Ernährung

Welche Flasche ist am nachhaltigsten? – Ein Vergleich

Geschrieben von Matthias

„Nehme ich die Glasflasche oder die Plastikflasche? Mehrweg oder Einweg?“ – diese Frage bekomme ich tatsächlich häufiger gestellt. Auf den ersten Blick scheint die Wahl klar auf die Glas- Mehrwegfalsche zu fallen. Ob das stimmt und welche Gesichtspunkte beachtet werden müssen, erfahrt ihr in diesem kurzen Beitrag.

 

PET oder Glas

Fangen wir ganz vorne an, bei der Herstellung. Die Herstellung bis ins Detail zu erläutern würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Dazu müsste man die Transportwege der einzelnen Rohrstoffe betrachten, den Abbau dieser Rohstoffe und vieles mehr. Daher sammeln wir an dieser Stelle erst einmal ein paar Fakten, die wir später zum Verständnis benötigen.

Zum einen haben die Kunststoff- oder Plastikflasche, die korrekt eigentlich PET-Falsche heißt. PET steht als Abkürzung für den Kunststoff „Polyethylenenterephthalat“ und besitzt eine Schmelztemperatur von ca. 265°C. PET besteht aus den Elementen Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff und wird im Wesentlichen aus Rohöl hergestellt.

 Zur Herstellung einer Glasflasche wird hingegen hauptsächlich Quarzsand, Kalkstein und Soda verwendet. Glas benötigt jedoch beim Herstellungsprozess Temperaturen von bis zu 1600°C.

 

Und das Schlusslicht im Ökologie Ranking ist…

… für viele vermutlich erstaunlich, die Glas-Einwegflasche. Diese ist laut Umweltbundesamt die umweltschädlichste Variante, wenn es um die Wahl zwischen Mehr- und Einweg, sowie PET und Glas geht.

Die beispielsweise für Wein verwendeten Flaschen landen einmal genutzt im Glascontainer und werden anschließend recycelt. Das unterscheidet die Glas Einwegflasche erst einmal nicht von der Kunststoff Einwegflasche, wohl aber das Recycling Verfahren. Wie bereits erwähnt, muss beim Glas- Recycling eine wesentlich höhere Temperatur realisiert werden als beim Kunststoff Pendant, womit der Energieaufwand sehr viel größer ist.

 

Einweg Plastik schlägt Einweg Glas

Auf dem vorletzten Platz landet die derzeit dominierende Verpackungsform bei Getränken (54%), die Einweg-Plastikflasche.

Die Einweg PET Flasche kann jedoch in zwei Gruppen unterschieden werden. Es gibt nämlich PET Einwegflaschen mit und ohne Pfand, dem sogenannten Einwegpfand. Die PET Flaschen mit Einwegpfand landen im Normalfall im Rückgabeautomat, werden gewaschen, geschreddert und anschließend eingeschmolzen.

Die Einwegflaschen ohne Pfand werden in der Regel mit dem gelben Sack entsorgt. Diese Methode ist jedoch wesentlich schlechter als die der Rückgabeautomaten. Während beim Rückgabeautomaten nur die PET Falschen anfallen und wiederverwertet werden können, werden im gelben Sack viele andere Verpackungen mit entsorgt, was das daraus resultierende Kunststoff Gemisch stark verunreinigt.

Die Einwegfalsche tritt ihren ordnungsgemäßen Weg zum Recycling also entweder über den gelben Sack an (meist die Flaschen mit dünnem Kunststoff) oder über den Rückgabeautomat (Einweg mit Pfand).

Den größten Vorteil, den die PET Einwegflasche gegenüber der Glas Einwegflasche hat, ist der niedrigere Energieverbrauch durch die niedrigere Einschmelztemperatur.

Leider ist die Recyclingquote bei der PET Flasche längst nicht so gut, wie man meinen könnte.

Weniger als 50% der PET Einwegflaschen werden wieder zur einer neuen PET Flasche. Bei der Glas Einwegflasche sind es bis zu 100% (bei grünem Glas), die wiederverwendet werden können.

Das liegt auch daran, dass sicher der Kunststoff beim Einschmelzen verfärbt, so dass er nicht erneut für eine Flasche verwendet werden kann. Deshalb entstehen aus recyceltem PET Material nur zu einem geringen Prozentsatz neue PET Flaschen. Ein Großteil der zerkleinerten Flaschenschnipsel wird von den Recyclingunternehmen als Rohmaterial verkauft und nicht selten nach Fernost exportiert. Aus dem Material werden beispielsweise Polyesterfasern, die zu Kleidungsstücken verarbeitet werden und dann wieder bei uns im Kleiderschrank landen.

Wir halten also fest:

  • Beide Varianten, sowohl PET, also auch Glasflasche werden nur einmal genutzt bevor die Flasche entsorgt wird.
  • Sowohl Glas-, als auch PET Flasche können recycelt werden, jedoch mit unterschiedlichen Prozentsätzen der Wiederverwertung als Flasche. Glas mit 95-100%. Kunststoff meist mit unter 50%.
  • Das Recycling der Glasflasche ist energieintensiver als das der PET Flasche.

