Natur

Der Balkongarten: Ein Anfänger-Guide

Geschrieben von Leena

Vor kurzem habe ich mir den Wunsch nach einem eigenen Balkongarten erfüllt. Meine Erfahrung mit Gärten ist begrenzt und so habe ich als Anfänger erst einmal recherchiert, nachgefragt und einiges gelernt – von Websites, einer Gärtner-Meisterin und meinen Pflanzen selbst. Und siehe da: (Fast) alles wächst und gedeiht. Worauf ich geachtet habe, will ich in diesem kleinen Guide zusammenfassen.

Klar war, dass ich einen nützlichen Balkongarten wollte, mit Bio-Kräutern und Gemüsepflanzen, die ich beim Kochen verwenden kann, und winterharte Balkonpflanzen mit Blüten für Wildbienen, Hummeln und/oder Schmetterlinge. Weil ich gewiss keinen grünen Daumen besitze, habe ich mich für robuste Gewächse entschieden, die Fehler auch verzeihen können. Ein Beispiel: Herkömmliches Basilikum ist erfahrungsgemäß recht empfindlich. Die Gärtnerin hat mir deshalb zur Sorte „Magic Mountain“ geraten, die bisher sehr gut gedeiht und auch noch hübsch blüht (Artikelbild).

 

Welche Balkonpflanzen eignen sich für Bienen und andere Insekten?

Eine sehr schöne Liste mit Balkonpflanzen für Honigbienen, Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlinge gibt es vom Netzwerk Blühende Landschaft. Sie benennt nicht nur, welches Insekt welche Pflanze bevorzugt, sondern auch den idealen Standort, Blütezeit, Pflanzenhöhe und Blütenfarbe. Damit lässt sich ein nützlicher, bunter Balkonkasten zusammenstellen: Liste „Der blühende Balkonkasten“.

 

Welche Lage hat mein Balkon und wie viel Platz habe ich?

Wir haben eine West-Loggia mit Schattenplätzen und Nachmittagssonne. Reine „Sonnenanbeter“ wie Rosmarin würden sicher noch besser auf einem Südbalkon wachsen.

Pflanzen brauchen Platz, lerne ich von der Meisterin unserer lokalen Gärtnerei. Gerade die Kräuter fühlen sich in den normalen, kleinen Kauf-Töpfen nicht wohl. Mindestens 20 cm Durchmesser sollten schon gegeben sein. Kein Wunder, dass die Supermarkt-Pflanzen so schnell verenden. Die Vesper-Gurke, die sie mir in einem winzigen Topf verkauft hat, wohnt jetzt in einem Kübel mit 30cm-Durchmesser und gedeiht prächtig. Also lieber eine kleinere Einkaufsliste machen und den Pflanzen Raum lassen.

 

Wo kaufe ich meine Pflanzen und worauf achte ich dabei?

Regionale Qualität

balkongarten-pflanzen-bio-nachhaltig-lebenIch habe mich für eine lokale Familien-Gärtnerei entschieden und bei den Pflanzen auf gute Qualität und Bio-Siegel geachtet. Gerade bei Kräutern und Gemüse war mir wichtig, dass sie auch in der Aufzucht mit entsprechender Erde und Dünger behandelt wurden.

Erde aus den Mooren? Nein, danke!

Ich habe torffreie Bio-Erde gekauft. Herkömmliche Erde enthält Torf, das nicht-nachhaltig aus Moorlandschaften gewonnen wird. Moore sind gefährdete Lebensräume und viele Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht, z. B. die Sumpfohreule oder das Birkenhuhn. Die Bezeichnung „Bio“ allein ist hier nicht ausreichend, denn für Blumenerde ist der Begriff nicht geschützt und auch hier wird torfhaltige Erde angeboten. Beim Kauf sollte in jedem Fall darauf geachtet werden, dass „torffrei“ bzw. „ohne Torf“ auf der Verpackung vermerkt ist. Nur dann ist sichergestellt, dass man sich nicht an der Zerstörung der Moore beteiligt. Vom BUND gibt es dazu einen „Einkaufsführer für torffreie Erden“.

Dünger

Ich habe einen ökologischen Dünger mit Öko-Test-Prädikat „gut“ besorgt, der aus natürlichen Rohstoffen hergestellt ist. Ich habe ihn bisher nur beim Umtopfen/Einpflanzen eingesetzt und plane auch weiterhin einen sparsamen Einsatz.

 

Meine Kräuter

Oregano

wächst gern in Sonne oder Halbschatten. Der Boden sollte mit etwas Sand versetzt und gleichmäßig bzw. mäßig feucht gehalten werden. Die Pflanze ist winterhart.

Basilikum „Magic Mountain“

wächst gern sonnig und geschützt. Die Erde sollte feucht, aber nicht nass sein. Es ist wenig kälteempfindlich und kann damit auch überwintert werden (um sicher zu gehen lieber innen auf der Fensterbank).

Rosmarin

mag die pralle Sonne, kann aber auch im (hellen) Halbschatten wachsen. Der Boden sollte locker und mit etwas Sand versetzt sein, gegossen und gedüngt werden sollte der Rosmarin eher sparsam. Er ist nicht ganz winterhart, es ist also besser, den Kübel dann ins Innere umzuziehen. Rosmarin und Salbei können als „Topfnachbarn“ gut angepflanzt werden.

