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Handbuch Nachhaltigkeit (Folge 7): Das 3×3-Modell für die Praxis

efeno 3x3 Modell Nachhaltigkeit Unternehmen Handbuch
Geschrieben von Leena

Wenn ein Unternehmen nachhaltiger agieren möchte, braucht es ein entsprechendes Werkzeug zur Strukturierung des Projektes und zur dauerhaften Umsetzung. Die Grundlage dieser Vorgehensweise bildet hier unser 3×3 Modell. Es soll als genauer Projekt- und Methodenplan fungieren, der im Detail den ganzheitlichen Prozess aufzeigt und begleitet. Wir möchten in dieser Folge das Modell einmal komplett vorstellen und erklären. Es ist damit sozusagen die Übersicht und Gliederung, an der sich alle weiteren Folgen und Vorgehensweisen orientieren werden.

Das Modell besteht aus drei aufeinander folgenden Hauptphasen Gestalten, Planen und Handeln, die sich jeweils wiederum in drei Unterphasen gliedern. Diese Vorgehensweise können Unternehmen später direkt in die Praxis umsetzen, um Nachhaltigkeit sinnvoll zu etablieren. Jede Unterphase wird im Fortlauf des Handbuchs jeweils meist in einem Beitrag, teils auch in zwei Beiträgen, erläutert. Unsere Grafik zeigt den kompletten Prozess auf:

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1. Gestalten

Die erste Phase „Gestalten“ bildet den Anfang des Prozesses und zeichnet dabei ein klares Abbild, wo das Unternehmen in Bezug auf seine Nachhaltigkeit steht und erarbeitet am Ende der Phase, wohin es sich gemeinsam als gesamtes Unternehmen entwickeln will. Nötig sind dafür die drei Unterphasen „Bewusstsein schaffen“, „Status Quo erarbeiten“ und „Vision ausarbeiten und strategische Ziele festlegen“.

1.1 Bewusstsein schaffen

Als erster Schritt gilt es, in der Unterphase „Bewusstsein schaffen“ die Menschen – intern wie extern – für die unternehmensspezifischen Herausforderungen zu sensibilisieren. Es mag sich hier die berechtigte Frage stellen, warum dies schon dann  geschehen soll, bevor überhaupt der Status Quo oder ein Ziel festgesetzt wurden. Tatsächlich ist „Bewusstsein schaffen“ nicht eine einmalige Aktion, sondern ein den kompletten Prozess begleitendes Vorgehen. Immer wieder muss das interne und externe Bewusstsein der Nachhaltigkeit geschaffen, erhalten und aktualisiert werden. Gerade hier, zu diesem frühen Zeitpunkt, sollte ein Bewusstsein für den anstehenden Nachhaltigkeitsprozess geschaffen werden, um den betroffenen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich mit der Problematik auseinanderzusetzen und sich an sie zu gewöhnen. Speziell die Mitarbeiter sollen nicht etwa am Ende des Prozesses mit den Zielen konfrontiert und diese „übergestülpt“ bekommen, sondern sie selbst mit gestalten, verstehen und auch dahinter stehen. Denn sie werden zukünftig die Ziele umsetzen und eine Veränderung ihres Arbeitsalltages zu spüren bekommen. Hier ist auch Change Management gefragt. Denn werden sie bereits frühzeitig mit dem Hergang vertraut gemacht und als Teil des Ganzen in ihn die Entwicklung integriert, wird die Akzeptanz mit den neuen Werten und Zielen wesentlich höher sein. Fühlen sich die Mitarbeiter als Teil des Prozesses, hebt dies die Motivation sowie die Identifikation mit der Nachhaltigkeit und gleichzeitig dem Unternehmen. Zeitlich gesehen liegt diese Phase sehr nah an der Ermittlung des Status Quo.

