Natur

Mikroplastik – Was es ist und woher es kommt

Geschrieben von Matthias

Wasser ist die Grundlage des Lebens. Wenn man sich manche Flüsse, Strände oder Teile der Weltmeere ansieht, so scheint das nicht allen bewusst zu sein. Doch neben dem auf Anhieb ersichtlichen Müll gibt es ein unsichtbares Problem, welches wir teilweise ganz unbewusst verursachen.

Kunststoffe sind in der heutigen Zeit allgegenwärtig und nicht mehr wegzudenken. Dies führte in den vergangenen Jahren zu einem erheblichen Anstieg der weltweiten Kunststoffproduktion. Dabei vergessen wir oftmals, dass ein wesentlicher Vorteil von Kunststoff, seine Haltbarkeit, auch gleichzeitig ein schwerwiegender Nachteil für die Umwelt sein kann. Wird der ausgediente Haushaltsartikel oder die Plastiktüte nicht fachgerecht entsorgt, landet der Müll viel zu häufig in der Umwelt. Aktuellen Schätzungen zufolge gelangen auf diese Weise beispielsweise jährlich bis zu 12,7 Millionen Tonnen Plastik in Form von Müll in unseren Weltmeeren.

Im Meer, aber auch auf dem Festland, wird der Plastikmüll nur sehr langsam abgebaut. Über die Jahre zerfällt er in winzig kleine Partikel, die man als Mikroplastik bezeichnet.

 

Was verstehen wir unter Mikroplastik?

Plastik ist die umgangssprachliche Bezeichnung für Kunststoff. Unter diesem Überbegriff werden viele unterschiedliche, sogenannte synthetische Polymere gelistet. Dabei treten folgende Kunststoffe besonders häufig in Form von Mikroplastik in der Umwelt auf:

Polyethylen (PE)
beispielsweise in Spielzeug, Tragetaschen, Müllbeuteln, Lebensmittelverpackungen …

Polyethylenterephthalat (PET)
beispielsweise in Getränkeflaschen

Polypropylen (PP)
beispielsweise für Lebensmittelbehälter

Polystyrol (PS)
in Lebensmittelverpackungen, Plastikbesteck, CD Hüllen

Polyvinylchlorid (PVC)
als Verpackungsmaterial

Dabei wird zwischen primärem und sekundärem Mikroplastik unterschieden.

Primäres Mikroplastik wird bereits in entsprechender Partikelgröße hergestellt und findet in unterschiedlichen Verfahren und Bereichen Anwendung. Es kann beispielsweise in Körper- und Gesichtspeelings, Duschgels oder Reinigungsmitteln verwendet werden. Aber auch in Sportstätten mit Kunstrasenbelag oder als Granulat in Tennishallen findet man Mikroplastik in primärer Form.

Sekundäres Mikroplastik erfüllt eigentlich keinen gezielten Zweck. Es ist lediglich eine Folgeerscheinung die aus dem Abbau größerer Kunststoffteile entsteht. Beispielsweise durch Sonnen-/UV-Licht, Oxidation oder mechanischen Abrieb. In der Regel handelt es sich bei sekundärem Mikroplastik also nicht um einen bewusst erzeugtes Produkt.

Neben den meist aus unsachgemäß entsorgten Kunststoffartikeln resultierenden Mikroplastikpartikeln entstehen diese beispielsweise auch durch den Abrieb von Autoreifen, oder den beim Waschvorgang gelösten Mikrofasern von Kleidungsstücken.

 

Wo kommt es her?

Zu vielen Quellen gibt es keine gesicherten Zahlen, bzw. noch keine ausreichenden Forschungsprojekte. Wir widmen uns daher einigen bekannten Beispielen:

In Kosmetik-Produkten wird Mikroplastik zu ganz unterschiedlichen Zwecken verwendet. Neben dem Einsatz zum Erhöhen oder Verringern der Viskosität (Zähflüssigkeit) des Endproduktes werden die Mikropartikel vor allem für den sogenannten Peeling-Effekt eingesetzt.

Mikroplastik wurde jedoch auch bereits in Gesichtscreme, Sonnenschutzcreme, Duschgel oder dekorativer Kosmetik nachgewiesen und verursacht alleine durch den Einsatz von Polyethylen als Mikropartikel mehr als 500 Tonnen Mikroplastikmüll pro Jahr.

Eine weitere Quelle, die eigentlich auf der Hand liegt, ist die Kunststoffproduktion selbst. Für die Herstellung von Plastikprodukten werden sogenannte Plastikpellets benötigt. Diese werden in unterschiedlichen Größenordnungen verwendet, die hauptsächlich dem Mikroplastik zugeordnet werden können. Bei den verarbeitenden Firmen und den Herstellern dieser Pellets kommt es zu Verlusten. Diese entstehen beispielsweise bei der Verarbeitung, der Verladung oder dem Transport. Durch Reinigungsvorgänge, Regenereignisse und Windverfrachtung gelangen die Partikel in die Kanalisation oder die Umwelt.

