bessere Lösung. Aber was ist in Sachen Ökobilanz besser:
Holzkohlegrill, Gas- oder Elektrogrill?
Antworten hat der TÜV Rheinland, der die Nachhaltigkeit des „deutschen Volkssports“ untersucht hat. „Pro Grillabend betrachtet, schneiden Einweggrill und Holzkohlegrill am Schlechtesten ab“, erklärt mir Pressesprecher Ralf Diekmann. „Elektro- und Gasgrill sind deutlich besser. Und wenn Sie Ihren Elektrogrill dann noch mit Ökostrom betreiben, verbessert das natürlich Ihre Ökobilanz.“ Zudem werden Gasgrills mit Bhutan oder Propan betrieben, die keine erneuerbaren Energien sind.
Mittlerweile gibt es sogar Solargrills. Aber braucht man überhaupt einen Grill? Nein. Das mag jetzt komisch klingen, aber mal ehrlich: Irgendwer hat doch immer einen, den er fürs BBQ einpacken kann. Teilen statt konsumieren. Bei uns klappt das sehr gut, wir haben im Haushalt keinen Grill und haben ihn bisher auch noch nicht vermisst.
Die Gerätewahl ist eine Frage des Geschmacks, denn darum geht es ja beim Grillen. Ich finde, ein Elektrogrill kann das typische Aroma einfach nicht leisten. In Sachen Nachhaltigkeit spielt die Wahl der Grills eigentlich keine große Rolle – auch dann nicht, wenn man den kompletten Lebenszyklus mit einrechnet, von der Herstellung des Grills, dem Transport bis zum Recycling (Grafik 1). „Alle Grillgeräte-Arten als solche können Sie im Vergleich zum Grillgut vernachlässigen“, erklärt Ralf Diekmann vom TÜV Rheinland. „Den größten Hebel haben Sie bei dem, was auf dem Grill landet.“ Aber dazu später mehr.
Interessant ist bei dieser Rechnung, dass sich die Holzkohle positiv auf die Emissions-Bilanz des Grillabends auswirkt. Denn der Baum nimmt im Laufe seines Lebens mehr CO2 auf, als bei Herstellung und Verpackung der Kohle emittiert wird. Selbst wenn der Transport noch mit einbezogen wird, bleibt der Wert positiv. Trotzdem ist auch hier das Thema komplexer und sollte nicht allein auf CO2 reduziert werden.
Wie nachhaltig ist unsere Holzkohle?
Schätzungen zufolge importiert Deutschland etwa 98% seiner Holzkohle, 243.000 Tonnen. Der größte Teil kommt aus Polen (24%, 59.000 Tonnen), Paraguay (18%, 44.000 Tonnen) und Litauen (13%, 31.000 Tonnen). Gerade die Kohle aus den Schwellen- und Entwicklungsländern ist problematisch: Sie ist ein Nebenprodukt, das bei der Wald-Rodung für Plantagen und Viehzucht entsteht (vgl. BR) und stammt oft aus illegal geschlagenen Tropenwäldern. In der BRD wird die Kohle um- bzw. abgefüllt, gesiebt und mit heimischen Restabfällen vermischt – ein Vorgehen, das für das Label „Made in Germany“ ausreichend ist und damit ein regionales Produkt suggeriert (vgl. SZ). Kohle aus „echten heimischen Hölzern“ zu kaufen, bedarf also einiger Recherche.
Zum Schutz der Tropenwälder sollte man also im Zweifel lieber auf die nachhaltigere Variante ausweichen, auch wenn diese einen längeren Transportweg hinter sich hat. Bei meiner Recherche stoße ich auf drei interessante nachhaltige Kohletypen.
Alternativen zur Holzkohle
1. Kohle aus Kokosnussschalen
Diese Kohle ist ein reines Abfallprodukt, für das kein Baum gerodet werden muss. Sie hat einen dreimal höheren Brennwert als Holzkohle, eine geringere Rauchentwicklung und verbrennt mit lediglich 2% Restasche (vgl. Online).