1.2 Status Quo erarbeiten

Der nächste Schritt besteht darin, den „Status Quo“ zu ermitteln. Dieser ist nicht etwa eine alleinige CO2-Erhebung, sondern stellt eine ganzheitliche Übersicht des gegenwärtigen Zustandes in Bezug auf alle drei vorhandenen Nachhaltigkeitsdimensionen „Umwelt“, „Umfeld“ und „Wirtschaftlichkeit“ dar, die wir in unserem Nachhaltigkeits-Modell erläutert haben. Es handelt sich dabei also um eine Eigenanalyse, bei der selbstverständlich die CO2-Emissionen als Teil mit eingerechnet werden – jedoch nicht als alleiniges Kriterium. Dieser Vorgang ist die essentielle Basis des weiteren Vorgehens: Er ist eine Momentaufnahme des Unternehmens und ermöglicht, sich selbst zu klassifizieren und daraus folgend die Herausforderungen und Potentiale auszuarbeiten. Denn nur wer etwas misst, kann sich auch verbessern.

1.3 Vision ausarbeiten und strategische Ziele festlegen

Die dritte und letzte Unterphase befasst sich mit der Ausarbeitung der Vision und der Festlegung der strategischen Ziele. Im Fokus stehen dabei die Fragen: „Wie nachhaltig wollen wir sein? Welche Werte sind uns dabei wichtig? Was müssen wir uns vornehmen, um die gewünschte Nachhaltigkeit zu erreichen? Welche Ziele müssen wir uns vornehmen, um dies zu erreichen?“

2. Planen

Die zweite Hauptphase „Planen“ zeigt auf, welche konkreten Maßnahmen Unternehmen ergreifen können, um ihre Ziele zu erreichen. In erster Linie geht es hierbei um das Erschaffen eines Handlungsplanes.

2.1 Lücken aus Status Quo und Zielwerten benennen

In der ersten Unterphase gilt es zunächst, die Lücken aus Status Quo und Zielwerten zu benennen, d. h. den notwendigen Handlungsbedarf zu bezeichnen und zu quantifizieren. Um dies zu erreichen, werden die im Status Quo ermittelten Werte des Ist-Zustandes mit den gewünschten Zielen abgeglichen. Der so eruierte Handlungsbedarf bildet im Anschluss die Grundlage für die Ausarbeitung konkreter Maßnahmen.

2.2 Ideen entwickeln, um Lücken zu schließen

In dieser Unterphase soll die Frage beantwortet werden, wie die Lücken geschlossen werden können. Es handelt sich dabei um eine offene und konzeptionelle Ideenfindung. Diese Unterphase hat viel Potential, um wiederum Bewusstsein für das Thema zu schaffen und Mitarbeiter zu integrieren. Da diese durch die Umsetzung der Maßnahmen direkt betroffen sind, kann dadurch Akzeptanz und Identifikation aktiv gefördert werden.

2.3 Maßnahmen planen, um die Ideen umzusetzen

In der dritten Unterphase steht im Zentrum, die Ideen in konkrete Maßnahmen umzuwandeln. Dieser Vorgang ist gleichzeitig die Überleitung und das Bindeglied zur dritten Hauptphase „Handeln“. Hier wird bereits die Grundlage zur Überführung der Maßnahmen in den Unternehmensalltag geschaffen. Es wird dabei die Frage beantwortet „Was muss das Unternehmen konkret anders machen, um die Vision zu erreichen?“.

3. Handeln

In der dritten und letzten Phase „Handeln“ sollen die geplanten Maßnahmen umgesetzt und in den Unternehmensalltag und die -kultur eingeführt werden. Eine regelmäßige Überprüfung derselben soll dabei eine langfristige Verankerung gewährleisten.

3.1 Maßnahmen in den Alltag integrieren

In dieser ersten Unterphase des Handelns muss das Unternehmen den Worten Taten folgen lassen und die Maßnahmen in die einzelnen Bereichen überführen und auch die Mitarbeiter entsprechend befähigen.

