Klimawandel Unternehmen

Treibhausgas-Special: Kyoto-Protokoll einfach erklärt – Ausgangslage, Ziele, Fazit

Geschrieben von Florian

Ausgangslage

Die stark steigenden Treibhausgas-Emissionen haben im Jahre 1997 dazu geführt, auf der Klimakonferenz in Kyoto (auch COP3 genannt) länderübergreifende Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen zu beschließen. Das Ergebnis war das Kyoto-Protokoll. Dahinter steht die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC), die 1992 in Rio de Janeiro beschlossen wurde.

Die USA hat das Protokoll unter der Bush-Regierung aufgrund von möglichen negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft nicht unterschrieben, obwohl die Clinton-Regierung daraufhin gearbeitet hatte. Dadurch wäre das Kyoto-Protokoll beinahe gescheitert. Denn das Protokoll sollte nur zustande kommen, wenn mindestens 55 Staaten beigetreten sind, die zusammengerechnet mehr als 55 % der Treibhausgas-Emissionen im Jahre 1990 ausmachen. Durch den Beitritt von Russland konnte es aber dann doch im Jahre 2005 in Kraft treten.

Anfangs hatten 193 Länder das Abkommen ratifiziert. Kanada ist allerdings 2011 ausgetreten.

 

Zielsetzung

Das Kyoto-Protokoll hat eine völkerrechtlich verbindliche Senkung der Treibhausgase zum Klimaschutz als Ziel. Dabei sollen in den Jahren 2008 bis 2012 die Treibhausgase weltweit um durchschnittlich 5,2% zum Jahr 1990 gesenkt werden. In der EU sollen sie um 8% reduziert werden.

Die Länderspezifischen Zielwerte der 39 ratifizierten Industriestaaten – auch Annex-1-Staaten – sind Teil des Protokolls (siehe Auflistung unten). Für Deutschland gilt eine Reduktion von Treibhausgasen von 21%. Teils ist auch von 41 Annex-1-Staaten die Rede, denn Kanada und die USA zählen zu diesen Staaten, haben aber das Protokoll nicht ratifiziert. Ursprünglich sollten Kanada 6% und die USA 7% einsparen.

Die Schwellenländer, z.B. China, Indien und Brasilien, und Entwicklungsländer haben aufgrund des geringen CO2-pro-Kopf-Austoßes keine Zielwerte und werden deshalb auch Nicht-Annex-1-Staaten genannt.

Die reglementierten Treibhausgase sind Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4), Distickstoffoxid (Lachgas, N2O), teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (FKW / HFCs), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (FKW / PFCs) und Schwefelhexafluorid (SF6). CO2 dient als Referenzwert für die aufgeführten Treibhausgase.

 

Mechanismen

Im Kyoto-Protokoll wurden mehrere flexible Mechanismen zur Reduktion der Treibhausgase vorgesehen:

  • Emissionshandel: Wer mehr CO2 einspart als ihm laut seinen Rechten erlaubt ist, kann seine CO2-Rechte verkaufen. Ein solcher Handel von CO2-Zertifikaten gilt für Länder und in der EU für Unternehmen.
  • Joint Implementation (JI): 2 ratifizierte Annex-1-Staaten können gemeinsam Maßnahmen zur Emissionssenkung vereinbaren, die hohe Investitionen bedingen. Die Emissionsreduktion wird dem Investorland zugeschrieben. Dies ist insb. für die osteuropäischen Staaten interessant.
  • Clean Development Mechanism (CDM): Annex-1-Staaten Maßnahmen zur CO2-Reduktion Entwicklungsländern durchführen. Hierbei muss es sich um eine zusätzliche Emissionsvermeidung handeln. Häufig sind dies Projekte zur (Wieder-)Aufforstung, denn die zusätzlichen Wälder und/oder Böden können mehr CO2 binden.
  • Burden Sharing: Ein Staatenverbund, wie z.B. Länder der EU, kann sich zur gemeinsamen CO2-Reduktion verpflichten.

 

Ergebnis

Fakt leider ist, dass seit 1990 ist die weltweite CO-Emission um 50% von 22,7 Mrd. Tonnen in 1990 auf 34,7 Mrd. Tonnen in 2011 angestiegen ist (Quelle hier). Wesentlicher Treiber waren die USA, China, Indien und Kanada sowie die Schwellenländer. 1990 haben die Schwellenländer 35% der globalen CO2-Emissionen ausgemacht, heute sind es 58%.

In Bezug auf die Annex-1-Staaten, die das Kyoto-Protokoll ratifiziert haben, gibt es einen Rückgang der CO2-Emissionen um 9% von 19 Mrd. Tonnen in 1990 auf 17,3 Mrd. Tonnen in 2010. Somit ist ein Teilerfolg zu vermelden. Dabei gibt es allerdings einen klaren Unterschied zwischen den eigenen Reduktions-Maßnahmen und den durch Zukäufe von CO2-Zertifikaten erreichten Reduktion. Alle Vorgaben und Ergebnisse veröffentlicht durch UNFCCC befinden sich hier.

 

Fazit:

Es ist ein evolutionärer Veränderung-Prozess. Revolutionäre Ergebnisse sind daher nicht erwarten. Es ist schon sehr gut, dass dich die Staaten an einen Tisch setzen. Dennoch dominieren häufig noch die wirtschaftlichen Interessen der Länder. Denn die Wirtschaft unterliegt einer fundamental falschen Annahme: Der (materielle) Wohlstand und damit das wirtschaftliche Wachstum basiert auf vermeintlich unbegrenzter Verfügbarkeit von Ressourcen. Aktuell bräuchten wir unseren Lebensstil noch eine weitere Erde. Aber die haben wir nicht.

Wir können daher nur aktiv unterstützen, dass sich die Staaten und somit wir die Weltbevölkerung im Post-Kyoto-Prozess auf eine bindende Reduktion der Treibhausgase und verbesserten Umgang mit Ressourcen einigen. In der Umsetzung dieser Reduktion ist jeder von uns gefragt.

 

Grafiken

Grafik der weltweiten CO2-Emissionen.

Grafik der CO2-Emissionen in der EU.

 

Anhang

Die Annex-1-Staaten sind:

Australia, Austria, Belarus, Belgium, Bulgaria, Canada, Croatia, Czech Republic, Denmark, Estonia, European Community, Finland, France, Germany, Greece, Hungary, Iceland, Ireland, Italy, Japan, Latvia, Liechtenstein, Lithuania, Luxembourg, Monaco, Netherlands, New Zealand, Norway, Poland, Portugal, Romania, Russian Federation, Slovakia, Slovenia, Spain, Sweden, Switzerland, Turkey, Ukraine, United Kingdom, United States

 

Weitere Artikel zu diesem Thema sind:

  • Was unser Strom wirklich kostet: Eine Infografik zu Öko-, Kohle- und Atomstrom. Weiter zum Artikel.
  • Es gibt fünf große Missverständnisse über den Klimawandel. Welche es sind und warum sie nicht der Wahrheit entsprechen, erklärt unser Artikel hier.
  • „Die EEG-Umlage ist Schuld am steigenden Strompreis“ – solche Aussagen hört man immer wieder. Diese Mythen zur EEG-Umlage klären wir in unserem Artikel auf.

 

 

Artikelbild: picjumbo.com

11 Kommentare