Ernährung

Mindesthaltbarkeitsdatum einfach erklärt

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Geschrieben von Gast

Ein Gastbeitrag von Kristina Le Manach

„Mindesthaltbarkeitsdatum von letzter Woche. Ob der noch gut ist?“ Kaum geöffnet, sträube ich mich, den Joghurt zu probieren. Immerhin ist der ja schon abgelaufen und gleich werde ich den säuerlichen Geschmack von verdorbenem Joghurt im Mund haben. Sieht noch gut aus. Riecht auch ganz gut. Schmeckt? Lecker! Natürlich ist der Joghurt noch nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum genießbar. Aber wie bei mir, hat sich der Irrglaube ins Gedächtnis der Menschen eingebrannt. Leichter Ekel vor dem vermeintlich schlechten Lebensmittel und „Was kostet schon so ein Joghurt?“ lassen diesen ohne Zögern in dem Müll wandern, obwohl er noch nicht verdorben ist. Denn sehr oft wird das Mindesthaltbarkeitsdatum mit dem Verfallsdatum verwechselt. Der Unterschied ist aber entscheidend.

Was ist das Mindesthaltbarkeitsdatum?

Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist eine Erfindung des Gesetzgebers. Ursprünglich sollte es dazu dienen, den Verbraucher zu schützen: Es gibt an, bis zu welchem Datum das gekaufte Lebensmittel garantiert seine Eigenschaften behält. Also wie lange es seinen Geschmack, Konsistenz und Farbe nicht verändert – bei richtiger Lagerung, versteht sich.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist nicht zu verwechseln mit dem Verfallsdatum. Während das Mindesthaltbarkeitsdatum nur ein grober Richtwert ist, also eigentlich eine Versicherung des Herstellers, dass das Lebensmittel noch genau die Eigenschaften hat, die er in der Werbung anpreist, ist das Verfallsdatum eine ganz klare Marke: Bis zu diesem Datum ist das Lebensmittel haltbar. Ist das Verfallsdatum überschritten, sollten die Lebensmittel auf keinen Fall mehr gegessen werden. Das Verfallsdatum darf durchaus wörtlich genommen werden: Sind die Lebensmittel drüber, können sich Keime und Bakterien bilden, die den Verbraucher krank machen können. Das Verfallsdatum wird meist für Lebensmittel benutzt, die leicht verderblich sind wie beispielsweise rohes Hackfleisch oder auch Geflügel.

Um die Verwirrung komplett zu machen, gibt es auch noch das Herstellungsdatum. Das zeigt aber einfach nur an, wann das Lebensmittel produziert wurde.

Wir sehen also: Mit gesundem Alltagswissen kommt man beim Einkaufen schon sehr weit:

Herstellungsdatum: Wann wurde das Lebensmittel hergestellt.

Mindesthaltbarkeitsdatum: Mindestens bis zu diesem Datum behält das Lebensmittel seine (in der Werbung) angepriesenen Eigenschaften.

Verfallsdatum/Verbrauchsdatum: Bis zu diesem Datum MUSS das Lebensmittel gegessen werden, danach ist es ungenießbar.

Viel Lärm um Nichts? Die Fakten zum Mindesthaltbarkeitsdatum

Laut einer Umfrage der Europäischen Kommission denken 24% der Europäer, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum angibt, bis zu welchem Datum das Lebensmittel genießbar ist. 42 % der Deutschen glauben dagegen, dass man ein Lebensmittel auch nach dem Verfallsdatum noch essen kann. Ebenso viele Deutsche werfen dagegen mindestens einmal pro Woche Lebensmittel weg, die das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben. Das macht – nach einer Studie der Uni Stuttgart – im Jahr stattliche 82 kg Lebensmittel, die jeder Einzelne von uns wegwirft, obwohl diese noch genießbar sind. Zusammengerechnet ergibt das sogar die gewaltige Summe von 6,7 Millionen Tonnen im Jahr!

Ernährungsminister Christian Schmidt (CSU) fordert daher sogar, das Mindesthaltbarkeitsdatum zu ersetzten. Leicht verderbliche Lebensmittel sollen nur noch das Verfallsdatum bekommen, Lebensmittel, die bei richtiger Lagerung nahezu unbegrenzt zu essen sind – wie Zucker, Nudeln, Reis, Salz oder Mehl – sollen nur noch das Herstellungsdatum aufweisen.

