Ernährung Privatpersonen

Virtuelles Wasser: Ein Swimmingpool für ein Kilo Kaffee

Geschrieben von Leena

Beim Wassersparen sind die Deutschen ganz vorne mit dabei. Aber das, was aus der Leitung kommt, nicht das einzige Wasser, das wir verbrauchen. In jedem Lebensmittel und jedem Konsumgut versteckt sich das sog. virtuelle Wasser, das bei der Produktion und dem internationalen Transfer verwendet wird. Im Durchschnitt verbraucht ein Westeuropäer rund 4.000 Liter virtuelles Wasser am Tag und 125 Liter reales Wasser.

Bei den Lebensmitteln sind Kakao, Kaffee und Fleisch die größten Wasserfresser. Für ein Kilo Kaffee ist die Wassermenge eines größeren Garten-Swimmingpools nötig: Die Pflanzen müssen bewässert werden, durch Schwemmen werden bei der Nassaufbereitung die Früchte gereinigt, die Produktionsmaschinen müssen gesäubert werden etc. Auch Konsumgüter sind „durstig“: Ein Baumwoll-T-Shirt braucht 4.100 Liter, ein Paar Lederschuhe 8.000 Liter, eine Jeans 11.000 Liter, ein PC 20.000 Liter und ein Auto rund 400.000 Liter.

Problematisch ist das vor allem deshalb, weil ein Gros der Produkte in wasserarmen Regionen hergestellt wird, etwa der Elfenbeinküste, Spanien oder der Türkei. Ein verantwortungsvoller Umgang mit der Ressource fehlt; Trinkwasserknappheit, Dürren und Trockenheit sind die Folgen, während weiterhin virtuelles Wasser in wasserreiche Regionen exportiert wird.

Wenn ich also eine Tasse Kaffee trinke, habe ich damit 140 Liter virtuelles Wasser verbraucht. Mehr, als ich am gesamten Tag bei Duschen, Geschirr spülen, Wäsche waschen und Kochen nutze. Das gibt zu Denken. Besonders, weil ich meist mehr als nur eine Tasse trinke. Also besser auf Tee umschwenken – der verbraucht „nur“ 35 Liter pro Tasse. Fleisch esse ich kaum, beim Gemüse achte ich stark auf die Herkunft. Aber Schokolade… das wird eine Herausforderung.

Was sind eure täglichen „Wasserfresser“?

 

Artikelbild: unsplash.com

8 Kommentare

    • Hallo Johannes,

      danke für Deine Rückmeldung. Oft ist keine alternative Nutzung für das Regenwasser vorgesehen und verhältnismäßig wenige Plantage werden bewässert (nur etwa 10%). Wie aber in dem von dir verlinkten Artikel auch zu lesen ist, hängt der Wasserbedarf stark von Klima, Anbaugebiet und auch der Kaffeesorte ab. Unter anderem werden z. B. in Brasilien oder Vietnam Plantagen über Wasser-Reservoirs, Flüssen oder Brunnen bewässert, was den Grundwasserspiegel senkt. Auch in Indien wird während Trockenperioden stark bewässert. In Ostafrika gibt es z. B. eine direkte Konkurrenz zwischen Kaffee- und Nahrungsmittelproduktion, die durch den Wasserverbrauch entsteht.

      Wie es auch in dem verlinkten Artikel steht, werden die „ökonomischen Kosten“ der Regenwassernutzung nicht in den Kaffee-Preis eingerechnet, genausowenig wie die sozialen Kosten. Jetzt könnte man sagen „Regen ist doch kostenlos und wie sollte man das umrechnen?“. Es lässt sich schwer umrechnen, aber das Regenwasser hat einen Wert, der sozusagen „in die Pflanze eingeht“, während sie wächst. Die Bauern bekommen dafür meist keinen Ausgleich. Hinzu kommen weitere Umwelteinflüsse, wie Boden-Erosion und Nährstoffmangel durch Monokulturanbau, Verlust von Artenvielfalt (abhängig von der Plantagenart) oder Umweltverschmutzung und Gesundheitsprobleme durch Pestizid-Einsatz bei der örtlichen Bevölkerung (z. B in Mexiko). Das ganze setzt sich in der Produktion fort, denn die Wasserabfälle aus den Kaffee-Fabriken sind oft stark verschmutzt und werden in Flüsse geworfen oder ins Meer geleitet.

      Wie so oft lässt sich das Thema nicht nur auf einen Aspekt (hier: Wasser) reduzieren. Der kurze Artikel nennt lediglich Durchschnittswerte und soll daher ein Bewusstsein für die Problematik schaffen.

      Liebe Grüße, Leena