  

Mehrweg schlägt Einweg

Jetzt kommt ein wichtiger und besonders einfach zu merkender Punkt:

Mehrwegflachen sind in jedem Fall nachhaltiger als Einwegflaschen

Die PET Mehrwegflasche kann bis zu 20 Mal (je nach Hersteller mehr oder weniger) wieder befüllt werden, die Glas Mehrwegflasche bis zu 50 Mal. Die Mehrwegflaschen schlagen die Einwegflaschen jedoch nicht nur im Ressourcenverbrauch, denn auch in Punkto Transport haben Mehrwegflaschen einen entscheidenden Vorteil. Die Mehrweg Logistik ist meist regional organisiert, wohingegen die Einwegflaschen zentral verarbeitet werden, was längere Transportwege zur Folge hat.

Im Mehrweg internen Öko-Rennen hat erstaunlicherweise erneut die PET Flasche die Nase gegenüber der Glasflasche vorne. Auch hier spielt wieder der Transportweg eine entscheidende Rolle. Um so mehr Wegstrecke das Getränk hinter sich bringen muss, bis es in den eigenen vier Wänden landet, desto größer ist der ökologische Vorsprung der PET Flasche. Dies liegt einfach am Gewicht der Glasfalsche. Durch das Mehrgewicht verbraucht der beladende LKW mehr Kraftstoff und stößt somit mehr Emissionen aus.

Der Punktsiegt für die PET Flasche ist also maßgeblich vom Transportweg abhängig. Kauft man beispielsweise Mineralwasser eines lokalen Brunnens, dann schwindet der ökologische Vorteil der PET Flasche. Glasflaschen von den meisten Brunnen werden aus diesem Grund auch nur im regionalen Bereich vertrieben.

 

Ist die Glasflasche „gesünder“ als die Plastikflasche?

War da nicht mal was mit Weichmachern, Mikroplastik oder anderen Verunreinigungen beim Gebrauch von Kunststoff Flaschen?

Immer wieder liest man in Zusammenhang mit PET Flaschen von Rückständen eines Stoffes namens Acetaldehyd. Die Datenlage zu dieser Thematik ist jedoch dünn. Man kann den Stoff zwar oftmals herausschmecken, Wissenschaftler streiten sich aber nach wie vor über die Quellen der Verunreinigung, den Gefährdungsgrad und etwaige Langzeitfolgen. Manche Hersteller arbeiten auch mit sogenannten Acetaldehydblocker die eine Verunreinigung des Getränks verhindern sollen.

In jedem Fall sollte man die Kunststoffflasche nicht in der Sonne stehen lassen, da es die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ich Acetaldehyd löst und sich im Getränk wiederfindet.

Bei der Glasfalsche kann man sich hingegen jederzeit sicher sein, dass sie keine Wechselwirkung mit dem Getränk eingeht. Auch die Kohlensäure hält sich in PET Flachen nicht so gut wie in den Glasflaschen. Daher geht hier der Punkt mit leichtem Vorsprung an die Glasflasche.

 

Fazit:

Wie ihr sehen könnt, ist die Wahl nicht immer ganz einfach und von vielen unterschiedlichen Bedingungen abhängig. Fest steht in jedem Fall, dass Mehrwegflaschen ganz klar umweltfreundlicher sind als vergleichbare Einwegprodukte. Ob man sich dann für PET-Mehrwegflaschen oder für Glasflaschen entscheidet, ist vornehmlich Geschmacksache.

Wie bei anderen Lebensmitteln auch, solltet man versuchen, regionale Produkte den internationalen vorzuziehen, denn ausländisches, importiertes Wasser ist ökologisch definitiv nicht sinnvoll. Auch bleibt Wasser aus dem Wasserhahn natürlich nach wie vor die einfachste und ökologisch sinnvollste Variante.

Unsachgemäße Entsorgung

Ein Punkt muss noch angesprochen werden. In allen beschrieben Fällen sprechen wir von Stoffkreisläufen. D.h. wie bei allen anderen Materialien auch, sollten die Flaschen nicht unsachgemäß entsorgt werden. Das man dies leider ansprechen muss, zeigen viele Bildern von Straßengräben, Bächen oder den Weltmeeren.

Eine Kunststoffflasche benötigt ca. 100 Jahre bis sie in der Natur abgebaut wird, wobei sie permanent verschiedene Stoffe abgibt und zu Mikroplastik zerfällt. Unterwasser benötigt der Abbau noch wesentlich länger. Die Glasfalsch ist sogar noch haltbarer. Sie benötigt mehrere 1000 Jahre zum Abbau, ist jedoch bis auf die Verletzungsgefahr durch Scherben, bei weitem nicht so gefährlich.

 

 

Vorsicht:

Irreführende Kennzeichnungen

Den Unterschied zwischen Mehrweg und Einweg auf Anhieb zu erkennen fällt oftmals schwer. Sehr häufig werden beispielsweise Einwegflaschen in Mehrwegkästen verkauft. Man denkt Mehrwegflaschen gekauft zu haben, in Wirklichkeit werden sie jedoch nach dem Gebrauch vernichtet. Also besser zweimal hinsehen.

Pfand ist nicht gleich Mehrweg

Viele denken Pfand bedeute automatisch Mehrweg. Diese Annahme ist jedoch falsch! Es gibt verschiedene Pfandbeträge auf Einwegflaschen, die der illegalen Entsorgung entgegenwirken sollen (wie Dosenpfand).

 

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Photo by Jonathan Chng on Unsplash