Natur

Die 5 W Fragen des nachhaltigen Rasenmähens

Geschrieben von Matthias

Fast so wichtig wie der SUV vor der Doppelgarage ist für manche das gepflegte Grün vor der eigenen Haustüre. Oftmals wird deshalb die Wiese aka Rasenfläche vor oder hinter dem Haus zur Visitenkarte der Besitzer und/oder Ausdruck deren Lebensweise.

Betrachtet man den Rasen aber nicht nur als Deko, sondern als Ansammlung vieler Photosynthese betreibender Pflanzen, die nicht nur schön aussehen, einen ökologischen Nutzen haben und vielen Tieren einen Lebensraum bieten, dann müssen wir uns die Rasenpflege und somit auch das Rasenmähen, einmal genauer ansehen.

Daher haben wir euch für die Gartenpflege die nachhaltigen 5 W Fragen des Rasenmähens zusammengestellt:

 

Wann

… sollte man den Rasen mähen?

Das hängt nicht zuletzt von den Jahreszeiten und der Wetterlage ab.

Der erste Schnitt sollte grundsätzlich erst erfolgen, wenn kein Frost mehr zu erwarten ist. Am besten, man wartet bis die Grashalme im Frühjahr wieder wachsen. Ein letztes Mal sollte der Rasen im Herbst gemäht werden, damit er noch etwas Zeit nach dem Schnitt hat, um sich noch für den Winter zu wappnen.

Ein weiteres Kriterium ist die Wetterlage, denn die Grashalme sind wesentlich empfindlicher als man annehmen könnte. So sollte man den Rasen beispielsweise nicht mähen, wenn dieser noch nass oder feucht ist. Die feuchten oder nassen Halme führen dazu, dass der Schnitt nicht sauber erfolgen kann und die Schnittkante eher einer Abrisskante ähnelt. Außerdem sollte es nicht zu warm sein und nicht zu warm werden, da der Rasen ansonsten austrocknet oder sprichwörtlich verbrennt.

 

Wie oft

… sollte man den Rasen mähen?

Je nach Lage und Art des Rasens unterscheidet sich natürlich auch dessen Wachstum. So können auf einer größeren Rasenfläche durchaus unterschiedliche Wachstumsgeschwindigkeiten vorherrschen.

Wer sich nicht durch den Gruppenzwang der Nachbarn verleiten lässt und jedes Wochenende zum Rasenmäher greift, nicht den Anspruch hat, einen englischen Rasen zu haben oder gar einen Golfplatz im Garten betreibt, der kann sich zwischen den Mäheinsätzen normalerweise getrost 2-3 Wochen Zeit lassen.

Wer einen englischen Rasen bevorzugt, der erreicht dies nur durch sehr häufiges Mähen. Ein häufigeres Mähen bewirkt ein Verzweigen der Grashalme, wodurch der Rasen dichter wird und nicht so schnell verfilzt, was wiederum dazu führt, dass Unkraut weniger Platz bekommt. Doch was auf den ersten Blick vielleicht schön aussieht, ist der Natur meist nicht von Vorteil.

Das beste und schönste Insektenhotel ist fehl am Platz, wenn die Insekten nur eine grüne monotone Rasenfläche vorfinden. Daher bedeutet weniger Mähen mehr Natur! Bienen, Schmetterlinge und Singvögel werden es ihnen danken, denn für sie ist eine gepflegte, monotone Rasenfläche nichts weiter als eine Zensur an der Natur. Wenn sich also Löwenzahn, Gänseblümchen und Konsorten erst einmal ihren Weg ans Licht gebahnt haben, einfach mal ein paar Wochen, während diese blühen, mit dem Rasenmäher drum herum fahren.

Außerdem: Wer das Rasenmähen nicht gerade unter seinen Hobbies im Lebenslauf aufführt, für den gibt es sicherlich auch schönere Zeitverschwendungen.

 

Wie tief

… sollte man den Rasen mähen?

Um den Rasen nicht zu häufig mähen zu müssen, könnte man nun mutmaßen, ein möglichst kurzer Schnitt kombiniert mit einer langen Wachstumsphase wäre sinnvoll. Das stimmt so leider nicht.

