Der Begriff Artenvielfalt bezeichnet das Spektrum biologischer Arten (d. h. der Pflanzen- und Tierwelt) in einem bestimmten geographischen Gebiet. Dieses Territorium kann unterschiedlich bemessen werden, z. B. geographisch, ökologisch oder auch politisch, etwa nach Bundesländern.
Der Unterschied zwischen Artenvielfalt und Biodiversität
Die Artenvielfalt ist ein Teil der Biodiversität oder biologischen Vielfalt. Die Begriffe sind also keine Synonyme. Zur Biodiversität gehört mehr, nämlich diese drei Aspekte, die in gegenseitiger Wechselwirkung stehen und sich beeinflussen:
- Vielfalt an Lebensräumen und Ökosystemen: Sie sind die Grundvoraussetzung für das (Über)Leben der Arten, für ihre Entwicklung, ihr Sterben und ihre Neubildung.
- Artenvielfalt: Bestimmte Arten können Lebensräume gestalten oder verändern, auch hängt das Überleben bestimmter Arten voneinander ab.
- Generische Vielfalt: Sie beschreibt die Vielfalt der Gene, des Erbguts bzw. der Erbinformation innerhalb der Arten und ist eine Voraussetzung für die Evolution und damit die Artenvielfalt.
Was ist eine „Art“?
Eine Art oder Spezies ist die wichtigste Einheit in der Biologie, mit der Lebewesen klassifiziert bzw. kategorisiert werden. Eine allgemeingültige Definition gibt es nicht. Wissenschaftlich ist es umstritten, was genau eine „Art“ ist und wo die Abgrenzung zu anderen Arten zu ziehen sei. Deshalb gibt es unterschiedliche Konzepte der Art-Klassifikation, die angewendet werden können. Die zwei bekanntesten sind:
Morphologischer Artbegriff, der eine Zahl von Individuen bezeichnet, die in bestimmten äußeren (morphologischen) Merkmalen übereinstimmen. Auch Verhaltensweisen werden hier bei der Abgrenzung einbezogen. (Beispiel: Löwe und Puma können von aussehen und Verhalten zwei Arten zugeordnet werden)
Biologischer Artbegriff, der eine Gruppe von Individuen bezeichnet, die sich fortpflanzen können, mit fruchtbaren Nachkommen. (Beispiel: Maultiere sind als Hybride von Pferdestute und Eselhengst bis auf wenige Ausnahmen unfruchtbar, damit sind Pferde und Esel verschiedene Spezies).
Wie viele Arten gibt es?
Weltweit sind derzeit 1,8 Millionen Arten beschrieben. 71.500 sind in Deutschland nachgewiesen. Vollständig ist diese Liste aber noch lange nicht. Wie viele Arten es überhaupt auf der Erde gibt, ist unklar. Die Wissenschaft vermuten, dass es zischen zwei und 80 Millionen Arten gibt. Bei einer Bestandsaufnahme der Ozean wurden allein im Jahr 2010 über 6000 neue Arten nachgewiesen. Die Experten befürchten, dass viele Artengruppen noch vor ihrer Entdeckung ausgestorben sein werden. Der Mensch ist hier ein wesentlicher Treiber des Artensterbens: Die durch ihn verursachte Aussterbe-Rate liegt tausendfach höher als bei jedem bisher bekannten Massensterben der Erdgeschichte.
In Deutschland wurden etwa 48.000 Tierarten nachgewiesen. 9.500 wildlebende Pflanzenarten wurden in Deutschland geschätzt, außerdem rund 14.000 Pilzarten. Im europäischen Vergleich bedeutet das eine höhere Artenvielfalt als in anderen Ländern. Weltweit gesehen leben wir aber in einem artenärmeren Gebiet, bedingt durch die erdgeschichtliche Entwicklung und die geographische Lage.
Warum Artenvielfalt wichtig ist
Die Artenvielfalt ist ein Indikator für die biologische Vielfalt und zeigt den Zustand von Ökosystemen oder Landstrichen an. Die Artenvielfalt fördert die Leistung und Flexibilität ganzer Landschaften, die dann auf Veränderungen besser reagieren und stabiler bleiben. Die Arten sorgen außerdem für ein ausgeglichenes Ökosystem, für sauberes Wasser, saubere Luft, den Schutz vor Bodenerosion und Hochwasser.
Sie liefern die Grundlage für die Ernährung, auch für den Menschen: Bestäubende Insekten weltweit haben für die Agrarproduktion einen geschätzten Wert von 153 Milliarden Euro (Stand: 2008). Drei Viertel aller Nahrungspflanzen hängen von der Bestäubung durch Tiere ab.