2. Bambuskohle
Bambus wächst extrem schnell, verholzt bereits nach 3 Jahren und ist damit ein rasch nachwachsender Rohstoff. Die Pflanze wird nicht gerodet, sondern geschnitten und verursacht keine Bodenerosion. Die Kohle ist in Asien ein gängiger Brennstoff, der CO2-neutral sowie schwefelfrei verbrennt. Auch Bambuskohle hat die doppelte bis dreifache Brenndauer von Holzkohle (vgl. Online).
Im Laden vor Ort habe ich noch keine dieser Alternativen gesehen, online kann man verschiedene Produkte kaufen, auch mit unterschiedlichen Güte-Siegeln, aus nachhaltigem Anbau und fairen Bedingungen in den Herstellerländern.
3. Briketts aus Olivenkernen
Diese Kohle entsteht aus Abfällen der Olivenöl-Pressung. Kerne, Schalen und Fruchtfleisch werden zum nachhaltigen Brennstoff, der Müll vermeidet, weniger Rauch und Funkenflug entwickelt und länger brennt als Holzkohle.
Kurzer Hinweis zum Thema Gesundheit: Finger weg von Altholz, Nadelbaumzweige und Papier. Die setzen krebserregende Stoffe frei und gehören nicht in den Grill!
Update zu diesem Artikel am 21.04.2024: Das FSC-Siegel gilt nicht mehr als vertrauenswürdiges Siegel. Wer auf das Naturland-Siegel achtet, ist gut beraten.
Anzünder
Statt chemischer Anzünder sollte man ganz normale Kaminanzünder verwenden. Diese basieren auf nachwachsenden Rohstoffen (z. B. in Wachs getränkte Holzfasern) und werden ohne chemische oder synthetische Zusatzstoffe hergestellt. Besser für Gesundheit und Umwelt. Kaufen kann man sie in vielen Super- oder Baumärkten, teils auch als „ökologischer Grillanzünder“ betitelt (vgl. WWF). Auch hier kann man beim Kauf auf Öko-Siegel achten. Und: Mittlerweile gibt es sogar Flüssig-Grillanzünder auf Pflanzenbasis, der aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und biologisch abbaubar ist.
Grillanzünder lassen sich auch aus Abfällen selbst herstellen. Wie das Upcycling von Sägespänen und Wachsresten mit Hilfe eines Eierkartons funktioniert, zeigt diese Anleitung.
Umweltfreundliches Grill-Zubehör
Besteck, Teller, Becher: Dass Plastik nicht nachhaltig ist, sollte klar sein. Gewöhnliches Geschirr tut’s auch. Wer Salatsoßen oder selbstgemachte Dips sicher transportieren möchte, kann auf leere Einmachgläser mit Deckel zurückgreifen. Ein altes Gurkenglas mit Schraubdeckel eignet sich auch wunderbar für Getränke und ist „umkipp-sicher“.
Grill-Spieße: Als Alternative zum Holz werden Spieße aus Metall genannt, weil sie wieder verwendbar sind. Allerdings ist die Herstellung von Edelstahl sehr energie- und materialintensiv, diesen Verbrauch wird man wohl nur dann wieder „hereinholen“, wenn man sie sehr oft nutzt. Beim Kauf von Holzspießen: Das FSC-Siegel ist laut Greenpeace seit 2018 als „nicht vertrauenswürdig“ eingestuft! (vgl. Greenpeace)
Alufolie: Aluminium verbraucht sehr viel Energie bei der Herstellung. Es lässt sich relativ gut recyceln, allerdings nicht, wenn es durchs Grillen stark verschmutzt ist. In den USA und England gibt es Alufolie aus recyceltem Alu zu kaufen, bei uns aber nicht. Die Folie sollte also immer sparsam verwendet werden (vgl. Utopia). Oder gibt es nachhaltigere Lösungen?
Alternativen zur Alufolie
Grillschalen aus Alu können mehr als einmal verwendet werden können. Trotzdem: Es ist immer noch dasselbe Material. Im Internet findet man viele weitere Tipps, z. B. kleine Gusspfannen oder Auflaufformen für Glut und Rost, Tapas-Schalen aus hitzebeständigem Porzellan, Edelstahlschalen oder dünne Steinplatten aus Schiefer oder Speckstein, auf die das Gemüse gelegt werden kann.
