Ernährung

Saisonale und regionale Produkte: klimaschonend und gesünder

Geschrieben von Leena

Wir sind es gewohnt, alles jederzeit kaufen zu können. Spargel, Rucola, Zucchini, Brokkoli, Birnen oder Wassermelonen – viel Obst und Gemüse gibt es das ganze Jahr über. Aber Lebensmitteltransporte belasten durch lange Wege das Klima und gerade bei exotischen Früchten sind die Umwelt- und Arbeitsbedigungen oft sehr schlecht. Will man der sozialen und nachhaltigen Verantwortung nachkommen, muss man regionale Lebensmittel kaufen. Noch besser: regionale und saisonale Produkte, denn auch heimische Lagerung in Kühlhäusern verbraucht Energie und belastet die Umwelt.

Es klingt wie ein schlechter Witz: Wer regionale Äpfel der Importware vorzieht, schützt nicht zwangsläufig das Klima. Das hat eine Studie der Universität Gießen ergeben. Entscheidend ist vielmehr der Energieaufwand, der bei Anbau, Ernte und Transport zum Einsatz kommt. Kleinere Betriebe verbrauchen dabei bis zu fünfmal mehr Energie als Großbetriebe, da ihre Fahrzeuge kleiner sind, sie selbst oft keine Kühlhäuser besitzen und die Ware damit in externe Kühlhäuser transportiert werden muss.

Die moderne Lagertechnik sorgt dafür, dass die deutschen Äpfel bis etwa April oder Mai vorrätig sind. Gleich nach der Ernte werden sie in sog. CA-Lager gebracht („controlled atmosphere“), in denen Temperatur, Luftzusammensetzung und -feuchtigkeit streng kontrolliert werden. 95% Luftfeuchtigkeit, zwei Grad Celsius, lediglich wenige Prozent Sauerstoffgehalt, dafür wird Kohlendioxid angehoben – optimale Bedingungen für die Äpfel, die so monatelang frischgehalten werden. Die CA-Lagerung gilt als wenig energieaufwändig.

Und dennoch: Importierte Äpfel werden fast überwiegend mit dem Schiff transportiert, das von den üblichen Waren-Transportmitteln am klimafreundlichsten ist. Die Wissenschafter ermittelten, dass die verbrauchte Energiemenge dabei etwa so hoch ist wie die Menge, die zur monatelangen Lagerung der heimischen Äpfel in den Kühlhallen benötigt wird.

Warum saisonales Obst gesünder ist

Nicht nur die Energiebilanz spricht dafür, saisonal zu kaufen. Obst und Gemüse, das vollständig ausgereift ist, ist sehr gesund. Es hat den höchsten Vitamingehalt und enthält weitere, gesunde Pflanzenstoffe. Diese bilden sich nämlich nur dann komplett aus, wenn die Pflanzen genügend Sonnen- und Tageslicht bekommen haben. Sind Obst und Gemüse zudem im Freiland gewachsen, ist das noch besser. Tests haben ergeben, dass Freiland-Tomaten ein Drittel mehr Vitamin C Gehalt haben als Tomaten aus dem Gewächshaus. Erdbeeren bspw. sind im Freiland regulär im Juni und Juli voll ausgereift. Die Früh-Erdbeeren, die schon im Februar oder März zu haben sind, werden oft importiert und sind zudem verstärkt mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Sie wachsen unter Folien, unter denen sich nicht nur die Erdbeeren sondern auch Bakterien und Schimmelpilze wohlfühlen. Also wird gespritzt.

Für regionales Obst und Gemüse sprechen auch die Untersuchungen über Rückstände von Pflanzenschutzmitteln: Die Waren, die am meisten und mehrfach belastet waren, stammen aus dem Ausland, besonders italienische Erdbeeren, Tomaten und Weintrauben. Paprika aus der Türkei und Spanien wiesen bei rund 60% der Proben eine Überschreitung der Höchstmenge und eine große Anzahl an Mehrfachrückständen von bis zu drei Insektiziden auf.

Wann ist denn eigentlich Saison? Die größte Auswahl an Obst und Gemüse hat man zwischen Juni und Oktober. Aber auch im Winter gibt es frisches Gemüse, etwa Butterrüben im Dezember, die Grünkohlsaison ist von November bis Februar und auch Rosenkohl wächst von Oktober bis März. Auch beim Salat gibt es spezielle Sommer- und Wintersorten, wie Eisberg, Rucola oder Batavia in den warmen Monaten, Feldsalat, Chicorée oder Portulak im Winter. Der Saisonkalender für Obst, Gemüse und Salat unserer Infografik haben wir wichtige Sorten zusammengestellt.

Kritiker bemängeln, dass oft auch während der Saison Lagerware in den Supermärkten verkauft werden (etwa bei Äpfeln) und keine frisch geernteten Waren. Wer ganz sicher sein will, dass er saisonale und regionale Produkte bekommt, sollte direkt beim Erzeuger einkaufen, also auf dem Hof oder auf Wochenmärkten. Will man auch im Winter Obst essen, ist die Auswahl bei regionalen und saisonalen Produkten dünn. Greift man auf Importware zurück, sollte Flugware möglichst vermieden und außerdem auf fair gehandeltes Obst und Gemüse zurückgegriffen werden.

Die Infografik

Saisonales und regionales Gemüse und Obst im Überblick: Unsere Infografik zeigt die wichtigsten Sorten auf und gibt außerdem Hintergrundwissen darüber, wie viel Obst und Gemüse der Deutsche pro Jahr isst. Die Grafik gibt es außerdem hier zum Download und zur freien Verfügung, mit der Bitte um Erwähnung und Verlinkung.

 

Artikelbild: picjumbo.com

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