Thymian

mag die Sonne und entwickelt dadurch noch mehr Aroma. Gießen sollte man sparsam, Staunässe kann er nicht leiden – genauso wenig wie Majoran, der besser nicht in der Nachbarschaft angepflanzt werden darf. Thymian ist winterhart, braucht für lange Kältetage aber einen isolierenden Schutz (Tannenzweige oder Stroh).

Marokkanische Minze

ist recht anspruchslos, mag Sonne und Halbschatten mit einem lockeren, nahrhaften und gleichmäßig feuchtem Boden (ohne Staunässe). Milde Winter übersteht das Kraut mit ein wenig isolierendem Schutz, besser aber man holt sie ins Haus. Auch Blattläuse mögen Minze, musste ich feststellen. Die kleinen Saft-Sauger lassen sich aber gut mit einem härteren Wasserstrahl entfernen, der Minze macht das wenig aus.

Petersilie

mag es hell, kann direkte Sonne aber nicht leiden (was sich bei meinem Kraut sofort mit gelben Blättern bemerkbar machte). Beim Gießen darf keine Staunässe entstehen, aber einen feuchten Boden mag sie.

Koriander

wächst gern in Sonne oder Halbschatten an einem windgeschützten Platz, die Erde sollte mit Sand versetzt und eher trocken gehalten werden (keine Staunässe!). Koriander ist nicht winterhart und angeblich pflegeleicht. Bei mir hängt er aber ziemlich lasch herum und ich habe ihn zur Erholung vom Balkon auf die Fensterbank umgesetzt.

Schnittlauch

wächst in Sonne und Halbschatten und feuchtem, lockeren Boden. Will man die Pflanze essen, sollten entstehende Blüten abgeschnitten werden. Mein Schnittlauch hat nur wenige Wochen überlebt, vermutlich habe ich ihn im Eifer übergossen.

 

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Mein Gemüse

Mini Vesper-Gurke

wächst gern in Sonne und warmem Halbschatten und muss ordentlich gegossen werden. Sie braucht eine Rankhilfe. Die Pflanze wächst sehr schnell und bekommt hübsche gelbe Blüten. Geerntet werden können die Gurken, wenn sie ca. 15 cm groß sind. Leider ist die Pflanze nur einjährig.

Grüner Eichenlaubsalat

wächst im Halbschatten besser als in direkter Sonne. Der Boden sollte gleichmäßig feucht gehalten werden, ein wenig Wind schadet den kleinen Pflanzen nicht. Um zu testen, ob Fensterbrett oder Balkon besser ist, habe ich eines meiner 6 Pflänzchen auf die Fensterbank gesetzt. Tatsächlich wächst der Salat draußen besser und gleichmäßiger, im Innern hat er sich rasch zu einer kleinen „Palme“ entwickelt.

Rucola

sollte an einem sonnigen Platz stehen, lautet die Empfehlung. Bei mir fühlt sich die Pflanze im hellen Schatten aber wohler. Der Boden sollte locker sein und feucht gehalten werden, Trockenheit mag der Salat nicht, genauso wenig wie Dünger. Ich nutze Rucola eher sparsam und setze in Gerichten Geschmacksakzente (z. B. auf Pizzen). Als Topfpflanze ist er für mich deshalb sehr sinnvoll und hat genügend Zeit zum Nachwachsen.

 

Meine Insektenpflanzen

Weil es in der Gärtnerei meine Wunschpflanzen der oben genannten Liste nicht gab, habe ich mich für andere Blumen entschieden. Bisher sind sie noch kein Insekten-Magnet, aber das wird wohl noch kommen. Lediglich eine Hummel schaut hin und wieder mal vorbei.

balkongarten-storchschnabel-bienenStorchschnabel

ist eine niedrig wachsende, pflegeleichte Pflanze mit hübschen rosa Blüten (in meinem Fall). Im Blumenkasten am Westbalkon wächst er gut, auch heiße Sonnentage machen ihm nichts aus. Ich gieße ihn mittelmäßig. Die Pflanze ist winterhart.

Alpen-Aster

wächst gern an sonnigen Orten und ist recht anspruchslos. Die Wildform steht in Deutschland unter Naturschutz und blüht blau, meine Sorte hat reinweiße Blüten, deren Blütezeit allerdings schon vorbei ist (Mai bis Juni). Vor allem Schmetterlinge und Hummeln werden von ihnen angezogen.

Teppichgarbe

blüht goldgelb, bevorzugt sonnige Plätze und sollte regelmäßig gegossen werden. Sand- und kieshaltigen Boden mag sie gern. Die mehrjährige Pflanze breitet sich – wie der Name verrät – teppichartig aus, wächst aber eher langsam. Auch sie ist winterhart.

Lungenkraut

sollte im Halbschatten angepflanzt werden und mag es feucht. Es ist ein Bodendecker, blüht von März bis Mai und lockt Wildbienen und Schmetterlinge an.

Warum bienenfreundliche Pflanzen so wichtig sind und welche Rolle Bienen für Mensch und Umwelt spielen, erklärt unser Artikel hier.

Mehr über saisonales und regionales Obst und Gemüse sowie einen Saisonkalender findet ihr hier.

Leckere Rezepte, bei denen man die eigenen Kräuter sehr gut einsetzen kann, haben wir im Interview mit Jenna und Herrn Grün vorgestellt.

 

Fotos: vol

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