3.2 Transparente und regelmäßige Kommunikation durchführen

In der Unterphase gilt es, das Leitbild, die Stärken und auch die Schwächen der Handlungsfelder intern wie extern zu kommunizieren und damit auch die Glaubwürdigkeit des ganzen Prozesses zu unterstützen. Dies kann z. B. durch Nachhaltigkeitsberichte, Blogs oder Mitarbeiter-Newsletter geschehen. Hierbei ist eine ganzheitliche Kommunikation entscheidend.

3.3 Zielerreichung überprüfen und ggf. Maßnahmen anpassen

Die letzte Unterphase fokussiert darauf, die umgesetzten Maßnahmen regelmäßig und auch begleitend zu verfolgen und bei Bedarf eine Maßnahmenanpassung vorzunehmen. Der Nachhaltigkeitsprozess ist ein rollierender Vorgang im Unternehmen, der eine abschließende und zugleich begleitende Kontrolle unabdingbar macht. Gemäß den Vorgängen müssen die Aktivitäten deshalb in regelmäßigen Zeitabständen überprüft, notfalls aktualisiert und angepasst werden.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der komplette Nachhaltigkeitsprozess ein gut geplantes Vorgehen und eine komplette, ganzheitliche Strategie verlangt, die sich sowohl auf interne wie auch externe Bereiche beziehen. Nur auf dieser Basis können Veränderungen langfristig und durchgreifend in den Unternehmensalltag integriert werden. Bereits von Anfang an muss ein Bewusstsein für die Thematik und das Vorgehen geschaffen und auch über den kompletten Prozess begleitend erhalten werden. Damit wird sichergestellt, dass eine gemeinschaftliche, kreative und interaktive Entwicklung erfolgt anstatt allein von der Führungsriege aufgestülpten Verpflichtungen. Ein transparentes Vorgehen ermöglicht ferner nicht nur die Schaffung und Aufrechterhaltung eines Bewusstseins, sondern erleichtert auch die Übersicht bzw. die Nachkontrolle der durchgeführten und zu beobachtenden Maßnahmen.

Kurz gesagt: Nachhaltigkeit im Unternehmen einzuführen ist ein bewusst gesteuerter, ganzheitlicher Prozess, der von der Unternehmensstrategie fordert, das neue Leitbild, die Vision, die Zielsetzung und die Maßnahmen einheitlich umzusetzen. Er schafft und erhält Bewusstsein für kommende und laufende Veränderungen durch eine angeglichene, begleitende Kommunikationsstrategie.

Und Vorsicht: Das bedeutet Arbeitsaufwand und ein intensives Auseinandersetzen mit dem Thema. „Mal schnell irgendwie nebenbei“ lässt sich solch ein solcher Prozess nicht erfolgreich im Unternehmen implementieren.

Hier geht es weiter zur nächsten Handbuch-Folge 8: „Bewusstsein im Unternehmen schaffen“

Über die Serie „Handbuch Nachhaltigkeit: Die gute Absicht praktisch umsetzen“:

Schon lange beschäftigen wir uns privat wie beruflich mit Nachhaltigkeit. Durch die Erfahrungen und die Arbeit als Unternehmensberater ist uns klar geworden, dass es für Unternehmen oft schwierig ist, die gute Absicht praktisch umzusetzen. Wir haben deshalb einen Leitfaden entwickelt, der als Werkzeug für nachhaltiges Handeln dienen soll und den wir hier als Serie veröffentlichen.

Bisher erschienen sind:

Das Nachhaltigkeitshandbuch – Die gute Absicht praktisch umsetzen (Serienstart)

Handbuch Nachhaltigkeit (Folge 1): Definition und Bedeutung

Handbuch Nachhaltigkeit (Folge 2): Zustand und Folgen für Unternehmen

Handbuch Nachhaltigkeit (Folge 3): Suffizienz, Effizienz und der Reboud-Effekt

Handbuch Nachhaltigkeit (Folge 4): Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil

Handbuch Nachhaltigkeit (Folge 5): CSR als effektives Werkzeug

Handbuch Nachhaltigkeit (Folge 6): Das Nachhaltigkeits-Modell für Unternehmen

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