Privatpersonen Umdenken

Über die Lüge Gewohnheiten zu verändern & wie wir es wirklich schaffen: Die 6 Erfolgsfaktoren

Geschrieben von Florian

Wir alle kennen unsere guten Vorsätze, unsere Gewohnheiten zum Besseren zu verändern. Zu bestimmten Ereignissen, wie z.B. an Silvester, nach einer packenden Reportage, einem überzeugenden Artikel oder weil Freunde es besser vorleben, werden sie mental aus der Taufe gehoben oder erleben eine Wiedergeburt. Motto: „Stimmt, das müsste ich mal machen“ bzw. „Ja, da muss ich wieder mehr drauf achten“.

Aber häufig scheitern diese guten Vorsätze, meist schon kurzfristig. Besser gesagt: Sie laufen unbewusst aus. Das Marktforschungsinstituts Makam hat dazu im Jahr 2010 eine Umfrage gemacht: Bei 60% der Teilnehmer scheitern die Vorsätze. Es bleiben gute Absichten.

Dies trifft auch auf die Vorsätze zu, die Gewohnheiten bzw. den Lebensstil nachhaltiger und bewusster zu gestalten.

Der Grund des Scheiterns sind aber nicht unrealistische Vorsätze. Das lügen wir im Anschluss unserem schlechten Gewissen nur vor.

Ein wesentlicher Grund ist, dass nach der Absichtserklärung der künftige Nutzen der Veränderung nicht mehr größer, sondern kleiner ist der aktuelle Nachteil erscheint. Wissenschaftler nennen dieses Phänomen Zeitinkonsistenz. Aber dieser Beitrag soll keine wissenschaftliche Abhandlung werden.

Vielmehr spreche ich über sechs relevante Problemfelder und deren Erfolgsfaktoren, d.h. wie genau sich Gewohnheiten verändern lassen.

 

1. Das Nicht-Können

Ein häufiger Grund, eine gute Idee überhaupt nicht zum Leben zu erwecken und damit ein Vorsatz werden zu lassen, ist sich gleich zu Beginn einzureden, dass man es nicht könnte. Aber wer sagt „Ich könnte das nicht“ meint meist „Ich will das (noch) nicht wirklich“.

Die große Frage ist: Was muss passieren, damit ich eine bestimmte Lebensweise wirklich ändern will?

 

2. Die perfekte Vision

Hätte ich mir vor 3 Jahren vorgenommen, genauso nachhaltig zu leben wie ich es heute tue, hätte ich wohl nie angefangen. Es wäre zu viel Veränderung auf einmal gewesen.

Aber: Ich startete ohne zu wissen wie viel ich wirklich machen will. Meine Überzeugung war: Wer will, dass sich etwas verändert, muss bei sich selber anfangen. So fing ich an die einzelnen Bereiche meines Lebensstils zu hinterfragen und zu verändern. Rückblickend glaube ich, dass diese schrittweise Vorgehensweise ein wesentlicher Erfolgsfaktor war.

Ich konnte mit der kleinsten, möglichen Veränderung starten und sobald dieser für mich klein gefühlte Schritt das neue „Normal“ war, konnte ich mich weiter steigern ohne mich zu „überfordern“. Denn es war ja immer nur „ein wenig“ Veränderung und dennoch ein Erfolgsgefühl. Und schon ist man nach einigen Schritten viel weiter als man es sich anfangs vorgestellt hat, ohne mit einer perfekten Vision gestartet zu sein oder besser genau deshalb.

 

3. Der perfekte Weg

Wenn wir uns etwas vornehmen, dann stellen wir uns im Kopf schnell den perfekten Weg einer Veränderung vor: Wie wir z.B. nach dem Vorsatz mehr Sport zu treiben, uns fast täglich bewegen und schon bald super durchtrainiert sind.

Geht es aber los, kommt schon nach einigen Wochen die erste Ausnahme, mit der wir vom perfekten Weg abkommen.

Und genau am Tag drauf fragt uns dann noch ein Freund, der unseren Vorsatz kennt: „Und klappt es, regelmäßig die Woche Sport zu treiben?“. Wir denken uns: „Mist, nein diese Woche nicht“. Prompt fangen wir an,  am Weg und am Vorsatz zu zweifeln.

Das ist aber der falsche Anspruch.

Wir sollten uns von Anfang an bewusst machen, dass es Ausnahmen geben wird. Dazu sollten wir dann auch stehen und sie nicht mit „Ja,aber“-Argumenten schön reden. Den perfekten Weg gibt es nicht. Der „unperfektere“ Weg ist viel besser als aus Angst vor dem Scheitern nichts zu verändern.

 

4. Der Gefühl des Müssens

Ein weiteres Problem ist das Wort „müssen“. Etwas zwingt mich dazu. Das ist kein guter Start für eine Veränderung.

Viel besser ist: „Toll, das erlaube ich mir ab jetzt anders zu machen.“

Wenn wir uns nicht an der neuen Gewohnheit erfreuen, werden wir sie nicht lange durchhalten. Und ja, es wird Tage geben, an denen wir keine Lust haben, aber wenn wir uns überwunden haben, ist das Erfolgsgefühl noch viel stärker.

 

5. Die fehlende Messbarkeit

Wie will man Vorsätze wie z.B. „Ich muss mich gesünder ernähren“ oder „ ich muss mehr Sport treiben“ langfristig validieren? Wie viel mehr ist genug, um sich gut zu fühlen?

Das Genug wird zunehmend ein dehnbarer Begriff. Und schon haben wir – auch wenn wir es uns noch nicht eingestehen – die Grenze zum Scheitern des Vorsatzes schon längst überschritten.

Was es braucht sind messbare Vorsätze, d.h. neue Prinzipien unseres Handelns. Feste Prinzipien, die zu unserer Überzeugung werden.

Diese kleine Änderung des Satzbaus unseres Vorsatzes von „Ich will“ hin zu „Ich mache das nicht“ macht unterbewusst einen großen Unterschied. Zudem erleichtert es die Messbarkeit: im Handeln und – viel wichtiger – im Kopf.

Einige Beispiele für Prinzipien: Ich esse an 4 Tagen die Woche kein Fleisch. Ich beziehe keinen Atom- und Kohlestrom. Ich verschenke keine Dinge, die eine Batterie oder ein Stromkabel haben. Ich kompensiere die CO2-Emissionen von allen meinen Flügen. Ich fahre bei Strecken mit guter Bahnanbindung mit dem Zug, auch wenn ich mich nach den Fahrtzeiten richten muss. Ich fahre innerstädtisch, wenn es nicht regnet, mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln. Ich spende jährlich 100 Euro an Naturschutzorganisationen. Ich mache ein Ehrenamt.

 

6. Der echte Start

Wann ist der beste Startzeitpunkt? Nach einem Wochenende? Nach einer Feier? Zu Silvester bzw. zum neuen Jahr?

Aber warum warten?

Weil wir die absehbar, nahenden Versuchungen noch abwarten wollen, bevor wir beginnen.

Aber diese Versuchungen werden wieder kommen. Spätestens dann müssen wir sie meistern. Durch Abwarten gewinnt man meist nichts, außer nach mehr Gründen zu suchen, es nicht oder in abgespeckter Version zu machen.

Wer wirklich etwas ändern will, macht das gleich.

 

Es kann also losgehen 🙂

Was ist Euer nächster kleiner Schritt der Veränderung?

Weitere Erfahrungen zu der Veränderung von Gewohnheiten sind herzlich willkommen.

 

 

Artikelbild: unsplash.com

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