Lebensweise

Gibt es heute wieder Plastik zu essen?

Albatros Plastik von Chris Jordan
Geschrieben von Florian

Dies ist Teil 2 unserer Plastik-Serie. Hier geht es um die Folgen von Plastik für Tiere & Menschen und was wir dagegen zu tun können. In Folge 1 geht es um die Verbreitung von Plastik im Meer & in unseren Binnengewässern und die Treiber dieser Entwicklung. Hinzu gibt es eine Infografik.

 

Folgen für Tiere und uns Menschen

Plastik haben fatale Folgen für die Umwelt wie das eindrucksvolle Bild von Chris Jordan zeigt: Ein Albatros mit Plastik von seinen Eltern unwissenderweise zu Tode gefüttert – gestorben auf einer Sandbank auf den Midwayinseln im Nord-Pazifik.

Tiere wie z.B. Schildkröten, Delfine und Vögel verhängen sich im Plastik und verenden qualvoll oder verwechseln es mit Nahrung und sterben durch den Verzehr – wie der Pottwal aus Teil 1. Laut Umweltschutzorganisation sterben jährlich bis zu 1.000.000 Seevögel und 100.000 Meeressäuger durch den Konsum unserer weggeworfenen Kunststoffe (siehe Welt).

Wer aber glaubt, es würde nur die Tiere treffen, springt deutlich zu kurz. Plastik hat fatale Auswirkungen für uns Menschen.

Kunststoffe werden meist aus Rohbenzin (Naphtha) gewonnen, teils auch Kohle oder Erdgas. Weichmacher, Stabilisatoren, Farbmittel, Füllstoffe, Verstärkungsmittel, Flammschutzmittel oder Antistatikmittel werden dann noch ergänzt. Etwa 5% des aus den Raffinerien kommenden Erdöls wird in der Kunststoffindustrie verbraucht.

Plastik verschwindet daher nicht, es baut sich auch nicht ab, sondern es zerfällt in kleine Teile, in Mikroplastik. Es handelt sich um Plastik-Teilchen, die kleiner als 5 Millimeter sind.

Damit wird das in Teil 1 beschriebene Plastik im Meer – schon heute – Fischnahrung und damit unsere Nahrung. In Nordsee-Fischen und Langusten wurde bereits Mikroplastik nachgewiesen, in Gegenden wo im Vergleich eher wenig Plastik zu finden ist.

Mikroplastik ist aber nicht nur in Fischen, sondern auch bereits im Wasser oder in Lebensmitteln wie Honig und Milch zu finden. Ein Treiber ist die oben beschriebene Nutzung von Mikroplastik in der Kosmetik (Zahnpasta, Seifen, Shampoos, Cremes, Peelings).

Wissenschaftler warnen, dass die Chemikalien in den Kunststoffen gravierende Gesundheitsschäden verursachen: von Allergien und Fettleibigkeit bis hin zu Unfruchtbarkeit, Krebs und Herzerkrankungen. Folgende Chemikalien sind zu meiden: Polyvinylchlorid (PVC), das aus Weichmachern (Phthalaten) besteht, Polycarbonat (PC), Bisphenol A (BPA), bromierte Flammschutzmittel und Organozinnverbindungen. Weichmacher sind meist u.a. in Wickelunterlagen, Kinderspielzeug, abwaschbare Tischdecken, Verpackungen, Regenkleidung und Klebstoffen.

Damit nicht genug. Mikroplastik saugt Schadstoffe, z.B. Weichmacher, das als krebserregend geltende PCB oder das Insektizid DDT, wie ein Schwamm auf. Wir essen damit nicht nur Plastik, sondern nehmen ergänzend auch vermehrt Schadstoffe auf.

Wir vergiften uns selber.

 

Was ist zu tun

Wäre es nicht toll, durch die Stadt zu laufen und keinen Plastik-Müll mehr auf dem Boden liegen zu sehen. Wir blenden es nur förmlich als „nicht störend“ aus. Das sollten wir nicht.

Joachim Steiner, Leiter des UN Environment Programms, bringt es auf den Punkt: “zero justification for manufacturing plastic anymore, anywhere”. Bis es soweit ist können wir folgende Dinge tun:

  • Plastiktüte ablehnen
    Für uns Privatpersonen bedeutet das, Stoff-Beutel, Einkaufskorb oder Rucksack zum Einkaufen mitbringen. Es ist eh viel ästhetischer unser Essen darin zu verstauen. Eine angebotene Plastiktüte ablehnen. Dies gilt auch für Obst und Gemüse.
  • Papiertüten mehrfach nutzen
    An erster Stelle sollten wir den Einweg-Konsum von Tüten deutlich reduzieren. Papiertüten gelten dann als bessere Wahl, aber auch diese werden aus Holz hergestellt – ein Rohstoff, der durch Wald-Rodungen schon sehr überstrapaziert ist. Auch Papiertüten sollten daher mehrfach genutzt werden. Das gilt auch für die Papiertüten vom Bäcker, z.B. für das Brot zum Mitnehmen oder als Bio-Tonne in der Küche.
  • Mehrweg kaufen
    Auf Einwegverpackungen, z.B. bei Milchprodukten oder Getränken, sollte verzichtet werden. Stattdessen Mehrweg-/Glasbehältern bevorzugen. Für das Mitnehmen von Trinken eine Mehrwegweg-Flasche nutzen.
  • Mikroplastik meiden
    Der BUND veröffentlichte eine Liste der Kosmetik-Produkte, die Mikroplastik enthalten. Sie sollten gemieden werden.
  • Auf Gesetz hoffen
    Die EU plant Plastiktüten zu besteuern mit Ziel, dass bis 2025 nur noch 40 Tüten jährlich benutzt werden. Die genaue Umsetzung ist in Diskussion, eine wird eine verpflichtende und eine freiwillige Komponente geben. Andere Städte haben dies schon längst vorgemacht, z.B. San Franscisco und Los Angeles. Aber auch Länder zeigen wie es geht: In Irland wurde eine Abgabe je Plastiktüte von 44 Cent eingeführt. Seither sank der Pro-Kopf-Verbrauch von 328 auf 18 Tüten.
  • Projekte unterstützen
    Denn was ist mit dem Restmüll, der im Meer treibt. Es gibt 2 spannende Projekte Zwei bekannte Projekte: „The Ocean Cleanup“ von Boyan Slat und „One Earth – One Ocean“ von den zwei Deutschen Günther Bonin und Helmut Paulus
  • Sich informieren
    Der BUND hat ein sehr gutes Infoheft zum Thema Plastik rausgebracht, das man kostenlos downloaden kann.
  • Mithelfen
    Regelmäßig finden von Naturschutz-Organisationen, wie NABU, BUND, WWF oder Greenpeace, oder von regionalen Vereinen Müllsammelaktionen statt.

 

Die Zahlen in einer Infografik

Das Teilen der nachfolgenden Infografik ist erwünscht. Wir freuen uns bei einer Nutzung über eine Verlinkung.

Unsere Plastik Welt in Zahlen von nachhaltig-sein.info

 

Vorherige Woche kam Folge 1, in der es um die Verbreitung von Plastik im Meer & in unseren Binnengewässern und die Treiber dieser Entwicklung.

 

Artikelbild: Chris Jordan

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