In Mexiko habe ich ein gegrilltes Maisgericht gegessen, das in Bananenblätter eingewickelt war. Voll natürlich und trotzdem lecker. Als deutsche Alternative könnte man Rhabarber- oder Kohlblätter verwenden. Auf dem Rost mag das funktionieren, aber vermutlich nicht bei Folienkartoffeln in der Glut. Im Netz finde ich ein Rezept, bei dem Knoblauch, Zwiebeln und Feta fest in Zucchinischeiben eingewickelt und gegrillt werden. Das klingt nach einem leckeren Praxistest.
Grillgut und Klima: Fleisch, Käse und Gemüse
Den größten Umwelt-Einfluss hat das, was auf dem Rost liegt: 95% der klimarelevanten Emissionen, die während eines Grillabends entstehen, werden durch das Grillgut verursacht (Grafik 2). Ein Rechenbeispiel am Holzkohlegrill: Bei einem BBQ für 8 Personen mit je 400 Gramm Rindfleisch, Schwein, Hähnchen, Würstchen, Feta und Mais entstehen 18 Kilogramm CO2-Äquivalente. Das entspricht einer Autofahrt von rund 120 Kilometern in einem Mittelklassewagen.
Rindfleisch und Grillkäse wirken sich am Stärksten auf die Bilanz aus: 200 Gramm Rindfleisch verursachen 2,9 kg CO2-Äquivalente und 200 Gramm Grillkäse 1,9 kg CO2-Äquivalente. Bei Fleisch aus Südamerika fällt zusätzlich der Transportweg per Flugzeug ins Gewicht. „Die Methanausgasungen während des Wachstums des Rinds bedeuten eine erhebliche Mehrbelastung“, so Ralf Diekmann vom TÜV Rheinland. Das gilt sowohl für Fleisch als auch für den Grillkäse aus Kuhmilch.
„Wenn man sich bei Rind und Käse einschränkt und regionales Gemüse kauft, hat man den größten Hebel überhaupt“, sagt Ralf Diekmann und verweist auf den klimaoptimierten Grillabend (Grafik 3), bei dem komplett auf Rind und Käse verzichtet wurde. Durch einen regionalen Warenkorb und die bewusste Wahl des Grillguts konnten 18% CO2-Äquivalente eingespart werden.
Als Vegetarierin hätte mich mein fleischloser Grill-Fußabdruck natürlich auch noch interessiert, aber eine eigene Grafik gibt es dazu leider nicht. Vermutlich werden Kartoffeln, Zwiebeln, Paprika etc. nicht erheblich mehr CO2-Äquivalente verursachen als der aufgeführte Mais. Eine vegetarische Bilanz fällt damit sicher erheblich geringer aus als das optimierte TÜV-Grillgut. Selbst dann, wenn man Käse oder vegetarische Grillschnitzel mit aufnimmt. Aber es zeigt auch, welche Möglichkeiten Vegetarier haben, um ihr BBQ noch klimafreundlicher zu gestalten. Denn: Besser geht’s immer.
Nach dem Grillen
Leider ist es nicht immer selbstverständlich, dass Müll nach dem Grillen in Park oder Natur auch wieder mitgenommen wird. Ich finde, man sollte sich nicht zu schade dafür sein, auch mal den Dreck fremder „Schmutzfinken“ aufzusammeln, mitzunehmen und wegzuwerfen – gerade wenn der Müll auf Wildwiesen, im Gebirge oder in Wäldern herumliegt.
Beim Entsorgen ist die richtige Trennung wichtig: Stark verschmutzte Alufolie gehört z. B. nicht in den gelben Sack sondern in den Restmüll. Essensreste können in die Biotonne. Kalte Grillasche kann im Restmüll entsorgt werden oder als Zuschlag im Kompost bzw. in Maßen als Direktdünger auf Beete gestreut werden (vgl. GuteKüche).
Weitere Artikel zu diesem Thema sind:
Wie viel Wegwerfgesellschaft sind wir? Zahlen und Fakten über das Müllaufkommen der Bundesländer finden Sie in diesem Artikel mit Infografik.
Wie unser Konsum den Regenwald beeinflusst und welche Unternehmen den Tropenwäldern am Meisten schaden. Weiter zum Artikel.
Lebensmitteltransporte mit dem Flugzeug belasten die Umwelt erheblich. Welche Produkte transportiert werden zeigt unsere Infografik, die Sie hier ansehen können.
