Dies ist Teil 1 unserer Plastik-Serie. Hier geht es um die Verbreitung von Plastik im Meer & in unseren Binnengewässern und die Treiber dieser Entwicklung. In Folge 2 geht es um die Folgen von Plastik für Tiere & Menschen und was wir dagegen zu tun können. Hinzu gibt es eine Infografik.
Im März 2013 ist in Spanien ein zehn Meter langer Pottwal gestrandet. Dies ist schlimm. Aber was er in sich trug, war für uns Menschen von der Tragweite viel schlimmer: Im Magen fanden Forscher 17 kg Plastik-Müll, der den Darm verstopft hat.
Zufall? Leider nein.
Wo unser Plastik landet
Überall im Meer ist unser Plastik-Müll: am Strand, in Küstennähe, am Kontinentalsockel, an Unterwassergebirgen, sogar mit 5.500m am tiefsten Punkt des Arktischen Ozeans sowie an entlegenen Gebieten wie dem mittelatlantischen Rücken. Der Grund ist die Langlebigkeit von über 100 Jahren und das geringe Gewicht von Plastik, wodurch es von Meeresströmungen weite Strecken transportiert werden kann. Auch der zunehmende Schiffverkehr ist ein Problem. Durchschnittlich sind ungefähr 13.000 Plastik-Teilchen pro Quadratkilometer im Meer. Dies ergab eine Studie namens HERMIONE eines internationalen Forscherteams um Christopher Pham von der Universität der Azoren. Mit im Team war auch das deutsche Alfred-Wegener-Institut. Dabei macht Plastik – konservativ geschätzt – über 50% des Mülls im Meer aus. Der restliche Müll sind u.a. Fischereigeräte und -netze, Glasflaschen und Metall.
Teile des Plastik-Mülls sammeln sich durch Strömungen in riesigen Plastikinseln, insb. im Nordpazifik. Ein von Menschen geschaffener Kontinent. Die Oberfläche dieses Kontinents im Pazifik umfasst nach Angaben der französischen Weltraumagentur CNES rund 3,4 Millionen Quadratkilometer. Dies ist etwa so groß wie Mitteleuropa oder halb so groß wie Australien.
Die nebenstehende Analyse einer Studie um den Forscher Marcus Eriksen zeigt wo sich in den Meeren Plastik ansammelt. Mikroplastik, das sind Plastikteilchen, die kleiner sind als 5 Millimeter, ist auf den beiden oberen Grafiken und Makroplastik (>5mm) auf den beiden unteren Grafiken zu sehen.
Die Plastik-Inseln machen aber laut Untersuchungen nur 15% des Mülls aus. Weitere 15% werden an Küsten angespült und die restlichen 70% sinken zum Meeresgrund.
Und werden jährlich mehr: Weltweit werden pro Jahr 200 Mio. Tonnen Plastik produziert. Davon landen unterschiedlichen Schätzungen zufolge zwischen 6 und 26 Mio. Tonnen bzw. zwischen 3% und 13% im Meer.
Auch deutsche Binnengewässer betroffen
Wer aber glaubt, dass Plastik „nur“ ein Problem der Meere ist, liegt falsch.
Die deutschen Binnengewässer sind heute schon überraschend stark mit Mikroplastik belastet. Das ist die Erkenntnis einer Untersuchung der bayerischen Gewässer, die das bayerische Umweltministerium in Auftrag gegeben hat.
Besonders stark betroffen ist der Starnberger See. Dort entdeckten die Forscher beachtliche 831 Partikel pro Quadratmeter. Die Berufsfischer sind aufgeschreckt. Aktuell wird die Auswirkung auf die Fische untersucht.
Und wer war es?
Plastik – Geschaffen, um ewig zu halten, und genutzt, um weggeworfen zu werden. Nur ungefähr 20 min nutzen wir durchschnittlich eine Plastiktüte. Unsere Plastik-Nutzung ist damit ein Symbol für unsere Wegwerfkultur.
Die wesentlichen Treiber für den Plastik-Müll:
- Durchschnittlich werden in Deutschland 71 Plastiktüten pro Person benutzt. In Ost- und Südeuropa ist die Nutzung deutlich höher. Führend in der geringen Nutzung und damit auch besser als Deutschland sind Irland, Luxemburg, Dänemark und Finnland.
- Verpackungen aus Plastik sind in der Nutzung enorm angestiegen. In Deutschland hat sich die Kunststoff-Abfallmenge von 1994 bis 2011 von 2,8 auf ca. 5,5 Mio. Tonnen pro Jahr beinahe verdoppelt, so das BUND.
- 90% des Plastik-Mülls wird in Deutschland gesammelt, so eine Studie. Das ist im EU-Vergleich gut. Davon werden allerdings 57% energetisch genutzt (Müllverbrennungsanlage) und nur 41% werkstofflich genutzt, d.h. als Rohstoff weiter genutzt. Das ist im Sinne einer Kreislaufwirtschaft nicht gut. Ein Grund für die schwache Wiederverwertung sind auch Mischkunststoffe, wie z.B. Chipstüten, Zahnpastatuben.
- Der Einsatz von Mikroplastik in Kosmetika, Seifen, Duschgels, Shampoos und Zahnpasta ist durchaus üblich.
Die Zahlen in einer Infografik
Das Teilen der nachfolgenden Infografik ist erwünscht. Wir freuen uns bei einer Nutzung über eine Verlinkung.
Nächste Woche kommt Folge 2, in der es um die Folgen von Plastik für Tiere & Menschen geht und was wir dagegen zu tun können.
Artikelbild: William Rodriguez Schepis von der Marine Photobank
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[…] zuführen, dabei aber beachten, dass über die Hälfte davon zur Energiegewinnung in der Müllverbrennung […]
Lieber Florian,
ich bin ein großer Bewunderer Deiner Arbeit und finde es toll, wenn sich junge Menschen engagieren, um unseren Planeten lebenswerter zu gestalten.
Ich lebe mit meiner Familie seit fast 2 Jahren in Schweden. Unsere Ostsee ist stark betroffen vom Plastikmüll. Doch erst als ich das Buch las „bin am Meer“ wurde mir bewusst gemacht was wir angerichtet haben. Mit Sicherheit hast Du schon von dem holländischen Student gehört und seiner Vision die Meere zu säubern. Mich faszinieren diese Menschen und dies teile ich gerne mit.
https://youtu.be/7Pi-pQGT71E . Als ich vor ca. 3 Wochen in Wiesbaden zu Besuch war durfte ich den jungen Max kennen lernen, der mich vom erste Augenblick fasziniert hat. Max ist 11 Jahre und ist Wunscherfüller für Todkranke KInder. Wir stehen nun regelmäßig in Kontakt und ich helfe Ihm sein Netzwerk auszubauen. Übrigens Katja Wiese kenne ich auch und spende dort jedes Jahr. Freue mich über eine Nachricht von Dir und liebe Grüße aus Helsingborg Matthias PS: Danke für Deine Arbeit!
Große Freude, lieber Matthias, über Deine Nachricht. Herzlichen Dank. Gerne bleiben wir in Kontakt 🙂
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[…] Wie viel Plastik ist im Meer und in den deutschen Binnengewässern? Infografik und Hintergründe über unsere „Plastik-Welt“. Weiter zum Artikel. […]
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