In diesen Tagen hat der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, kurz IPCC), der ein Zusammenschluss aus den Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ist, seinen Bericht abgegeben. Er ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit von 840 Wissenschaftlern aus 38 Ländern, die tausende Studien gesichtet und daraus Entwicklungen und Prognosen über die Umwelt ermittelt haben. Dabei sind sich die Fachleute einig: Der Mensch ist zu 95% die dominante Ursache für die globale Erwärmung (Klimawandel). Natürliche Schwankungen, etwa die Sonne, haben mit ± 0,1 Grad quasi nichts dazu beigetragen. Nachfolgend eine Übersicht der Forschungsergebnisse und Umweltbelastungen.
Temperaturanstieg
Betrachtet man den globalen Temperaturanstieg langfristig, ist ein deutlicher Anstieg zu erkennen. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts hat sich weltweit die Durchschnittstemperatur um 0,9 Grad erwärmt. Die vergangenen 30 Jahre waren damit die wärmsten seit mindestens 1.400 Jahren. Bis 2100 nennt der Bericht (abhängig vom jeweiligen Emissionsszenario, das verschieden starke Reduktionen voraussetzt) eine Erhöhung zwischen 1,2 und 4,5 Grad. Das bedeutet, dass trockene Gebiete noch trockener werden und in feuchteren Gebieten, darunter in Deutschland, künftig mit häufigeren Extrem-Niederschlägen gerechnet werden muss.
Meeresspiegel
Dies hat drastischen Einfluss auf den Meeresspiegel. Die Experten erwarten bis 2100 einen Anstieg zwischen 28 bis 98 cm. Dieses Ergebnis ist die wohl größte Veränderung zum letzten Bericht, denn die aktuellen Zahlen liegen mehr als 50% über den alten. Werden weiterhin ungebremst CO2-Emissionen ausgestoßen, sagt der Bericht sogar einen Anstieg von einem bis zu mehr als drei Metern voraus. Eine Folge sind Sturmfluten. Zudem schwächt sich durch die hohen CO2-Emissionen das Golfstromsystem stark ab, IPCC rechnet mit 12 bis 54 % bis zum Ende des Jahrhunderts. Außerdem steigt die CO2-Konzentration im Wasser an, sodass die Ozeane versauern. Schon jetzt fällt es Korallen und Muscheln schwerer, Kalkschalen zu bilden.
Eisschmelze
Durch den Temperaturanstieg schmilzt das Land- und Meereis. Die Ergebnisse sind erschreckend: Die Gletscher, die häufig auch Trinkwasser-Ressourcen sind, schmelzen. Läuft es weiter wie bisher, werden die arktischen Ozeane wohl Mitte dieses Jahrhunderts im Sommer eisfrei sein. Die Satellitenmessungen zeigen, dass Grönland zwischen 2002 und 2011 rund sechsmal mehr Eis verloren hat als zwischen den Jahren 1992 und 2011. Die kritische Temperaturgrenze, bei der ein kompletter Verlust des grönländischen Eises erwartet wird, liegt zwischen einem und vier Grad. Im letzten Bericht 2007 hatte IPCC noch 1,9 bis 4,6 Grad ermittelt, was einer der Gründe der internationalen Klimapolitik war, sich auf zwei Grad Erderwärmung zu begrenzen.
Kritische Stimmen
Kritiker merken an, dass es im Bericht einige Unklarheiten gibt, etwa, dass sich in den letzen 15 Jahren die globale Durchschnittstemperatur in Bodennähe nicht erhöht hat. Diese Pause sei unerwartet, heißt es im IPCC-Bericht, und es sei unklar, welche Effekte dafür verantwortlich seien (z.B. eine Schwächephase der Sonne sowie kühlende Strömungen der Ozeane). Kurzfristige Schwankungen finden sich bereits immer in den Daten (siehe Grafik) und IPCC gibt zudem keine Prognosen für kurze Zeiträume, da sie von natürlichen Schwankungen geprägt sind. Andere Forscher wiederum bemängeln, der Bericht sei zu vorsichtig und zurückhaltend formuliert.
Handlungszwang
Der UNO-Klimarat gibt keine Handlungsanweisungen, sondern er legt den wissenschaftlichen Stand dar und ermittelt Zukunftsprognosen. Auch wenn etwa der Anstieg der globalen Temperatur etwas geringer ausfällt als erwartet, machen die Zahlen deutlich, dass ein Handeln unabdingbar ist. Die Zahlen und die prognostizierten Folgen sollten – nein, müssen! – die Alarmglocken schrillen lassen und effektive Handlungen auf internationaler und nationaler politischer Ebene beflügeln.
Drastische Handlungen, wie etwa der Verzicht auf fossile Brennstoffe, könnten das Ruder herumreißen. Nicht zu handeln stellt m. E. eine Kurzsichtigkeit dar, die extreme Folgen für das (Über)Leben zukünftige Generationen bedeutet. Schon jetzt ist ein großer Teil der Erwärmung irreversibel. Denn auch wenn es ab sofort Null-Emissionen gäbe, würden die Temperaturen noch für Jahrhunderte auf dem hohen Niveau bleiben und durch die Trägheit des Systems wird sich auch bei starkem Klimaschutz der Meeresspiegel weiter erhöhen.
Es gibt Hoffnung
IPCC hat erstmals auch Klimaschutzszenarien untersucht, die von einer starken Emissionsreduktion ausgehen. Diese Ergebnisse zeigen, dass sich der Einsatz lohnen würde, denn damit ließe sich die globale Erwärmung noch unter zwei Grad Celsius stoppen. Hier wird klar, dass ein Handlungszwang besteht – auf politischer wie auch auf persönlicher Ebene.
Artikelbild: littlevisuals.co
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