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Geschichte des Baumes: Wie der Wald schrumpft & was wir dringend tun müssen

Geschrieben von Florian

„Habt Ehrfurcht vor dem Baum, er ist ein einziges großes Wunder, und euren Vorfahren war er heilig. Die Feindschaft gegen den Baum ist ein Zeichen der Minderwertigkeit eines Volkes und von niederer Gesinnung des Einzelnen.“
(Alexander von Humboldt, deutscher Naturforscher, 1769-1859)

 

Nehmen wir dieses Zitat ernst, wäre es ein Armutszeugnis für die Menschheit. Von 2000 bis 2012 ist die Welt um 1,5 Millionen Quadratkilometer Wald ärmer geworden, fand das Forscherteam um Matthew Hansen raus. Das entspricht einer Fläche, die 4 Mal so groß ist wie Deutschland.

Die Mehrheit des Waldverlustes ist im Regenwald entstanden, insb. in Indonesien. Die wesentlichen Gründe für die Abholzung: Nutzholz, Brennholz, Viehzucht, Landwirtschaft (insb. Palmöl), Infrastrukturprojekte (Siedlungen, Industrielagen, Wasserkraftwerke) und Abbau von Bodenschätzen (Kupfer, Mangan, Nickel, Zink, Bauxit, Gold oder Eisenerz).

Eine Weiterentwicklung des Abholzungstrends wäre katastrophal für die Menschheit. Denn schon jetzt ist zu viel Wald für ein funktionierendes Ökosystem verloren gegangen. Zudem sind Abholzung und und eine im Anschluss veränderte Flächennutzung ungefähr für 20% aller menschgemachten Treibhausgase verantwortlich.

 

Was ist genau ein Wald?

Gemäß der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) wird Wald als eine Vegetationsform von Bäumen definiert, die mindestens sieben Meter hoch sind und zehn Prozent des Bodens beschatten. Es kann sich dabei um einen Jahrhunderte alten Regenwald oder auch um einen wirtschaftlich genutzten Forst handeln. Es ist daher bei dieser Definition Vorsicht geboten, denn sie sagt nichts über die Ursprünglichkeit eines Waldes aus.

 

Warum ist ein Wald mehr als Holz?

Der Baum ist wesentlich mehr als ein Schattenspender und wesentlich mehr als ein Holzlieferant. Ein Wald hat einen signifikanten Einfluss auf unser Ökosystem.

Bindung von CO2

Der Baum gibt uns Menschen den Rohstoff Holz. Allerdings bindet der Baum auch das von uns in viel zu hohen Mengen ausgestoßene CO2. Der wesentliche Treiber für den Mensch-gemachten Klimawandel ist damit das Lebenselixier eines Baums. Um das zu erlauben, müssen wir die Bäume aber wachsen lassen. Verbrennen wir sie ist das gebundene CO2 wieder in der Atmosphäre.
Die Bäume und der Boden auf dem sie stehen nehmen nahezu 25% unseres ausgestoßenen CO2 auf.

Niederschlag

In stark bewachsenen Wald-Regionen ist doppelt so viel Niederschlag wie in kahlen Regionen fanden die Forscher D. V. Spracklen, S. R. Arnold und C. M. Taylor heraus. Abholzung fördert Dürren und steigert die Waldbrandgefahr des restlichen Waldes.

Wasserkreislauf

Entlang der Wurzeln der Bäume kann das Wasser bis zum Grundwasser absinken, verdunstet somit nicht wieder und kann so Trinkwasser werden (siehe auch Spracklen et al.). Bäume mit langen Wurzeln können zudem Wasser aus hohen Tiefen nach oben befördern und die Feuchte förmlich ausschwitzen. Davon profitieren auch die restlichen Pflanzen, die Landwirtschaft und die Tiere in der Umgebung.

Lebensraum für Tiere

Die Studie von William Laurance von der James Cook University belegt den „Kollaps der Artenvielfalt“ durch den Verlust von Waldflächen, denn der Wald ist ihr Lebensraum. Zudem werden vielfach noch gejagt. Zum Beispiel: Der Asiatische Elefant hat bereits 95% seines ursprünglichen Verbreitungsgebiets eingebüßt und in Malaysia sind in Teilen 20% der Vogelarten und 50% der Affen verschwunden.

Dabei braucht der Wald auch die Tiere, denn sie verbreiten durch das Essen der Früchte und das Ausscheiden über den Kot die Samen der Bäume.

Lebensraum für Menschen

Was häufig vergessen wird. In den tropischen Waldgebieten leben rund 300 Millionen Menschen, darunter mehr als 200 indigene Völker. Durch die Abholzungen wird auch ihnen ihre traditionelle Art des Lebens genommen. Wir lassen ihnen keine Wahl und zwängen ihnen den „modernen“ Lebensstil auf.

 

Unsere Möglichkeiten

Die genannten Funktionen eines Waldes machen deutlich wie lebenswichtig der Baum für die Menschheit und wie entscheidend daher Aufforstung und eine nachhaltige Forstwirtschaft sind.

Eine Umkehr dieses Trends ist möglich. Brasilien verzeichnet bereits erste Erfolge in der Aufforstung und konnte die Abholzung reduzieren. Eine Gesetzesänderung im 2012 hat die Abholzung aber wieder erhöht. Es wichtig, dass dort ein Umdenken stattfindet und der Wald einen größeren wirtschaftlichen Nutzen als dessen Abholzung bietet. Der Erhalt ursprünglicher Wälder, insb. des Regenwaldes, sollte immer an erster Stelle und die Aufforstung an zweiter Stelle stehen. Denn bis ein ursprünglicher Wald aufgeforstet ist vergehen ca. 20-30 Jahre.

 

Wir können in Deutschland insbesondere folgende Dinge tun:

  1. Nur Produkte aus Wäldern kaufen, die FSC- oder PEFC-zertifiziert sind und nur fair-gehandelte Produkte kaufen
  2. Natur schützen und somit erhalten z.B. über den NatureFund
  3. Aufforstung unterstützen z.B. BergWaldProjekt oder LogoWald
  4. Aktive Mithilfe in der Aufforstung z.B. im BergWaldProjekt
  5. Auch wenn eine Papiertüte einer Plastiktüte vorzuziehen ist, sollte jegliche Papier-Nutzung so gering wie möglich ausfallen. Die Dosis macht das Gift.
  6. Diese Information weiterleiten und darüber sprechen. „Bildung ist die stärkste Waffe“, sagte schon Gandhi.

 

Wem fällt noch etwas ein? Wer kennt noch unterstützenswerte Organisation, die Wälder schützen und aufforsten?

 

Interaktive Grafiken

Das nachfolgende Video (16 sec) zeigt den Verlust des Baumbestandes am Beispiel Indonesiens in Riau im Zeitverlauf (Forest Loss in Riau).

 

Artikelbild: unsplash.com

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