Bei einem zu kurz geschnittenen Rasen besteht die Gefahr, dass er durch Hitze geschädigt wird und die Sonne Verbrennungen hervorruft. Dies kann den Rasen sogar durchaus ganz zerstören. Außerdem benötigt ein kurz geschnittener Rasen wesentlich mehr Wasser. Je nach Beanspruchung, beispielsweise durch spielende Kinder, ist es ebenfalls nicht vorteilhaft den Rasen zu kurz zu schneiden.

Allgemein wird gerne von einer Schnitthöhe von 3-4cm gesprochen. Der Rasen darf aber auch gerne 5cm hoch sein, was keinerlei Nachteile mit sich bringt. Als recht einfache Faustregel sollte man sich merken, den Rasen um maximal 1/3 seiner Höhe zu kürzen, da ein radikalerer Schnitt die Pflanze schädigt. Wenn wir also 5cm als Wunschhöhe definieren, dann wäre ein Schnitt bei ca. 7cm auf ca. 4,5cm optimal.

 

Womit

… sollte man den Rasen mähen?

Das ist sicherlich der relevanteste Punkt, wenn es um die Themenbereiche Umwelt, Gesundheit oder Nachhaltigkeit geht und gleichermaßen der Punkt, an dem am meisten „schief“ gehen kann.

Kaum ein Samstag, an dem man nicht irgendwo einen Nachbarn beim Rasenmähen hört. Das liegt auch daran, dass der überwiegende Teil der Rasenmäher benzinbetrieben ist, weshalb mit ihnen eine nicht unerhebliche Lärmbelastung einhergeht. Wesentlich schlimmer noch, als die Lärmbelästigung, dafür aber wesentlich unscheinbarer, sind die Luftschadstoffe, die die Rasenmäher absondern.

Obschon das Thema Lärmbelästigung durch Rasenmähen gesetzlich relativ klar geregelt ist (nachzulesen, beispielsweise hier), sieht es bei den Schadstoffen, die den Auspuff des Rasenmähers verlassen, wesentlich schlechter aus. Selbst die Abgaswerte aktueller Modelle benzinbetriebener Rasenmäher, sind deutlich schlechter als die moderner Automotoren. Zusätzlich macht es der Umstand nicht gerade besser, dass im Fall des Rasenmähers, nicht wie beim Autofahren, eine gewisse Distanz zu den teils krebserregenden Schadstoffen besteht, denn beim Rasenmähen steht, geht oder sitzt man förmlich in der Schadstoffwolke.

Die negativen Umwelteinwirkungen durch Schadstoffe und Benzinverbrauch übersteigen in den allermeisten Fällen sogar die Photosyntheseleistungen der Rasenpflanzen um ein Vielfaches, was deren positiven Umwelteffekt verpuffen lässt.

Die nachhaltigste Variante den Rasen zu kürzen, ist sicherlich der mechanische Handrasenmäher (Sichelmäher). Dieser macht nahezu keinen Lärm, verbraucht kein Benzin/Öl und setzt beim Betrieb keinerlei Schadstoffe frei, wohl aber vermutlich etwas Schweiß, denn der Betrieb erfordert eine gewisse sportliche Betätigung. Rasenflächen unter 200 Quadratmeter sollten, nach einer Empfehlung des BUND, beispielsweise mit einem Handrasenmäher gemäht werden.

Wer eine größere Rasenfläche sein eigen nennt, oder die sportliche Aktivität scheut, der kann auch zu einem Elektromäher greifen. Diese gibt es inzwischen neben der kabelgebundenen Variante, auch als Akku Version. „Getankt“ werden sollte natürlich nur richtiger Ökostrom, denn sonst sieht die Umweltbilanz gleich wieder um einiges schlechter aus.

 

Wohin?

… mit dem geschnittenen Rasen?