Ist das Lebensmittel noch haltbar? Beispiel Milch und Käse

Das Mindesthaltbarkeitsdatum sagt in der Regel nichts darüber aus, ob das Lebensmittel noch genießbar ist, oder nicht. Wer sich nicht sicher ist, ob ein Produkt noch gut ist, kann sich meistens auf seine Sinne verlassen. Wie riecht und schmeckt es und wie sieht es aus? Werden diese drei Fragen mit „OK“ beantwortet, kann man es ruhigen Gewissens noch essen/trinken.

Besonders gut funktioniert der „Sinnestest“ bei Milchprodukten. Gerade Joghurt, Quark und Käse sind meist viel länger haltbar, als wir uns oft aufgrund des Mindesthaltbarkeitsdatums einreden lassen. Mit ein paar einfachen Tricks sind Milchprodukte noch weit darüber hinaus ohne Bedenken zu verzehren. Und die kommen hier:

Produkte richtig im Kühlschrank lagern

Joghurt, Milch und Butter mögen es dunkel und kühl. Daher sofort nach dem Einkaufen ab damit in den Kühlschrank. Das mittlere Fach ist dabei meist das richtige für Milchprodukte, denn die halten sich bei ca. 6°C am längsten.

Das gilt auch für Käse. Willst man mehrere verschiedene Sorten zusammen aufbewahren, sollten diese einzeln und sorgfältig verpackt sein. Sonst kann es zum Beispiel passieren, dass der Edelschimmel des Camembert auf anderen Käse übergreift. Kleiner Tipp: Käse hält sich hervorragen umwickelt von Butterbrotpapier – so kann er schön atmen, bleibt lecker saftig und kein Schimmel kann sich bilden.

Einige Milchprodukte lassen sich sogar einfrieren – und zwar vor allem diejenigen mit einem hohen Fettanteil: Butter und (fettiger) Käse. Aber auch H-Milch kann man bedenkenlos einfrieren.

Vorsicht beim Auftauen. Ganz langsam im Kühlschrank. Auf keinen Fall in der Mikrowelle oder im Kochtopf.

Die Haltbarkeit von Milchprodukten

Das klingt jetzt sicherlich nicht verwunderlich: Die einzelnen Lebensmittel haben eine unterschiedliche Haltbarkeit (die mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum meist wenig zu tun hat). Ein Stück von einem Käselaib ist gut verpackt ca. 3 Wochen haltbar. Auch weißliche Stellen oder Flecken auf dem Hartkäse sind meist kein Grund zum Wegschmeißen. In den meisten Fällen ist das kein Schimmel, sondern einfach Salz, das dort kristallisiert ist. Diesen kann man abreiben und den Käse bedenkenlos genießen. Sollte es tatsächlich Schimmel sein, reicht es, ihn großflächig wegzuschneiden. Der Rest des Hartkäses ist trotzdem genießbar.

Frischkäse sollte man innerhalb von sieben Tagen verbrauchen, sonst könnten sich Keime und Bakterien ansiedeln. Auch Käsescheiben sollten, wenn möglich innerhalb von einer Woche gegessen werden.

Bei der Milch sieht es schon etwas schwieriger aus. Meistens gilt: Je höher sie erhitzt wurde, desto länger ist sie haltbar. Vorzugsmilch ist gar nicht behandelt, sondern kommt sofort in den Handel. Sie sollte so schnell wie möglich verbraucht werden (maximal 2 Tage lagern). H-Milch kann im ungeöffneten Zustand bei Zimmertemperatur bis zu acht Wochen gelagert werden. Geöffnet gehört sie in den Kühlschrank und sollte innerhalb von 2-3 Tagen verbraucht werden. Das gilt auch für geöffnete pasteurisierte Milch. Verschlossen im Kühlschrank hält sie sich 6 Tage. ESL-Milch hält sich im Kühlschrank etwa drei Wochen, geöffnet 2-4 Tage.

Gut zu wissen:

  • Auch Schimmelkäse kann verderben. Hat sich grünlich-grauer oder rosa-weißliche Schimmel gebildet, ist er nicht mehr zu essen – unbedingt entsorgen!
  • Obwohl es gut zusammen schmeckt, verträgt es sich nicht: Käse und Brot. Man sollte unbedingt vermeiden, ein Käsestück auf einem Brett zu schneiden, auf dem vorher Brot geschnitten wurde. Warum? Die Hefe. Kommt sie nämlich mit dem Käse in Kontakt kann es sein, dass er schneller schimmelt.