Auch in der Medizin spielt die Artenvielfalt eine Rolle. So werden bspw. 17,1% der Farn- und 20,2 % der Blütenpflanzen für Heilzwecke genutzt. Inzwischen sind das zwischen 48.000 und 57.000 Arten. Hier spielen besonders die Arten des Regenwaldes eine entscheidende Rolle. Und hier wurde erst ein kleiner Teil auf seinen Nutzen für den Menschen untersucht. Es gibt immer noch großes Potential, viel Wissen und großen Nutzen zu entdecken. Und schon die Natur allein trägt Heilung in sich: Natur-Erfahrungen sind wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen. Und auf Kinder mit ADHS wirkt ein Aufenthalt in der Natur beruhigend
Auch ethische Gründe lassen sich für den Erhalt der Arten anführen. Denn nicht nur der Nutzen für den Menschen ist wichtig. Auch die Arten selbst haben ihren Wert und ihre Daseinsberechtigung. Der Mensch hat damit die Verpflichtung, sich nicht nur um die Zerstörung, sondern auch den Schutz zu kümmern. Gesetzlich hat sich der Staat dem Artenschutz in verschiedenen Verordnungen verschrieben.
Was der einzelne für den Artenschutz tun kann:
- Hecken anlegen, empfiehlt der NABU. Durch Hecken bildet sich im Garten ein günstiges Kleinklima und Schutz vor negativen Umwelteinflüssen. Denn sie filtern Staub, Schmutz, Abgase und wirken Lärm dämpfend. Hecken sind Lebensraum für zahlreiche Tiere.
- Regionales und saisonales Obst und Gemüse kaufen, mit dem der ökologische Anbau ohne Pestizide unterstützt wird. Einen Saisonkalender finden Sie hier.
- Global denken, lokal handeln. Unser Konsum hängt mit dem Regenwald zusammen, nicht nur bei Palmöl oder Fleisch (mehr Infos dazu in diesem Artikel). Auch im Urlaub sollte man keine bedrohten Arten als Souvenirs kaufen, wie z. B. Korallen.
- Im Garten oder am Balkon Pflanzen anpflanzen, die den Insekten Nahrung bieten. Mehr Infos zum Balkongarten gibt es hier.
- Beim Kauf von Fisch auf Siegel achten. Dieser Artikel zeigt, welchen Fisch wir noch kaufen können.
- Ein Insektenhotel anlegen, als Nisthilfe für Wildbienen, Schwebfliegen, Wespen oder Hornissen.
- Wildblumen nicht pflücken, sondern stehen lassen.
- Blume, Pilze und Beeren nur in kleinen Mengen pflücken. Das gilt auch für Bärlauch. Man sollte sich vorher informieren, welche Arten gefährdet sind und für welche ein Pflückverbot gilt.
- Beim Holzkauf auf das nachhaltige Siegel achten, etwa bei Möbeln oder auch bei Grillkohle. Viel Holz stammt aus illegalem Holzschlag aus Tropenwäldern. Hier finden Sie mehr zum Thema „Nachhaltiges Grillen“. Achtung: das FSC-Siegel gilt nicht mehr als nachhaltig!
- Bewusst einkaufen. Auf Produktqualität und Regionalität achten. Etwa auf nachhaltiges Palmöl.
- Sich in Naturschutzorganisationen zum Erhalt der Artenvielfalt engagieren.
- Aufklärungsarbeit leisten bei Freunden und Familie.
- Ein „wildes Eck“ im Garten erlauben, mit Steinen, altem Holz oder einem alten Baumstamm. So lässt man der Natur einen Platz. Dieser Artikel erklärt mehr über den Naturgarten und was er bringt.
- Energie und Ressourcen sparen. Auch das hilft indirekt der Artenvielfalt. Etwa virtuelles Wasser, das nicht „verbraucht“ wird.
- Umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen nutzen. Ein reduzierter ökologischer Fußabdruck hilft auch dem Artenschutz.
Foto: Delfi de la Rua, unsplash.com
Quellen:
Bundesamt für Naturschutz. Artenschutz-Report 2015. In: Online.
NABU. Was kann ich tun für mehr Artenvielfalt? In: Online.
Spektrum. Lexikon der Biologie. Art. In. Online.
[…] Das ist ein Vorurteil, dem der Hamster nicht gerecht wird. Seit 1998 bis 2005 wurden deutschlandweit lediglich 24 Bauvorhaben durch den kleinen Nager gestoppt – zunächst! Denn in 23 Fällen wurden diese Projekte später trotzdem umgesetzt. Nur ein Golfplatz in Hessen wurde nicht gebaut. Der Feldhamster hat damit keinen wesentlichen Einfluss auf den ökonomischen Erfolg der Bauindustrie. Mehr zum Artenschutz und seiner Bedeutung gibt es hier. […]