Auch hier eine gut zu merkende Faustformel: Wer häufiger mäht hat häufiger Rasenschnitt zu entsorgen (hab Tage an dieser Formel gesessen). Doch es gibt durchaus einige sinnvolle Optionen, um das Gras nicht zu entsorgen und so den natürlich Kreislauf zu erhalten.

Zum einen wäre da der Kompost. Was es dabei zu beachten gibt? Sicher eine ganze Menge, daher hat das Umweltbundesamt gleich eine ganze Kompost-Fibel veröffentlicht, in der alles Wissenswerte zum Kompostieren zu finden ist.

Ich persönlich habe lediglich einen aus Holz selbst zusammengebauten Komposter, der so positioniert ist, dass er nicht direkt ins Auge fällt, nicht direkt in der Sonne und nicht nur im Schatten liegt. Außerdem wird er, im besten Fall, mit Luft durchströmt, oder zumindest angeströmt. Ich gebe weder Steinmehl, Mist noch sonst eine Geheimzutat dazu und schaue lediglich, dass die Mischung nicht ganz monoton ausfällt. Also kommt zwischen die Grasschichten etwas Geäst oder anderer organischer Abfall, um das Gras besser zu belüften, und ein Faulen zu vermeiden.

Das würde ansonsten passieren, da das Gras nach dem Schnitt einen sehr hohen Wasseranteil hat, zusammenklebt und mangels Sauerstoff zu faulen beginnt. Der im Gras enthaltene Stickstoff geht dann als Ammoniak verloren und es riecht entsprechend unangenehm. Will man das Faulen des Grases vermeiden, sorgt man also für eine ordentliche Durchmischung, genügend Luft, oder man lässt das Gras etwas liegen und trocknen, bevor man es auf den Kompost wirft.

Auch das Gras ganz liegen zu lassen ist eine Option, denn auch dann entsteht ein geschlossener Kreislauf. Wenn der Schnitt relativ kurz ausfällt kann er auf dem Rasen liegen bleiben. Er sackt dann auf den Boden ab und dient als Mulch, Dünger und Nahrung für die Bodenlebewesen. Nach ein paar Tagen ist er dann vollständig verschwunden und steht verstoffwechselt durch die Bodenlebewesen für den Rasen als wichtiger Nährstoff zur Verfügung, so dass ein geschlossener Kreislauf entsteht, was zudem das Düngen erspart.

Rasenmähroboter arbeiten oft mit diesem Prinzip, da sie den Rasen täglich mähen und keinen Fangkorb besitzen. Auch Mulchmäher oder spezielle Anbauten an normalen Mähern dienen dazu, die Halme zu zerkleinern, um sie für die Bodenorganismen schneller verwertbar zu machen. Außerdem dient der natürliche Mulch nicht nur als Nährstoff für die Bodenlebenwesen und als Dünger für den Rasen, er bietet dem Boden auch Schutz vor dem Austrocknen, indem er ihn feucht hält.

 

Wir halten also fest:

  1. Weniger Mähen = mehr Natur
  2. Keinen Benzinmäher nutzen
  3. Rasenschnitt als Kreislauf betrachten

 

Kleine Anmerkung der Redaktion:

Ist es nicht absurd, teure, teilweise importiere Blumen zu kaufen, wenn es viele ganz umsonst gibt. Also einfach mal beim Rasenmähen einen Bogen fahren um Löwenzahn, Gänseblümchen oder Vergissmeinnicht. Das freut dann nicht nur den Geldbeutel und das Auge, sondern auch eine Menge Insekten, wie Bienen, Hummeln uvm.

Oder gleich einen Teil der Rasenfläche durch eine Blühwiese oder ein Gemüsebeet ersetzen. Das spart dann gleich das Mähen und das Lesen dieses Artikels.

Und auf keinen Fall die Fläche, den Hang oder was auch immer gemäht werden soll, einfach unter einer Unkrautfolie beerdigen und eine Steinlandschaft darauf arrangieren. Das sieht nicht nur unnatürlich aus, mit Natur hat es auch nichts mehr zu tun, denn die Aktion kommt einer Flächenversiegelung gleich.

 

Artikelbild: Unsplash, Daniel Watson