Warum ich mich dafür einsetze?

Ich bin Bauerntochter und weiß daher, wie viel Kraft, Zeit und Mühe es kostet, Lebensmittel zu produzieren. Mir liegt sowohl die Umwelt als auch das Wohl der Tiere sehr am Herzen und daher setzte ich mich gegen die Verschwendung von Lebensmitteln ein. Unter anderen möchte ich auf meiner Website www.mindesthaltbarkeitsdatum.de erklären, wie man die einzelnen Lebensmittel richtig lagert und ohne Mindesthaltbarkeitsdatum erkennt, welche Lebensmittel noch genießbar sind.

Meine Eltern betreiben auf unserem Hof auch einen kleinen Hofladen und obwohl sie dort auch Fleisch und Wurstprodukte verkaufen, sind wir uns alle einig: Die Deutschen müssen ihren Fleischkonsum einschränken. Massentierhaltung, Antibiotika im Fleisch und Umweltverschmutzung – das ist doch Wahnsinn!

Erster Schritt in die richtige Richtung ist daher, weniger und gezielter einzukaufen und zwar dort, wo man noch weiß, wo das Fleisch herkommt und wie das Tier gelebt hat.

FAQ zum Mindesthaltbarkeitsdatum

Muss ich ein Lebensmittel nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums wegschmeißen?

Nein. Hier gilt: Testen. Wie riecht beispielsweise der Joghurt, wie ist die Konsistenz und wie der Geschmack? Gibt es nichts auszusetzen, ist in den meisten Fällen das Lebensmittel auch noch zu genießen.

Was kann ich gegen die Verschwendung von Lebensmittel tun?

  1. Clever einkaufen. Das bedeutet, nicht mit leerem Magen den Supermarkt betreten, denn dann läuft man Gefahr, viel mehr einzukaufen, als man tatsächlich braucht -und das landet später häufig im Müll.
  2. Schnell verderbliche Lebensmittel erst dann einkaufen, wenn sie auch gebraucht werden.
  3. Vorsicht bei Rabattaktionen! „Kauf 3, zahl 2“ bedeutet meistens nicht, dass man Geld spart, sondern Geld in die Tonne wirft. Denn gerade Lebensmittel, die wir in zu großen Mengen kaufen, landen schnell im Müll. Daher:
  4. Einen Essensplan für die gesamte Woche erstellen. Und:
  5. Einen Einkaufszettel schreiben und einhalten!
  6. Lebensmittel spenden. In vielen (Groß-)Städten gibt es mittlerweile die Möglichkeit, Lebensmittel, die man nicht in absehbarer Zeit verbrauchen wird, einfach zu spenden.
  7. Klasse statt Masse kaufen! Das bedeutet konkret, lieber auf das tägliche Stück Fleisch aus Massentierhaltung verzichten und sich ein oder zwei Mal pro Woche Fleisch aus regionaler, nachhaltiger Produktion kaufen.

Wird das Mindesthaltbarkeitsdatum abgeschafft?

Der Ernährungsminister Schmidt denkt darüber nach, das Mindesthaltbarkeitsdatum gegen die bereits bestehen Verbraucherhilfen Verfallsdatum und Herstellungsdatum zu ersetzten. Das Verfallsdatum soll in diesem Fall für leicht verderbliche Lebensmittel eingesetzt werden. Lebensmittel dagegen, die bei richtiger Lagerung nahezu unverderblich sind, wie beispielsweise Zucker, Salz, Reis, Nudeln, Mehl, sollen nur noch mit einem Herstellungsdatum gekennzeichnet werden.

 

Weitere Informationen zur Haltbarkeit, zu abgelaufen Lebensmitteln (Schokolade, Fleisch, Konserven etc.) sowie eine Checkliste zur Vorratskammer gibt es auf der Website „Mindesthaltbarkeitsdatum“ von Kristina.

 

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Saisonales und regionales Obst und Gemüse: Ein Saisonkalender.

Rezeptidee: Ein vegetarisches Menü von Herrn Grün

Überfischung: Welchen Fisch dürfen wir noch essen?

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