Artikelbild: morguefile.com
Grafiken: TÜV Rheinland
Hi Leena, schöner Artikel. Es fehlt lediglich ein Hinweis, dass sich Alu in Verbindung mit Säure und Metall wie eine Batterie verhält. Hinterher hat man das Alu im Essen. Also lieber Grillschalen aus Edelstahl verwenden! Liebe Grüße und vielleicht passt es ja demnächst mal mit einem Besuch bei Bluepingu. Am Wochenende sind wir auf der Bio Erleben.
Hallo Michael.
Danke, auch für den Hinweis 🙂 Auf der Bio bin ich leider nicht dabei, ich wünsche euch viel Spaß und schönes Wetter! Liebe Grüße nach Nürnberg!
Warum sollte man die kalte Kohleasche in den Restmüll werfen, wenn es doch gleichzeitig als Zugabe für den Kompost geeignet ist? Ab damit in den Biomüll! Restmüll sollte, solange es irgend geht, immer nur die letzte Möglichkeit sein.
Und dann schreibst du, dass Altholz und Papier nicht auf den Grill gehören. Ich nutze immer Holz, um die Kohle anzuzünden. Gilt die Vorsichtsmaßnahme dann auch? Das Holz ist doch vollständig zu Asche verbrannt, bevor wir anfangen zu grillen?
Hallo Micha,
danke für deinen Kommentar. Das Thema mit der Kohle-Entsorgung ist eigentlich schon einen eigenen Artikel wert. Ganz kurz dazu: Das Thema ist umstritten und es kommt zudem ganz darauf an, welchen Kohletyp man hat. Grillbriketts z. B. enthalten Chemikalien, sollten damit in den Restmüll. Kohleasche hat einen hohen Schwefel- und Eisengehalt und gehört laut den Abfallwirtschaftsbetrieben (vgl. hier oder hier) in den Restmüll und nicht in den Garten. Holzasche wurde lange Zeit als Dünger empfohlen, enthält aber durch die starke Umweltverschmutzung auch immer mehr Schwermetalle, die von den Bäumen aufgenommen wurden – weshalb nur einen Düngung in geringen Mengen empfohlen wird (vgl. dieser Artikel hier). Andere Quellen behaupten, die Belastung der Schwermetalle stelle kein Problem dar, weil die Konzentration zu gering sei (vgl. hier).
Die Diskussion greift 3 Möglichkeiten für Grillasche auf: Entsorgung im Restmüll, Verwertung als Direktdünger auf dem Beet bzw. Verwertung als Zuschlagmaterial zum Kompost. Für Asche als Dünger gilt: Die Asche hebt den pH-Wert an, ein Effekt der bei sauren Böden gewünscht sein kann. Die Menge macht’s also. Wer ständig grillt (etwa jedes Wochenende), sollte deshalb trotzdem auf den Restmüll zurückgreifen. Kleine Portionen Asche im Kompost sind zudem wohl auch besser, weil sie den Wasserhaushalt verbessern (vgl. auch hier).
Was das Thema „Altholz, Nadelzweige und Papier“ angeht: Meines Erachtens geht es eher darum, keines dieser Teile während des Grillvorgangs oder kurz davor auf den Grill zu werfen, da z. B. beschichtetes Papier beim Verbrennen Giftstoffe entwickeln kann, die ins Grillgut übergehen. Ich persönlich würde wohl auch mit unbehandeltem Holz anfachen, da es – wie Du gesagt hast – bis zum eigentlichen Grillvorgang verbrannt ist. Da meine Quelle (vgl. hier) komplett davon abrät, aber selbst keine Erklärung liefert, kann ich damit also nicht mit Sicherheit sagen, ob z. B. bestimmte Giftstoffe erst bei höheren Glut-Temperaturen frei werden – und damit dann trotz Pause vom Anzünden aufs Grillgut übergehen.
Ich hoffe, das hilft weiter 😉
Liebe Grüße, Leena
Zum Grill:
Es gibt ja nicht nur ökologische Nachhaltigkeit. Wir haben bei entia.de beispielsweise einen Grill und Grillzangen aus sozial nachhaltiger Herstellung.
Danke für den Hinweis!