Manchmal wäre ich lieber ein Ignorant.
Dann würde ich noch schnell auf die Malediven fliegen bevor sie untergehen, noch schnell etwas vom Blauflossen-Thunfisch essen bevor er ausstirbt und ganz viel Nespresso trinken und damit Müll produzieren, weil es lecker und einfach ist.
Es stirbt ja eh. Dann kann ich ja auch noch etwas davon abhaben.
Übertreibe ich? Nein, es sind die Worte von selbst geführten Gesprächen. Und diese Gespräche kosten Kraft. Viel Kraft.
Kraft daran zu glauben, dass wenn diese Personen es besser wüssten, sie es besser machen würden. Aber sie wissen es bereits, denn es sind alles gescheite Leute, die Zeitung lesen.
Was muss passieren, damit es solche Gespräche nicht mehr gibt und diese Leute nachhaltig handeln?
Das fragen sich viele, die in Sachen Nachhaltigkeit aktiv sind. Und viele davon opfern weit mehr Zeit und Kraft als ich es tue. Und mussten daher weit härtere Nackenschläge erdulden als ich sie erlebt habe.
Warum lasse ich das nachhaltige Handeln nicht einfach sein?
Das bin ich nicht, wäre eine Antwort. Aber das wäre zu kurz gesprungen.
Dank der Mitmenschen?
Sicherlich freue ich mich sehr über Lob. Aber nur alleine dafür schreiben wir nicht in unserer Freizeit diesen Blog.
Geld?
Es gibt auf dem Blog keine Werbefläche, also kein Geld. Und auch generell ist mit „Nachhaltigkeit“ nicht das große Geld zu verdienen. Da die Umwelt keinen Preis hat und damit keine Kosten verursacht, werden Unternehmen, die auf Kosten der Umwelt ihre Gewinne machen, belohnt. Das Gegenteil ist also der Fall.
Ewiger Respekt?
Umwelt-Aktivisten gehen nicht in die Geschichtsbücher ein. All die kontinuierliche (Aufbau-)Arbeit, die notwendig ist, findet kaum Beachtung. Wer den Zug mal mit viel Kraft angeschoben hat, bevor alle aufgesprungen sind, ist am Ende irrelevant. Im Erfolgsfall waren plötzlich alle daran beteiligt. Zudem geht es nicht um die eigene Person, sondern um die Sache. Ewiger Respekt ist daher kein Antrieb.
Glück?
Man könnte jetzt an das Zitat von Goethe denken: „Glück, dumm sein und Arbeit haben“. Besser also von nichts wissen, weiter machen wie immer und glücklich sein. Falsch!
Die Glücksforscher sind sich geschlossen einig, dass eine zentrale Komponente von Glück „Gutes tun“ ist, nicht Geld. Glücksforscher Erich Kirchler macht es noch konkreter: „Suchen Sie sich eine Arbeit, die sowohl für Sie selbst als auch für die Gesellschaft sinnvoll ist“.
Ja, ich bin glücklich mit dem was ich tue.
In solchen zu Beginn des Beitrags aufgezeigten Gesprächen fühle ich mich aber sicherlich nicht glücklich. Als Ignorant wäre es da leichter. Eines treibt mich in solchen Fällen immer wieder an:
Ich will nicht zurück blicken und mir sagen „Hättest Du doch mal besser was gemacht. Du hattest die Chance dazu.“.
Artikelbild: unsplash.com
Na dann einen angenehmen Urlaub! Zu der Freude an einer sinnvollen Tätigkeit gehören für mich auch das Lernen und der Austausch.
Ja, Kilian, das stimmt. Super Punkt. Viele tolle und inspirierende Leute kennengelernt und spannende Gespräche geführt.
Leider gibt es zu viele Egomanen die sich denken „Hinter mir die Sintflut“.
Aber was motiviert? Du bist nicht allein und auch andre versuchen Ihr bestes den Planeten zu erhalten.
Weiter so und nicht aufgeben!
Schöne Grüße aus Wien
Herzlichen Dank für Deine Worte, Christoph. Alles Gute nach Wien 🙂