Ende September hat der Weltklimarat (IPCC) seinen 5. Bericht veröffentlicht und seine Daten dargelegt: Die vom Menschen verursachten CO2-Emissionen lassen die globale Temperatur weiter ansteigen und ebenso den Meeresspiegel, während die Gletscher und Eismassen schmelzen. Die Folgen der Treibhausgase sind gravierend für Umwelt, Mensch und die Artenvielfalt.
Dennoch verdrängen viele Menschen die Bedeutung dieser Fakten und begründen ihre Passivität mit Argumenten, die jedoch oft auf den fünf häufigsten Irrtümer zur Klimaforschung beruhen.
Missverständnis Nummer 1: „Die Klimaforscher sind sich selbst nicht einig!“
Rund 98% der Klimaforscher sind sich darüber einig, dass die anthropogenen Emissionen von Treibhausgasen zur Erderwärmung führen. Dieser Konsens wird durch etliche Studien belegt und gilt als gesichertes wissenschaftliches Fundament. Die Forschung reicht zurück bis 1824, als Joseph Fourier den Treibhauseffekt entdeckte. Diskutiert wird in Fachkreisen der Klimaforschung über ganz andere Sachen, beispielsweise darüber, welche Auswirkungen der globale Temperaturanstieg auf Stürme hat oder wie instabil die Eismassen sind.
Missverständnis Nummer 2: „Der Weltklimarat übertreibt!“
Das Gegenteil ist der Fall: Das IPCC, an dem 850 Wissenschaftlern beteiligt sind, einigt sich in seinem Bericht auf den kleinsten gemeinsamen Nenner für eine gemeinschaftliche Aussage. Dass der Weltklimarat eher zurückhaltend formuliert, zeigt sich auch dadurch, dass die heute gemessenen Daten, wie z.B. der Meeresspiegel und die arktische Eisschmelze, die Szenarien des letzten IPCC-Berichtes aus 2007 längst überholt haben. Dies liegt daran, dass der Weltklimarat bestimmte, schwer zu qualifizierende Risiken nicht berücksichtigt. Wirft man einen Blick in die Fachliteratur, gibt diese z.B. einen deutlich schnelleren Anstieg der Meeresspiegel an und zeigt deutliche Belege dafür, dass die Eismassen der Arktis viel empfindlicher auf Temperaturanstiege reagieren. Der Bericht des Weltklimarates untertreibt mehr als er übertreibt.
Missverständnis Nummer 3: „Die Erderwärmung macht gerade Pause. Es ist also vielleicht gar nicht so schlimm.“
Auch das ist ein Irrtum, denn das Klima unterliegt natürlichen Schwankungen. Es stimmt, dass die Temperatur in den letzten 15 Jahren halb so schnell anstieg, wie der langfristig berechnete Klimatrend. Von 1991 bis 2006 dagegen stieg die Temperatur doppelt so stark an. Betrachtet man also den Gesamtverlauf und damit das Mittel aus den insgesamt 30 Jahren, ändert das nichts am berechneten Klimatrend. Zudem zeigen die Messungen der Weltmeere, dass sich die Ozeane weiter aufheizen und beweisen damit, dass sich die Treibhauserwärmung in den letzen Jahren nicht verringert hat.
Missverständnis Nummer 4: „Das Klima hat sich schon immer verändert.“
Diese Tatsache ist kein Grund zur Entwarnung, auch wenn sie oft so dargestellt wird. Das Klima hat stets stark auf Veränderungen der Strahlungsbilanz reagiert: während der Eiszeiten durch die Zyklen der Erdbahn bzw. in der warmen Kreidezeit, als durch die Aktivitäten der Plattentektonik mehr CO2 in der Atmosphäre war. Die Menge fossiler Kohlenstoffe, d.h. Öl und Kohle, die sich über eine Million Jahre in der Erde abgelagert haben, werden heute allein in einem Jahr von der Menschheit aus der Erdkruste geholt. Der Blick in die Geschichte macht deutlich, dass sich das Klima durch die starken anthropogenen Einflüsse ebenfalls drastisch verändern wird. In der letzten Eiszeit hob sich der Meeresspiegel durch die Erwärmung in 10.000 Jahren um über 100 Meter. In diesem Jahrhundert erwarten wie einen ähnlichen Anstieg der Temperaturen wie damals, jedoch rund 50 mal schneller.
Missverständnis Nummer 5: „Ist doch egal. Was soll an einem wärmeren Klima denn schlimm sein?“
Wer nur kurz über die Folgen nachdenkt, wird diese Aussage schnell zurückziehen. Was wie ein Blockbuster aus Hollywood wirkt, ist real und erschreckend: Wenn der Meeresspiegel allein um einen Meter ansteigt, hat das extreme Auswirkungen – nicht nur auf Küstenstädten wie New York, Mumbai oder Tokio. Laufen die Emissionen im gleichen Ausmaß weiter wie bisher, rechnet der Weltklimarat mit einem Anstieg der Meeresspiegel von einem bis zu mehr als drei Metern (siehe IPCC-Bericht). Weiter zeigen die Messdaten, dass sich die monatlichen Hitzerekorde bereits verfünffacht haben. Im „Jahrhundertsommer 2003“ starben europaweit 70.000 Menschen an den Folgen der Hitze. 2010 führten die hohen Temperaturen in Russland zu einem Exportstopp für Weizen. Der Weltklimarat rechnet künftig mit mehr Dürren, Überschwemmungen und damit Ernteausfällen. Hier lassen sich weitere Folgen für den Weltmarkt, die Lebensumstände und Veränderungen durch Unsicherheiten ableiten.
Dies macht die enorme Reichweite des Klimawandels auf alle Lebensbereiche deutlich. Und es zeigt, wie dringend ein rasches, aktives und nachhaltiges Handeln notwendig ist.
Quelle: Artikel von Stefan Rahmstorf in der Süddeutsche Zeitung
Artikelbild: morguefile.com
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