Eine Quelle, die wohl die wenigsten „auf der Rechnung haben“, ist der Straßenverkehr. Jeder, der schon mal neue Reifen gekauft hat, müsste sich fragen, wo der alte Reifen denn überhaupt hin ist. Die Reifen bestehen zum Teil aus Synthesekautschuk und verlieren während der Fahrt durch den Abrieb auf der Straße feinste Partikel, welche als Mikroplastik klassifiziert werden können und durch Wind und Regen in die Umwelt gelangen.

Ein Forschungsvorhaben des Umweltbundesamtes aus dem Jahre 1997 kam zu dem Ergebnis, dass bereits zu diesem Zeitpunkt, also vor 20 Jahren, in Deutschland auf diese Weise jährlich ca. 6 bis 18 Tonnen Mikroplastikpartikel in die Umwelt gelangten.

Und wer kein Auto sein eigen nennt, der hat vielleicht eine Quelle in seinem Kleiderschrank hängen. Die Fasern synthetisch hergestellter Textilprodukte, die beispielsweise aus Polyester, Polyethylen oder Elastan hergestellt und häufig in Sportbekleidung verwendet werden, zählen ebenfalls zum Mikroplastik. Auch zur Herstellung technischer Textilien für die Automobilindustrie oder in Gardinen, Handtüchern und Teppichen werden entsprechende Fasern verarbeitet.

Neben dem durch den Gebrauch der Gegenstände und dem daraus resultierenden mechanischen Abrieb (Verlust von Fasern etc.), werden besonders beim Waschvorgang einzelne Fasern gelöst und gelangen so ins Abwasser. In einem Test-Waschvorgang mit aus Polyesterfasern bestehenden Betttüchern, Fleece-Jacken und T-Shirts fanden Forscher mehr als 100 Fasern pro Liter im Abwasser der Waschmaschine.

Die wahrscheinlich bekannteste Quelle wird als sogenanntes Littering bezeichnet. Littering steht für das unsachgemäße Entsorgen von Müll außerhalb der gesetzlich geregelten Entsorgungswege. Dabei ist es irrelevant, ob diese Entsorgung aus Unachtsamkeit, Fahrlässigkeit oder Vorsatz begangen wird.

Der Müll kann aus einem in der Fußgängerzone weggeworfenen Kaugummi, einer während der Fahrt weggeworfenen Verpackung oder dem bei einer Panne geplatzten Autoreifen bestehen. Alle diese unsachgemäß entsorgten Gegenstände unterliegen im Laufe der Zeit einer mechanischen Zersetzung (Sonne, Regen …) und können, wenn sie nicht entsorgt werden, Mikroplastik generieren.

Die sogenannte Wegwerfgesellschaft und die damit verbundenen Konsumgewohnheiten, nachlassende Wertschätzung öffentlichen Besitzes und fehlende Aufklärung, werden als Ursachen dieses Problems gesehen.

 

Der Kreis schließt sich

„Schätzungen gehen davon aus, dass sich bis 2025 der Eintrag von Kunststoffen in die Meere von vier bis dreizehn Millionen Tonnen auf 40 bis 130 Millionen Tonnen verzehnfachen könnte.“ [C. Ploetz et al. (2015)]

Doch nicht nur die Eintragsmengen an Kunststoff sind das Problem, sondern auch die lange Haltbarkeit, da es teilweise über hunderte von Jahren dauert, bis der Kunststoff vollständig abgebaut ist.

Während dieser Zeit können gefährliche, im Kunststoff enthaltene Stoffe freigesetzt werden. Es kann sogar zu einer Schadstoffanreicherung durch Anhaftungen weiterer Stoffe kommen.

Außerdem kann das Mikroplastik in der Umwelt durch Lebewesen aufgenommen werden. Es wurde inzwischen Mikroplastik in industriell angebauten Miesmuscheln (Mytilus edulis) und Austern (Crassostrea gigas) nachgewiesen, wodurch bei Verzehr dieser als Nahrungsmittel gezüchteten Tiere das Mikroplastik auch in den menschlichen Körper gelangt. Und dann schließt sich der Kreis…

 

Wie ihr Plastik vermeiden könnt, hat Leena in diesem Beitrag für euch beschrieben: Plastik vermeiden: 30 Tipps für den Alltag

Worauf warten wir noch?

 

Titelbild unter freundlicher Genehmigung von www.oceancare.org